Tagebuch Sri Lanka Alles steht meterhoch unter Wasser

Wermelskirchen · "Steigt das Wasser noch?" Diese Frage stellen wir uns seit Donnerstag Abend und können sie immer noch mit "Ja" beantworten. Der einstige Fluss, der in der Nähe unseres Hauses entlang floss, hat sich mittlerweile zu einem reißenden Strom entwickelt. 50 Meter breiter zu beiden Seiten und etwa fünf Meter tiefer ist er nun. Die Straße liegt teilweise drei Meter unter der Wasseroberfläche, entsprechend wurden Motorräder gegen Boote eingetauscht.

 In Baddegamae, im südwestlichen Sri Lanka, steht alles unter Wasser. Bei manchen Häusern ragt nur noch das Dach heraus. Auch die Nachbarn von Alicja Salamon (re.) haben mit den Wassermassen zu kämpfen.

In Baddegamae, im südwestlichen Sri Lanka, steht alles unter Wasser. Bei manchen Häusern ragt nur noch das Dach heraus. Auch die Nachbarn von Alicja Salamon (re.) haben mit den Wassermassen zu kämpfen.

Foto: Salamon (2)

Die Häuser, die sich in Flussnähe befinden, sind größtenteils bis unters Dach mit Wasser gefüllt und nicht mehr bewohnbar. Selbst unser Nachbar, der seit 70 Jahren in dem Dorf lebt, sagt, er habe so etwas noch nie erlebt. Ausgelöst wurde das ganze Desaster von schweren Regenfällen, die im Gebirge, um die Stadt Ella herum, gewütet hatten. Dies hatte zur Folge, dass ganze Hänge ins Rutschen kamen und Dämme gebrochen sind. Das Wasser hat nun freie Bahn und sammelt sich in den Flüssen, die in Richtung Küstenregion fließen. Deshalb ist hier unten, trotz strahlendem Sonnenschein, alles überflutet, und wir sind quasi isoliert von der Außenwelt. In unserer Straße hat die Hälfte der Nachbarn ihre Häuser leergeräumt und Hab und Gut in Häusern, die etwas höher gelegen sind, untergebracht. Zwar ist das Haus, in dem ich lebe trocken, jedoch gibt es seit zwei Tagen keinen Strom und auch kein Leitungswasser mehr, da die Pumpe nicht mehr pumpt. Gemeinsam wurde ein Haus nach dem anderen geräumt und Kühlschränke und Betten, so gut es geht, ins Trockene gebracht. Alle Nachbarn haben angepackt, um so viel wie möglich vor dem dreckigen Wasser zu schützen. In den meisten Häusern dienen Löcher im Boden als Toilette, die jetzt natürlich gründlich ausgespült werden und der Inhalt stromabwärts fließt. So wird die Gefahr von Krankheitsübertragung jeden Tag größer. Das wirkliche Ausmaß der Schäden wird wahrscheinlich erst offensichtlich, wenn die Flut weg ist und die Holz- und Lehmwände getrocknet werden müssen. Nun hoffen wir darauf, dass das Wasser zurückgeht und mit der Aufräumarbeit begonnen werden kann. Dies wird dann sicherlich eine längerfristige Aufgabe werden. ALICJA SALAMON

(RP)
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