Wermelskirchen Aufschwung ja, aufatmen nein

Wermelskirchen · Die Auftragsbücher sind auch bei den Wermelskirchener Firmen wieder voller als im vergangenen Jahr. Aber viele Unternehmer trauen dem Aufschwung noch nicht. Einige haben aber wieder neues Personal eingestellt.

Ein deutliches Wirtschaftswachstum prognostizieren die deutschen Experten für diesen Herbst. Die Wirtschaft laufe auf Hochtouren, der Aufwärtstrend werde sich fortsetzen, glauben die sogenannten Wirtschaftsweisen. Doch wie sieht es vor Ort aus, herrscht auch bei den Wermelskirchener Firmen eine derartige Hochstimmung?, fragte die BM gestern bei Unternehmern nach.

"Ich traue dem Braten nicht", sagt Walter vom Stein, Chef der Firma Steintex und stellvertretender Vorsitzender des lokalen Wirtschaftsgremiums der Industrie- und Handelskammer (IHK). Er bezeichnet die Auftragslage seiner Firma zwar als "lebhaft". Seit dem Frühjahr sei wieder ein Aufschwung um 20 bis 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.

"Wir sind aber noch sehr weit von dem Level unserer besten Jahre entfernt", sagt er. Auf keinen Fall könne man sich aber beruhigt zurücklehnen, betont Walter vom Stein und erläutert: "Wir profitieren jetzt von antizyklischen Investitionen." Ein Nachlassen, weitere Anstrengungen seien aber immer notwendig.

Tente-Rollen stellte wieder ein

Dies bestätigt auch Paul Mutz, einer der beiden Geschäftsführer der Firma Tente-Rollen. "Wir hatten bisher ein sehr gutes Jahr", freut er sich und prognostiziert einen Jahresumsatz von 75 Millionen Euro. Zum vergleich: Der beste Umsatz in der Geschichte von Tente-Rollen mit 87,7 Millionen Euro Jahresumsatz erreicht worden: "Aber im Jahr darauf kam der Absturz auf 61 Millionen", relativiert er.

Die Konjunktur sei heutzutage so schnelllebig, dass man sich niemals sicher fühlen könne. Deshalb habe auch Tente-Rollen in den hoffentlich zurückliegenden schlechteren Zeiten weiter investiert, die Produktpalette erweitert und kurzfristige Projektaufträge bedient.

Die seien teilweise mit Leiharbeitern geleistet worden. "Wir haben jetzt wieder 400 Beschäftigte, ohne die Leiharbeiter, aber einschließlich der Auszubildenden. Ende 2009 hatten wir unser Personal auf 350 abbauen müssen, wobei wir aber einige Mitarbeiter jetzt wieder zurückholen konnten", berichtet Mutz.

Beim Landmaschinenhersteller Rasspe lässt indes der Konjunkturaufschwung noch auf sich warten. Geschäftsführer Michael Flanhardt sagt: "Wir sind mit unserem Personalstamm von 110 Mitarbeitern stabil, aber unsere Branche braucht immer etwas mehr Zeit für einen Aufschwung."

Ein Plus von 20 bis 30 Prozent sehe er aber als realistisch gegenüber dem Vorjahr an. Allerdings habe Rasspe das Problem der allgemeinen Stahlverknappung und -verteuerung, fügt er hinzu.

(RP)
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