Wermelskirchen Baumängel kosten Stadt eine Million Euro

Wermelskirchen · Der Pfusch beim Rathaus-Bau vor über 30 Jahren kommt Wermelskirchen teuer zu stehen. Die Statik ist nicht gefährdet. Momentan ruhen die Arbeiten für die Aluminium-Fassade. Bis Weihnachten soll die gesamte Sanierung fertig sein.

 An diesen Anblick werden sich die Wermelskirchen noch bis zum Jahresende gewöhnen müssen.

An diesen Anblick werden sich die Wermelskirchen noch bis zum Jahresende gewöhnen müssen.

Foto: Moll (Archiv)

Was die Politiker im Bauausschuss gestern Abend zu hören bekamen, verschlug ihnen kurzfristig die Sprache. Dass beim Rathaus-Bau kräftig gepfuscht wurde, wissen sie seit dem 5. Februar, als Bürgermeister Eric Weik mit dieser Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen ist. Gestern stellte Architekt Frank Kieseler (Gebäudemanagement) das Ergebnis des kurzfristig beauftragten Gutachters vor. Alle freiliegenden Armierungen müssen vom Rost befreit und dann neu mit Beton versiegelt werden; die komplette Fassade muss auf Hohlräume untersucht werden, um weitere Zerstörung oder Korrosion der Bewehrung festzustellen, die dann ebenfalls dringend behandelt werden müssen. Die allererste Schätzung des Gutachters zu den Kosten liegt bei 920 000 Euro. Die einzig gute Nachricht: Die Statik des Bürgerzentrums ist nicht gefährdet.

 Da ist der Pfusch an der Rathausfassade deutlich zu sehen: Die Eisen liegen zu dicht an der Außenkante und geben dem Beton keinen Halt. Feuchtigkeit dringt ein, es kommt zu Betonabplatzungen. Links sieht man auch die "Kiesnester": Es ist nicht zu der gewünschten Verbindung von Kies und Beton gekommen.

Da ist der Pfusch an der Rathausfassade deutlich zu sehen: Die Eisen liegen zu dicht an der Außenkante und geben dem Beton keinen Halt. Feuchtigkeit dringt ein, es kommt zu Betonabplatzungen. Links sieht man auch die "Kiesnester": Es ist nicht zu der gewünschten Verbindung von Kies und Beton gekommen.

Foto: Stadt

Die Fassadenbau-Firma hatte beim Entfernen der alten Marmorfassade und der Dämmung immer häufiger Stellen entdeckt, an denen Beton abgeplatzt war. Die Armierung lag frei und war verrostet. Ein Alarmsignal für die Fachleute in der Stadtverwaltung: So etwas passiert, wenn das Moniereisen, also die Bewehrung, falsch verarbeitet, also beim Bau gepfuscht wurde. Dann dringt Feuchtigkeit ein, das Volumen erweitert sich und sprengt den Beton ab. So zu entdecken an vielen Stellen, wo das Eisen zu nah am Betonrand verarbeitet wurde.

 Da ist der Pfusch an der Rathausfassade deutlich zu sehen: Die Eisen liegen zu dicht an der Außenkante und geben dem Beton keinen Halt. Feuchtigkeit dringt ein, es kommt zu Betonabplatzungen. Links sieht man auch die "Kiesnester": Es ist nicht zu der gewünschten Verbindung von Kies und Beton gekommen.

Da ist der Pfusch an der Rathausfassade deutlich zu sehen: Die Eisen liegen zu dicht an der Außenkante und geben dem Beton keinen Halt. Feuchtigkeit dringt ein, es kommt zu Betonabplatzungen. Links sieht man auch die "Kiesnester": Es ist nicht zu der gewünschten Verbindung von Kies und Beton gekommen.

Foto: Stadt

Innerhalb von drei Wochen hat nun ein Gutachter eine Stellungnahme erarbeitet. Seither ruht die Baustelle. Wo die Bewehrung frei liegt, muss das Eisen entrostet, also gestrahlt werden. Dann muss auf die Brüstungsteile eine wenigstens 20 Millimeter starke Überdeckungsschicht aufgebracht werden. Außerdem muss ein neuer Oberflächenschutz aufgetragen werden, damit es nicht noch einmal zu einer Oxidation des Eisens im Beton kommen kann.

Das Strahlen macht den Fachleuten derzeit Kopfzerbrechen. Denn es wird nach der Methode gesucht, die genutzt werden soll, wenn in dem Gebäude noch gearbeitet wird. Ob Sand, Trockeneis oder Luft - dass soll alsbald geklärt werden, hieß es gestern Abend im Bauausschuss.

Was aber passiert während des Strahlens der Fassade mit den Mitarbeitern in den Büros dahinter? Möglicherweise werden die Fenster abgeklebt, die Mitarbeiter siedeln kurzfristig um. Die anfängliche Überlegung, den Ratssaal als Großraumbüro zu nutzen, wurde nach BM-Informationen inzwischen verworfen. Denn das Umziehen würde mehr Zeit in Anspruch nehmen als das tatsächliche Strahlen an der Fassade. Möglicherweise werden in einem Sitzungszimmer PCs aufgestellt, wohin Mitarbeiter für wenige Tage mit ihren Rollcontainern umziehen können. Geprüft werden muss noch, wie stark die Verschmutzung der Büros durch das Strahlen sein wird.

In der Kostenschätzung ist auch ein Betrag von 100 000 Euro für Schadensersatzleistungen der Fassadenbaufirma aufgeführt. Ob diese Summe bleibt, ist derzeit offen. Sie kann niedriger, aber auch wesentlich höher werden. Als Fertigstellungstermin ist das Jahresende geplant. So soll am 23. Dezember die Baustelle freigeräumt werden. Bürgermeister Eric Weik gestern Abend gegenüber der BM: "Die Statik ist nicht betroffen. Und der Schaden ist reparierbar. Das sind gute Nachrichten. Aber es kostet viel Zeit."

(RP)
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