Wermelskirchen Banken raten von Dispo-Nutzung ab

Wermelskirchen · Die oft zweistelligen Dispozinsen werden zurzeit stark kritisiert. Auf Bundesebene denkt die Politik über Maßnahmen nach, um mehr Transparenz zu schaffen. Die Wermelskirchener Banken begrüßen das und empfehlen Ratenkredite.

Untersuchungen der Stiftung Warentest belegen, dass viele Kreditinstitute die Höhe ihrer Dispozinsen verbergen. Bei einer Umfrage im August verweigerten zwei Drittel aller Banken eine Auskunft. In Wermelskirchen sieht das anders aus. Sparkasse, Commerzbank und Volksbank teilten auf Anfrage unserer Redaktion bereitwillig die Höhe ihrer Dispozinsen mit. "Transparenz und Kundennähe sind uns sehr wichtig", sagt Sparkassen-Vorstandsmitglied Hans-Jörg Schuhmacher stellvertretend für alle Banken. Außerdem raten die Banken von der Dispo-Nutzung ab. "Da gibt es heute viel günstigere Alternativen", erklärt Schumacher.

Als Reaktion auf die Erkenntnisse der Stiftung Warentest will die Bundes-CDU hohe Dispozinsen per Gesetz bekämpfen. Beim derzeit niedrigen Zinsniveau seien die Dispozinsen unangepasst. Die Höhe des Dispozinses sei aber laut Banken begründet. "Die Zinsen sind höher, weil damit ein größerer Aufwand verbunden ist. Bei jeder Inanspruchnahme des Dispos muss sich jemand damit beschäftigen", erklärt Uwe Schmidt, Leiter des Privatkundenbereichs der Volksbank Remscheid-Solingen. Das bestätigt auch die Sparkasse. "Beim Dispo sind sowohl der Aufwand, als auch die Ausfallraten höher", erläutert Schumacher. Deshalb solle man weniger über die Höhe der Zinsen sprechen, sondern mehr über die Nutzung des Dispo allgemein. An der Sparkasse vergleicht man den Dispokredit gerne mit einer Taxi-Fahrt. "Die ist nämlich nur in kurzfristigen Ausnahmefällen sinnvoll. Eine Monatskarte ist viel günstiger", sagt Schumacher mit einem Augenzwinkern. Im übertragenen Sinn sei die günstige Monatskarte bei Krediten der Ratenkredit. Dieser sei einfacher zu verwalten, und daher zinsgünstiger und übersichtlicher für die Kunden. Deshalb würden in Wermelskirchen sowieso nur noch wenige Kunden den Dispo nutzen. Der Empfehlung schließt man sich bei Volks- und Commerzbank an. Die Volksbank berichtet sogar, dass in den vergangenen Jahren etwa 50 Prozent des Dispovolumens in Ratenkredite umgeschuldet wurde. Das liege auch daran, dass die Kunden stets über Alternativen informiert werden. "Denen geht es teilweise schon auf die Nerven, dass wir regelmäßig anrufen, wenn eine Umschuldung Sinn macht", berichtet Schmidt lachend. Zur besseren Information sind zudem auf den Homepages sowie in den Filialen aller drei Banken die Dispozinsen aufgeführt.

Die Commerzbank bietet sogar einen sogenannten "Kunden-Kompass" an, der jederzeit die momentane Finanzsituation anzeigt. "Wir wollen den Kunden ja auch keine Fallen stellen. Sie sollen stets bestens informiert sein", sagt Matthias Kretschmer, Pressesprecher der Commerzbank. Auch die Sparkasse bietet einen "Kontowecker" an, der Kunden per E-Mail oder SMS über ihre Umsätze informiert.

Neben den hohen Kosten für den Dispokredit warnen die Banken aus einem weiteren Grund. Wer zu oft ins Minus rutscht, werde in einem internen Ranking hochgestuft. "Das bedeutet Nachteile bei späteren Kreditvergaben", erklärt Schmidt. "Deshalb raten wir jedem, den Dispo zu vermeiden. Das ist für alle Seiten am besten", sagt Schmidt.

(kron)
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