Wermelskirchen Aggressive und wütende Kinder - oft sind überforderte Eltern schuld

Wermelskirchen · Immer mehr Kinder tragen eine erschreckende Wut in sich, werden im Laufe der Zeit aggressiver - warum das so ist, was dagegen hilft und wie man sich in solchen Fällen verhalten sollte, erklärte Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Michael Winterhoff gestern 180 Lehrern, Erziehern und Jugendarbeitern bei einer Fachtagung des Evangelischen Kirchenkreises Lennep in Hünger.

Die schnelllebige Zeit und die digitale Revolution führt nicht nur bei vielen Erwachsenen zu Überforderung, sie hat auch deutliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder, sagte Winterhoff. Wut und Aggression sind die Folge. Und die Anzahl der verhaltensauffälligen Kinder steigt. Der Experte für psychische Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen wurde als Referent zum Thema "Mit Wut und Aggression von Kindern und Jugendlichen umgehen" eingeladen. Dass das Thema bei den Fachleuten akut sei, mache die hohe Anzahl der Teilnehmer deutlich, die aus der gesamten Region angereist seien, sagte Schulreferentin Dagmar Cronjäger: "Die Anfragen häufen sich, die Fälle nehmen zu, in denen Lehrer, Erzieher oder Betreuer von Kindern berichten, die sich ihnen gegenüber aggressiv verhalten." Dabei machte sie deutlich: "Kloppereien hat es in den Schulen schon immer gegeben, doch mittlerweile haben sie eine andere Dimension angenommen."

Viele ihrer Kollegen würden oftmals ratlos zurückbleiben und nicht wissen, wie sie mit solchen Kindern umgehen sollen. Bei der Fachtagung wurden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. "Hier geht es um eine große Misere. Kinder und Jugendliche entwickeln sich heute nicht mehr altersgerecht und kommen in eine emotionale, soziale und psychische Schieflage", betonte Winterhoff. Eine Schieflage, die sie in ihrem gesamten Leben negativ beeinflusst. Wut und Aggression sowie eine allgemeine Unzufriedenheit sind die Folgen. Und was ist der Grund dafür? Schuld sind nach Einschätzung des Experten oft überforderte Erwachsene, die ihr Kind nicht mehr anleiten und begleiten, sondern es alles frei entscheiden lassen. Winterhoff: "Das ist eine fatale Entwicklung. Denn die Psyche kann sich nur mit einem Gegenüber bilden." Ein Kind brauche einen in sich ruhenden Erwachsenen, der das Kind als Kind sehe und nicht als eine Person, die für sich selbst Entscheidungen treffen könne.

(sebu)
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