Wermelskirchen Barrierefrei ins Schwimmbecken

Wermelskirchen · Die Stadt hat 12.000 Euro in die Ausstattung des Quellenbades investiert, um Barrieren für Menschen mit Behinderung zu reduzieren. Alle neuen Geräte können in ein neues Bad integriert werden. Bleek: "Ein kleiner Beitrag zur Inklusion."

 Im Hallenbad gibt's jetzt einen neuen Wasserlift, mit dem Menschen mit Behinderung ins Becken gehoben werden können. Schwimmmeister Joachim Hagenbücher, Brigitte Hallenberg und Christiane Beyer (r.) deuten an, wie das knapp 10.000 Euro teure Gerät funktioniert.

Im Hallenbad gibt's jetzt einen neuen Wasserlift, mit dem Menschen mit Behinderung ins Becken gehoben werden können. Schwimmmeister Joachim Hagenbücher, Brigitte Hallenberg und Christiane Beyer (r.) deuten an, wie das knapp 10.000 Euro teure Gerät funktioniert.

Foto: Sebastian Radermacher

Joachim Hagenbücher macht die Situation an einem Beispiel deutlich: Er steht in einer Umkleide für Behinderte und schaut auf die Tür. "Mit einem größeren Elektro-Rollstuhl kommt man dort leider nicht durch", sagt der leitende Schwimmmeister im Quellenbad. Es ist eine von mehreren Barrieren, mit denen Badegäste mit Handicap bislang konfrontiert wurden. Und dass es in Wermelskirchen viele Menschen mit Behinderung gibt, die gerne im Quellenbad schwimmen möchten, werde immer wieder an die Mitarbeiter im Bad herangetragen. "Der Bedarf ist definitiv vorhanden", sagt Hagenbücher.

In Zusammenarbeit mit dem Beirat für Menschen mit Behinderung hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten überprüft, wie die Situation im Hallenbad für Behinderte verbessert werden kann. Christiane Beyer hat diesen Prozess im Amt für Soziales und Inklusion koordiniert. "Mittlerweile ist das Quellenbad barrierearm", sagt sie zufrieden. Barrierefrei sei es aber noch nicht, denn dazu würde noch mehr gehören, etwa spezielle Wegweiser für Sehbehinderte.

Die Stadt hat rund 12.000 Euro investiert, um Barrieren für Menschen mit Behinderung zu reduzieren. So wurde zum Beispiel eine zweite Umkleide für Behinderte errichtet, die größer ist und breitere Türen hat. In der neuen Kabine steht auch eine nagelneue Liege, die auf Knopfdruck höhenverstellbar ist. "So können sich Menschen mit Behinderung hier besser umziehen", sagt Beyer. Zudem hat die Verwaltung einen Rollstuhl gekauft, mit dem die Badegäste in den Duschbereich fahren können.

Die größte Investition war ein neuer Wasserlift, mit dem Badegäste ins Schwimmbecken gehoben werden können. Knapp 10.000 Euro kostete das hochmoderne Gerät. Diese Investition war aber notwendig, wie Hagenbücher betont. "Wir hatten einen alten mechanischen Lift, der war aber verrostet und so nicht mehr nutzbar." Immer mal wieder hätten sich Badegäste gemeldet und nach der Möglichkeit eines Liftes für Behinderte gefragt - nun können Menschen mit Handicap das Quellenbad viel besser nutzen. Alle Mitarbeiter des Bades wurden speziell geschult und wissen, wie der Lift zu bedienen ist. "Es ist für Menschen mit Behinderung einfach wichtig, dass auch sie im Quellenbad schwimmen können", betont Bürgermeister Rainer Bleek. Von daher sei dies eine sinnvolle Investition gewesen. Bleek: "Es ist ein kleiner Beitrag zur Inklusion." Zum Vergleich: Der erforderliche Behindertenaufzug, den die Stadt am ehemaligen Polizeigebäude installieren muss, kostet nach Aussage des Bürgermeisters 260.000 Euro. Speziell bei der Inklusion könne man aber auch schon mit kleinen Schritten einiges bewegen. Positiv: Alle jetzt angeschafften Geräte können in ein neues Bad - die Politik hat bekanntlich einen Neubau beschlossen - integriert werden.

Der Bürgermeister betont, dass die Verwaltung auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen das Thema Inklusion stets im Blick habe und versuche, Barrieren abzubauen. Lediglich bei der Finanzierung der Maßnahmen zur Inklusion ist Bleek nicht zufrieden. "Keine Frage: Solche Maßnahmen sind notwendig und werden von uns auch umgesetzt", sagt er. Aber: "Die Finanzierung ist nicht richtig austariert." Letztlich seien es Leistungen, die die Stadt erbringen müsse. Fördermittel seien aber nur selten verfügbar. Also müssen für den Großteil solcher Investitionen Mittel aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt werden.

Brigitte Hallenberg, die Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderung, stand mit der Stadtverwaltung in den vergangenen Monaten im Austausch und machte Anregungen. "Ich bin sehr zufrieden, wie es jetzt geworden ist", sagt sie beim Verlassen des Hallenbades. Draußen wird übrigens noch eine weitere (kostenfreie) Maßnahme umgesetzt: Am Personaleingang an der Rückseite des Gebäudes wird mindestens ein Behinderten-Parkplatz markiert. Dort können die Badegäste mit Handicap in Zukunft klingeln und anschließend direkt - ohne Treppenstufen - in den Umkleidebereich gelangen.

(ser)
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