Wermelskirchen Bauern haben Wildschweine im Visier

Wermelskirchen · Sie zerwühlen Felder, fressen den Mais und haben die Afrikanische Schweinepest nach Europa gebracht: Wildschweine stehen deswegen auf der Abschussliste der Jäger, zumal der Bestand seit Jahren wächst und die Schweinepest droht.

"Wir haben ein Schweineproblem". Kreislandwirt Peter Lautz blickte am Donnerstagabend besorgt in die Runde der heimischen Landwirte. Die Afrikanische Schweinepest habe im vergangen Jahr über Polen und Tschechien Europa erreicht, erinnerte er. Tote Wildschweine mit dem gefährlichen Erreger waren gefunden worden.

Nun sollte man meinen, dass die Afrikanische Schweinepest den Landwirten in Wermelskirchen keine schlaflosen Nächte bereitet. Es gibt keinen Schweinemastbetrieb im Stadtgebiet. "Ich könnte nicht mal sagen, ob bei uns auf einem Hof einzelne Schweine gehalten werden", sagt Torsten Mühlinghaus, Ortsvorsitzender der Kreisbauernschaft in Wermelskirchen. Und doch sind er und seine Berufskollegen besorgt. "Wenn die Afrikanische Schweinepest in unserer Region auftaucht, dann könnten uns die Konsequenzen hart treffen", erklärte der Kreislandwirt. Denn die Asiaten würden dann erfahrungsgemäß nicht nur die Einfuhr von Schweinefleisch stoppen, sondern auch von Rindfleisch und von Milch. "Es könnte ein Schaden von Milliarden-Euro entstehen", erklärte Lautz. Deswegen rief er zur engen Zusammenarbeit mit den Jägern auf.

Übertragen wird die Afrikanische Schweinepest nämlich durch die Wildschweine. Und deren Bestand beobachten auch die Landwirte in Wermelskirchen schon seit einigen Jahren mit großer Sorge. "Nehmen wir an, es gab früher 20 Wildschweine in unseren Wäldern", sagt Mühlinghaus, "wegen der milden Winter werfen inzwischen sie zweimal im Jahr." Geht man von fünf Frischlingen pro Bache aus, wachse die Wildschweinpopulation bei diesem Beispiel um 100 Tiere pro Jahr. "So viele Wildschweine werden aber nicht geschossen", sagt Mühlinghaus. Also wuchs der Bestand immer weiter. Die "blinde Zerstörungswut" der Tiere führe zu beschädigten Grünlandnarben und damit zu Ertragsausfällen sowie einem großen Mehraufwand für die Landwirte. Dazu kommt, dass der Dreck der Wildschweine beim Mähen ins Gras und damit in das Futter für Pferde und Kühe gelangen kann. Die leiden dann unter Koliken. "Und einen Hektar Mais rechne ich in jedem Jahr bereits für die Wildschweine ab", sagt der Landwirt.

In ihrer Forderung nach einer konsequenten Bejagung sind sich Mühlinghaus und Lautz einig: "In einigen Revieren funktioniert das schon sehr gut", sagt der Ortssprecher der Kreisbauernschaft und lobt die Jagdpächter. Man stehe in engem Kontakt. In anderen Revieren allerdings werde die Wildschweinjagd vernachlässigt. Die Jagd sei mühsamer als etwa auf Rehe, weiß Mühlinghausen und hat Verständnis für die Jäger. Hilfreich wäre es, wenn in NRW Nachtsichtgeräte für die Jagd erlaubt würden. "Denn als könnten die Schweine es riechen, siedeln sie sich in den Revieren an, in denen weniger konsequent gejagt wird", hat der Landwirt beobachtet. Sie ziehen von Feld zu Feld. Er betont: "Wir wollen die Artenvielfalt, aber der Bestand der Wildschweine muss wieder reduziert werden."

(RP)
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