Wermelskirchen Angst beim Abbiegen in Bollinghausen

Wermelskirchen · Auf der Landstraße 157 kracht es immer wieder. Autofahrer übersehen häufig die Linksabbieger Richtung Bollinghausen. Für die Polizei ist es kein Unfallhäufungspunkt.

 Egal ob aus Richtung Hünger oder Ostringhausen: Wer hier nach Bollinghausen abbiegt, lebt gefährlich.

Egal ob aus Richtung Hünger oder Ostringhausen: Wer hier nach Bollinghausen abbiegt, lebt gefährlich.

Foto: Jürgen Moll

Wer zwischen den beiden Auffahrten der A 1 Richtung Dortmund und Köln unterwegs ist, sieht immer häufiger heftige Auffahrunfälle. Und diese sind oftmals an der gleichen Stelle. Dort, wo die Straße Ostringhausen den Berg hinunter Richtung Autobahnbrücke führt, ist die Einfahrt nach Bollinghausen. Und genau an dieser Stelle kracht es laut Anwohner ständig. "Ich guck da schon gar nicht mehr hin, wenn ich mal wieder einen Knall höre", sagt Rade Matic, der direkt an der Straße wohnt. "Das hier ist ganz klar ein Unfallschwerpunkt. Wer nach Bollinghausen abbiegen will, lebt gefährlich", weiß Matic. Die Polizei sieht das ganz anders: Für sie ist es kein Unfallhäufungspunkt.

Mit seiner Einschätzung ist der 66-Jährige nicht alleine. Geht man durch die Hofschaft, wird einem fast überall das Gleiche berichtet. Jeder war entweder schon selbst betroffen oder kennt zumindest jemanden, der an dieser Stelle schon einen Unfall hatte. Besonders oft kracht es, wenn ein Autofahrer von der L 157 nach links Richtung Bollinghausen abbiegen möchte. "Da steht man dann auf der Straße und kann nur hoffen, dass schnell genug eine Lücke im Gegenverkehr kommt - bevor einem jemand von hinten reinfährt", sagt Matic.

Diese Erfahrung musste Uta Lenz erst am vergangenen Freitag machen. Ihre Mutter wohnt in Bollinghausen. "Die Fahrerin hinter mir hat einfach nicht aufgepasst und dann war es zu spät", sagt Lenz. Ihr Auto ist jetzt ein Totalschaden. Kurios: Nicht einmal ein Jahr ist es her, dass ihrem Sohn exakt derselbe Unfall passierte. "Diese Abbiegung ist einfach gefährlich", sagt Lenz.

Rade Matic hat auch ihren Unfall vor einigen Tagen mitbekommen. "Ich habe nur den Knall gehört und dachte 'nicht schon wieder'", berichtet Matic. "Da muss man jedes Mal schon beim Blinker setzen Angst haben." Genauso geht es Frauke Briehm, die ebenfalls in Bollinghausen wohnt. Wenn sie nach Hause fährt, ist der nervöse Blick in den Rückspiegel schon programmiert. Sie selbst hat bisher Glück gehabt, ihre Stieftochter hat es aber auch schon erwischt. "Sie wollte hier die Kinder abholen, als ihr eine Frau hinten reingefahren ist", sagt Briehm.

Eine Ursache für die vielen Unfälle sieht sie in der Nähe zur Autobahn. Die Leute seien nach dem Abfahren noch im Geschwindigkeitsrausch. "Hier fahren alle viel zu schnell", sagt Briehm. Auch Matic stimmt zu: "An Tempo 50 wird sich nicht mal annähernd gehalten."

Es gab sogar schon Tage, an denen Matic gleich zwei Unfälle gezählt hat. Ob die Autofahrer dabei von oben oder unten kommen, sei egal. "Von unten ist das Risiko, dass man so lange auf der Straße steht, von oben ist es der Schwung durch den Berg", erklärt Matic. "Die Leute sind ungeduldig sind und haben es immer eilig", sagt Matic. Nicht selten wird er sogar angehupt, wenn er langsamer wird und blinkt, weil er von oben rechts abbiegen will. "Manchmal überholen die sogar bei Gegenverkehr", berichtet Matic. "Auf der anderen Seite fahren die Autos über den Gehweg am wartenden Linksabbieger vorbei", erzählt Matic und schüttelt den Kopf.

Das gleiche erlebt der Bollinghausener Björn Bangert Tag für Tag. Er muss wegen seines dort ansässigen Gartenbau-Unternehmens mehrmals täglich nach Bollinghausen abbiegen. "Das geht manchmal sehr knapp zu", sagt er. Seinem Vater Uwe Wisniewski wurde vor einem halben Jahr dort das Auto kaputt gefahren. "Aber nicht nur das Auto. Ich war drei Wochen krankgeschrieben und musste jeden Tag zum Arzt, um Spritzen für Rücken und Nacken zu bekommen", sagt Wisniewski. Er befürchtet, dass es irgendwann jemanden noch schlimmer als ihn erwischen könnte. "Zum Beispiel, wenn man bei einem Auffahrunfall in den Gegenverkehr geschoben werden sollte. Das will man sich gar nicht ausmalen", sagt er.

Als kurzfristige Lösung fällt ihm nur eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h ein. Sein Sohn hingegen denkt, dass das schwierig durchsetzbar ist und eine bauliche Lösung mehr Sinn macht. "Wenn auf der anderen Seite ein Industriegebiet samt Kreisverkehr hinkommt, wäre das Problem aus der Welt", überlegt Bangert.

(kron)
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