Wermelskirchen Anwohner tolerieren laute Jecken

Wermelskirchen · Anders als in einigen Karnevalshochburgen ist die Zahl der Beschwerden in Wermelskirchen nicht gestiegen. Der Dabringhausener Festausschuss lobt die Toleranz der Anwohner. Auch das Team der Katt baut auf gute Nachbarschaft.

 An Rosenmontag strömen bis zu 15 000 Jecken nach Dabringhausen. Wer Anwohner und kein Karnevalist ist, braucht eine gewisse Nachsicht.

An Rosenmontag strömen bis zu 15 000 Jecken nach Dabringhausen. Wer Anwohner und kein Karnevalist ist, braucht eine gewisse Nachsicht.

Foto: Jürgen Moll

Die Wermelskirchener freuen sich auf die Karnevalstage. Und auch die Nicht-Jecken möchten den Feiernden den Spaß offensichtlich nicht verderben. "Die Anzahl der Beschwerden wegen Lärmbelästigung liegt bei uns absolut im Rahmen", sagt Andreas Posingies, Sprecher des Dabringausener Festausschusses. Auch der Polizei sowie dem städtischen Ordnungsamt sind nach eigenen Angaben keine gestiegen Zahlen von Anwohnerbeschwerden bekannt. "Wir sind wirklich sehr dankbar für so viel Toleranz der Nicht-Jecken", sagt Posingies.

In anderen Städten ist die Toleranz-Schwelle deutlich niedriger. Zuletzt war bekannt geworden, dass vor allem im Rheinland immer mehr Anwohner über zu laute Musik bei Karnevalsveranstaltungen klagen. In Düsseldorf beispielsweise wurde vor einer Woche eine Brauhaussitzung wegen wiederholter Beschwerden abgebrochen. Ähnliches berichteten die Karnevalisten aus Mönchengladbach und Köln.

Dem Dabringhausener Festausschuss sei sehr daran gelegen, dass Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich ausfallen, sagt Posingies. Bei Veranstaltungen wie der Altweiberparty, die in der Mehrzweckhalle stattfinden, würden beispielsweise die Türen geschlossen. Posingies: "Da achten wir sehr drauf." Damit gerade auch an Rosenmontag, wenn mitunter mehr als 10 000 Jecken durch die Straßen strömen, alles möglichst reibungslos verläuft, steht der Festausschuss in engem Kontakt zum Ordnungsamt. Aufgrund der hohen Besucherzahlen an den Karnevalstagen könne man eine vollständige Vermeidung von Störungen jedoch nicht gewährleisten.

Nach Angaben des Ordnungsamtes ist der Lärm auch nicht der häufigste Grund für Beschwerden bei Großveranstaltungen in Wermelskirchen. Sozialdezernent Jürgen Graef spricht stattdessen vom Fehlverhalten einiger Bürger, die Grenzen überschreiten würden. Graef nennt Wildurinierer und auch Formen der Randale zu Matinee als Beispiele.

In der Kattwinkelschen Fabrik seien noch keine Großveranstaltung und kein Konzert wegen anhaltender Beschwerden abgebrochen worden, sagt die Leiterin Eva-Maria Ponsar und ergänzt: "Manchmal fühlen sich die Nachbarn natürlich gestört, was ich auch gut verstehen kann." Aber die Katt müsse schließlich Geld verdienen. Ohne einen gewissen Lärmpegel sei das nicht möglich. Allerdings seien Veranstaltungen wie das Oktoberfest Ausnahmen. Zudem würden Besucher darauf hingewiesen, möglichst leise den Heimweg anzutreten.

Ponsar setzt auf einen guten Draht zu den Anwohnern. Aktuell plant sie wieder ein nachbarschaftliches Kaffeetrinken. Dabei sollen sich das Katt-Team und die Anwohner besser kennenlernen, um einen vertrauteres Verhältnis zu schaffen. "Mir ist eine gute Nachbarschaft sehr wichtig", sagt die Katt-Leiterin. Ebenso wichtig sei es, über Probleme reden zu können. Ponsar hat bei einigen Bewohnern auch einen gewissen Stolz ausgemacht, in unmittelbarer Nähe eines der gefragtesten (kulturellen) Anlaufpunkte des Bergischen Landes zu leben.

Da ist es auch nicht so schlimm, wenn es mal etwas lauter wird.

(RP)
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