Wermelskirchen Andrea Bongers lässt in der Katt die Puppen tanzen

Wermelskirchen · Gut gelaunt kommt sie auf die Bühne: Die Hamburger Kabarettistin Andrea Bongers war am Freitagabend im kleinen Saal der Katt vor etwa 100 genauso spaßhungrigen Zuschauern mit ihrem Programm "Bis in die Puppen" zu Gast und erzählte davon, wie toll es ist, wenn man als Mutter endlich frei ist.

"Ich bin an einem historischen Moment angekommen, in der Mitte meines Lebens: Das Kind ist aus dem Haus, ich bin frei!" Aber schließlich habe sie auch viel dazu getan: "Er ist groß, kann laufen und vögeln - und all das ist mein Verdienst!" Auch wenn das Loslassen schwer sei: "Aber darin bin ich gut. Ich kann gut loslassen. Den ersten Mann, den zweiten, den Vater des Kindes." Und schnell war der Ersatz da: "Das letzte Kind trägt Fell", sang Bongers im ersten Lied des Abends.

Vielseitigkeit wurde bei Bongers großgeschrieben: So quatschte sie munter mit Herrn Kafka, ihrem musikalischen Sidekick am Klavier, schnappte sich im nächsten Moment die Gitarre, sang das herrlich freche Lied über den Welpenkindesersatz, ehe sie sich eine große Opa-Puppe über die Hände stülpte und diese über die Vorteile sinnieren ließ, die es hat, wenn man sich als Opa nur zeitweise um die Enkel kümmern muss. Denn Erziehung sei heute ja ein Manager-Job: "Früher sind Kinder aufgewachsen, heute werden sie großgezogen!" Für Opa war schnell klar: "Schlimmer, als bei der Erziehung keinen Plan zu haben, ist es, einen Plan zu haben."

Das Thema war allgegenwärtig - kein Wunder: "1600 Bücher kommen jedes Jahr in Deutschland zum Thema Erziehung auf den Markt. Ich habe sie alle gelesen." Dabei sei es doch so einfach: "Schon D. H. Lawrence sagte auf die Frage: Wie erziehe ich mein Kind? - Lass es in Ruhe." Aber wenn man bedenke, sagte Bongers weiter, dass Ratgeber sich im Print nach Pornos am besten verkauften, müsse man sich nicht wundern. "Da besteht ein Zusammenhang, ich weiß zwar nicht welcher, aber es ist faszinierend."

Bongers erzählte Geschichten, begleitet vom Klavier, die oft in neue Lieder übergingen. So etwa, als sie erst von ihrer verschwundenen Nichte erzählte, nur um diese dann ein Lied über die Nachteile der heute so weit verbreiteten Patchwork-Familien singen zu lassen: "Willst du wissen, was Patchwork ist? Patchwork ist der letzte Mist..."

Es war erfrischend, Bongers bei ihren verschiedenen Rollen zuzuschauen. Besonders dann, wenn sie ihre Puppen ins Spiel brachte. Weil sie dann immer die Stimmlagen und Dialekte anpasste. Da wurde die Wandelbarkeit der Hamburgerin deutlich - und das Publikum spendete folgerichtig völlig zurecht begeistert Applaus.

(wow)
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