Wermelskirchen Behindertenbeirat prüft die Außengastronomie

Wermelskirchen · Tische, Stühle und Blumenkästen stehen nach Ansicht des Beirates auf dem sogenannten Gehweg-Laufband der Bürgersteige. Sie fordern eine durchgängige Breite von 1,50 Meter. Jetzt ist eine Begehung geplant.

Das Thema "kochte" nach der Sitzung des Beirates für Menschen mit Behinderung vor der Sommerpause hoch. Die Außengastronomie blockiereGehwege - der Beirat hatte hier besonders das Eiscafé Venezia im Visier. Der Vorwurf: Mit der neuen Außenbestuhlung im Bereich Kölner Straße und dem Radständer in der Telegrafenstraße verstoße das Eiscafé gegen die Sondernutzungssatzung. Das sah das Tiefbauamt anders: Das Eiscafé mache alles richtig und halte sich an die Vorgaben. Das sieht der Beirat aber ganz anders - auch heute noch. Und nennt wieder exemplarisch das Eiscafé. Jetzt wollen die Mitglieder aber nicht nur reden, sondern handeln: Zeitnah soll eine Begehung der Innenstadt stattfinden. Anschließend will man gemeinsam mit der Verwaltung eine Satzungsänderung erarbeiten. Das Ziel: 1,50 Meter durchgängige Breite.

Stühle, Tische, Blumenkästen, Radständer - an vielen Stellen der umgebauten Innenstadt stehen diese Dinge soweit im sogenannten Gehweg-Laufband, dass behinderte Menschen ausweisen müssen. Zum Teil eben auf die Fahrbahn. Das Laufband aber war bei der Umgestaltung der Innenstadt extra für die Führung von Behinderten angelegt worden.

Die gültige Sondernutzungssatzung hat die Laufbandbreite, die frei sein muss, auf 1,20 Meter festgelegt. Eigentlich 30 Zentimeter weniger, als das Mindestmaß dies vorschreibt. Aber der Ausschuss hat sich darüber hinweggesetzt.

Die schönen Spätsommertage aber zeigen es: Die Menschen fühlen sich wohl, nutzen die Außengastronomie. Da rückt mal ein Stuhl weiter vom Tisch weg, da stehen plötzlich, wie an der Pizzeria am Schwanen, schöne Blumenkästen vor der Umrandung, so dass Rollstuhlfahrer nicht mehr vorbeikommen und auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Und in der Kölner Straße hat die Stadt jetzt auch noch ein Tempo 20-Schild so ungeschickt aufgestellt, dass die Fläche noch mehr eingeschränkt wird.

Nun will der Beirat aber nicht nur schimpfen ("Wir wollen niemandem die Außengastronomie vermiesen", Brigitte Hallenberg, Vorsitzende), sondern plant eine Ortsbegehung. Eingebunden werden sollen Beiratsmitglieder, Fraktionsmitglieder sowie die Stadtverwaltung. Jürgen Löhmer (Lebenshilfe): "Es ist schlimm, dass selbst ernannte Fachleute die Politiker so informierten, dass in der Satzung die Breite auf 1,20 Meter reduziert wurde." Das Parken vor einem Metzgerladen sei der Politik anscheinend wichtiger als das Gehband für die Behinderten. Auch er freue sich über die neue Außengastronomie, aber warum sehe die Stadtverwaltung die Probleme nicht?

(RP)
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