Wermelskirchen Awo-Eltern planen Protestmarsch

Wermelskirchen · Die Elternschaft fühlt sich als "Spielball der Stadtverwaltung". Die sieht aber keinen Handlungsgrund und wird dem Träger der Awo-Kita auch nicht kündigen. Sollte doch die Awo kündigen, muss bis 30. Juni 2017 eine Lösung her.

 2009 gingen Eltern, Erzieher und Kinder der Awo-Kita Jörgensgasse schon einmal auf die Straße, um für den Erhalt ihrer Einrichtung zu demonstrieren.

2009 gingen Eltern, Erzieher und Kinder der Awo-Kita Jörgensgasse schon einmal auf die Straße, um für den Erhalt ihrer Einrichtung zu demonstrieren.

Foto: Nico Hertgen

Kathrin Schopphoffs Entrüstung, ja Zorn richtet sich gegen die Stadt Wermelskirchen: "Die gehen mit uns um, als seien wir, die Eltern und ihre Kinder, Spielbälle. Da wird mit dem Gefühl von Menschen gespielt. Das ist eine ganz fiese Nummer." Das Mitglied des Elternbeirates der Awo-Kita Jörgensgasse gibt die Stimmungslage wieder, die derzeit unter der Elternschaft herrscht. Der Beirat hat jetzt einen Protestmarsch angemeldet: Am kommenden Montag, ab 10.30 Uhr, geht's von der Jörgensgasse bis vors Rathaus. "Hoffentlich unterstützen uns viele Bürger bei unserem Protest", hofft sie. Vor dem Rathaus wird gesungen und "Geräusche gemacht" - sie wollen zeigen, dass sie da sind.

Worum geht es? Der Träger der Kita, der Awo-Kreisverband Rhein-Oberberg, hat ein Defizit von rund 870.000 Euro, entstanden durch Tarifsteigerungen in den vergangenen Jahren. Die Kibiz-Pauschalen des Landes decken die Kostensteigerungen nicht mehr. Eine Lösung zur Kostendeckung hat der Kreisverband nicht. Er hofft, dass die Kommunen vor allem alte Kitas übernehmen. Die Stadt Wermelskirchen hat bereits die Verträge mit der Awo über die Offenen Ganztagsschulen gekündigt (BM berichtete).

Jetzt gibt es einen Brief der Awo-Geschäftsbereichsleiterin Alwine Pfefferle an die betroffenen Eltern, in dem sie schreibt, dass "nicht zu befürchten ist, dass Kinder vor verschlossenen Türen stehen, wenn die Awo tatsächlich eine Trägerschaft zurückgibt". Dann falle die Einrichtung an die zuständige Kommune. Diese könne die Trägerschaft erneut ausschreiben.

Jetzt soll es aber eine Äußerung des Sozialdezernenten Jürgen Graef geben, dass die Kita geschlossen werde, wenn die Awo ihre Trägerschaft aufgebe.

Diese Aussage bestätigt Jürgen Graef so gegenüber der Bergischen Morgenpost nicht. "Wir haben kein Interesse daran, dass die Awo die Trägerschaft kündigt", sagt er. Die Stadt werde jedenfalls nicht kündigen. Das betont auch der Bürgermeister Rainer Bleek. "Wir müssen keine Entscheidung treffen. Der Ball liegt bei der Awo." Alles sei völlig offen. Wenn die Awo ihre Trägerschaft kündige, müsste das bis zum 30. Juni 2016 geschehen. "Dann bleibt die Awo aber bis 30. Juni 2017 Träger des Kindergartens", erläutert Bleek. Er erklärt, dass die Stadt nicht aussteigen wolle. "Wir haben auch nicht am Montag ein Gespräch mit der Awo."

Klar aber ist, dass die Stadt in die Bresche springen müsse, wenn die Awo ihre Trägerschaft kündige. "Wir müssen als öffentlicher Träger der Jugendliche den Rechtsanspruch für U3 und Ü3 sicherstellen", sagt Graef. Dabei gebe es, sollte der Kündigungsfall eintreten, drei Optionen: Die Stadt übernimmt den zweigruppigen Kindergarten mit oder ohne Mitarbeiter, ein freier Träger wird gesucht, oder die Stadt erfüllt den Rechtsanspruch, ohne die Kita an der Jörgensgasse weiter zu betreiben. "Welche der Möglichkeiten greift, ist heute offen. Es bleibt dabei: Die Awo ist am Zug. Wir sehen keine Notwendigkeit zu kündigen", sagt der Dezernent.

(RP)
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