Interview: Thema BM-Ferienaktion Abenteuer an der Dhünn-Talsperre

Wermelskirchen · In der Staumauer der Großen Dhünn-Talsperre erlebten die Ferienkinder eine Schrecksekunde. Später ging's an den Bach.

 Patrizia Apostolides erkundet mit den Teilnehmern der BM-Ferienaktion das Leben in der Dhünn.

Patrizia Apostolides erkundet mit den Teilnehmern der BM-Ferienaktion das Leben in der Dhünn.

Foto: NIco Hertgen

Was steckt hinter der blauen Tür? Der neunjährige Ole - und mit ihm acht weitere Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren - ist gespannt wie ein Flitzebogen. Die Tür ist gut verriegelt. "Wenn sie ein Unbefugter öffnet, springt die Alarmanlage der Großen Dhünn-Talsperre an", sagt Patrizia Apostolides vom Naturgut Ophoven. Sie geht mit den Kindern im Rahmen der BM-Ferienaktion auf Entdeckungstour an der Großen Dhünn-Talsperre. Mit ihrer Codekarte öffnet sie die blaue Tür.

Dahinter geht's steil bergab: Der Kontrollgang durch den Staudamm führt über 300 Stufen 60 Meter tief hinab ins Innere des Staudammes der Talsperre. Es wird kühler und kühler. Vorher, noch in der Wärme der Sonne, haben die Kinder bereits einen Blick "in den Schlund der Hölle" werfen können: vom Steg, der hoch über dem Wasser zum Entnahmeturm führt, direkt in den 50 Meter tiefen, breiten Betontrichter, in den das Wasser bei Hochwasser abläuft. "Ich habe den Grund gesehen", sagt Ole.

Der Blick hinunter erfordert bereits Schwindelfreiheit. Manch einer tritt zaghaft an das Gitter, um hinabzusehen, will es später aber nicht zugeben. Genauso, als endlich alle wohlbehalten unten auf dem "Grund der Talsperre" angekommen sind. Der Kontrollgang verläuft jetzt waagerecht. Die Kinder stehen eng gedrängt. Es ist feucht, überall an den Wänden des Ganges rinnt Wasser herab, von der Decke tropft es. "Der Staudamm ist nicht ganz dicht", sagt die Führerin. Ihre Stimme hallt von den glatten Wänden zurück. Rechts neben der Treppe verläuft ein kleiner Kanal, der das Wasser aufnimmt. Es fließt in ein Becken, das auf einer Waage steht. Sie misst, wie viel Wasser durch den Staudamm hindurchdringt. Ist das Becken voll, entleert es sich automatisch, und das Wasser fließt ab.

Genau in dem Moment, als Patrizia Apostolides das Verfahren erklärt, passiert es: Ein heftiges, knallartiges Zischen lässt die Besucher zusammenfahren. Eine Schrecksekunde lang weiten sich die Augen der Besucher: Ist der Damm geborsten? Dringt jetzt Wasser ein? Die Führerin beruhigt. "Jetzt hat sich das Ventil des Beckens geöffnet", sagt sie. "Das Wasser aus dem Waage-Becken fließt ab." Alle atmen auf.

Am Ende des Ganges wollen wir wissen: Wer hat sich erschrocken? Keine Antwort. Dann stellt Ole fest: "Du!" und zeigt auf den Reporter. Ja, er hat recht, aber es wissen alle: Der Reporter war nicht der Einzige.

Nachdem sie sich vergewissert hat, dass alle dicht beisammen sind, knipst Apostolides unerwartet noch kurz das Licht aus. Es herrscht absolute Dunkelheit und Stille. Die Große Dhünn-Talsperre scheint plötzlich bedrohlich nahe zu sein. Dann ist es Gott sei Dank wieder hell, der Gang biegt ab, und noch ein kurzes Stück - das Sonnenlicht und warme Luft haben die Kinder wieder.

Die Gruppe steht jetzt an der Stelle, an der das Wasser aus der Talsperre im hohen Bogen in die Dhünn fließt. Die elfjährige Leonie blinzelt in die Sonne. "Ich hatte keine Angst im Kontrollgang", sagt sie. "Aber alleine möchte ich da nicht durchgehen." Ähnlich äußert sich Till: "Es war cool da drinnen - alles so feucht und kühl."

Jetzt geht's weiter zu einem flachen Ufer der Dhünn. Dort werden sie nach Bachflohkrebsen, Köcherfliegenlarven und anderen winzigen Tierchen Ausschau halten. Insgesamt wird die Entdeckungstour rund um die Talsperre rund drei Stunden dauern.

(bege)
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