Jürgen Becker Beim Sex von der Natur lernen

Wermelskirchen · Wenn Jürgen Becker auf der Bühne loslegt, wird es lustig. Der Kölner lässt sich dieses Mal über Fortpflanzung aus - das verspricht frivolen Spaß.

 Jürgen Becker tritt am kommenden Mittwoch in der Katt auf. Es gibt noch Karten.

Jürgen Becker tritt am kommenden Mittwoch in der Katt auf. Es gibt noch Karten.

Foto: Simin Kianmehr

Wermelskirchen Die Redaktion unterhielt sich mit einem gut aufgelegten Jürgen Becker über sein Programm "Volksbegehren - die Kulturgeschichte der Fortpflanzung", mit der er am Mittwoch, 15. Februar, in der Katt gastiert. Beginn ist um 20 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf 21, an der Abendkasse 24 Euro.

Herr Becker, Sie stehen nicht zum ersten Mal in der Katt auf der Matte.

Becker Ja, das ist quasi ein Heimspiel. Ich bin ja sonntags immer ganz in der Nähe.

In Hilgen?

Becker Genau, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Dort zeigen wir unsere Spielsachen - Motorräder. Da sind wir unter uns, sozusagen ein Biotop für Bekloppte. Früher habe ich diesen Begriff nur für Köln verwendet, aber bei diesem Treff wird auch niemand ernst genommen, da passt das auch.

Ist das Ihr Hobby?

Becker Männer brauchen ein Hobby. Viele Frauen bestätigen: Männer ohne Hobby sind nicht zu gebrauchen.

Aber sie dürfen doch den Müll raustragen.

Becker (lacht) Ein richtiges Hobby weckt die Leidenschaft im Mann. Und das schätzen Frauen daran.

Womit wir ja schon beim Thema Ihres Auftritts in der Katt sind.

Becker Genau! Diese Leidenschaft kann sich natürlich in vielen Bereichen auswirken.

Sie versprechen einen Blick durchs Schlüsselloch. Wohin führt dieser neugierige Blick?

Becker Was sagt uns die Erotik über uns selbst? Mit dieser Fragestellung habe ich das Thema mal von Grund auf beleuchtet und einen vergnüglichen Abend daraus gemacht. Sex gab es ja nicht schon immer auf der Erde. Am Anfang war sie wüst und leer. Wer schon mal in der Eifel war, der weiß ungefähr, wie es damals ausgesehen hat. Und dann kamen die Einzeller, die den ganzen Tag brunsdoof in der Gegend herumstanden. Sie hatten zwar nur Eines im Kopf - sich fortzupflanzen, das aber ohne Sex.

Durch Zellteilung?

Becker Genau. Das können viele Tiere heute noch. Das kann man beobachten, gerade in Wermelskirchen und Umgebung. Die Blattlaus nämlich. Wenn ihr nach Fortpflanzung zumute ist, kriegt sie einfach so ohne Zutun eines Lausbubs mal zehn Töchter am Tag.

Wenn's denn so einfach geht - wie kam es dann ihrer Meinung nach zum komplizierten Sex, also mit einem Partner?

Becker Die Frage ist berechtigt: Was soll der Quatsch? Sex ist überall, nicht nur beim Menschen, er ist in der gesamten Natur vertreten. Auch wenn Sie im Bergischen Land spazieren gehen, stellen Sie das fest. Nehmen wir zum Beispiel eine Birke. Eine Birke hat auch Sex. Sie kann natürlich nicht einfach in eine Kneipe gehen und eine andere Birke anquatschen. Stattdessen streut sie ihren Samen mittels Pollen in die Luft und hofft, dass eine andere Birke diesen Samen aufnimmt. Und sorgt somit für das Überleben zweier Arten: einmal ihrer eigenen Art und dann noch für die der Hautärzte in Form von Allergietestverfahren.

Und wir Menschen machen es so kompliziert.

Becker Stellen Sie sich vor, wir würden es machen wie die Salamander. Ein Salamandermännchen legt sein Samenpaket auf den Boden ab und lockt ein Weibchen an. Das rutscht dann darüber und schon ist der Samen befruchtet.

Sehr interessant. Kommt daher vielleicht der Ausdruck "rüberrutschen"?

Becker Genau. Ob das jetzt allerdings Spaß macht, weiß ich nicht.

Vermutlich. Sonst würden es die Salamander ja nicht machen.

Becker Sie haben recht. Die Natur hat es so eingerichtet, dass Sex Spaß macht. Und besonders dann, wenn man mit Raffinesse vorgeht.

Wie meinen Sie das?

Becker Bleiben wir beim Salamander. Es kommt vor, dass, bevor das Weibchen rüberrutscht, ein anderes Männchen sein Samenpaket über das des Ersten legt und so der Erste leer ausgeht. Überall in der Natur kann man beobachten, dass die Männchen sich Tricks ausdenken, ihren Samen unterzubringen, während die Weibchen delegieren, welches Männchen ihnen gefällt.

Der 15. Februar in der Katt scheint ein sehr lehrreicher Abend zu werden, Herr Becker.

Becker Wir alle können von der Natur viel lernen. Das Geweih des röhrenden Hirsches zum Beispiel ist nicht für den Fressfeind gedacht, sondern einzig und allein dafür, den Sexualkonkurrenten bei der Damenwelt auszuschalten. Sex wird auch in der Politik immer wichtiger. Ich bin gespannt, wann Fotos von Donald Trump à la Wladimir Putin mit entblößtem Oberkörper auf einem Pferd in der Öffentlichkeit erscheinen.

Ich hoffe nicht, von Angela Merkel.

Becker Nein, ich glaube nicht, das Angela Merkel testosterongesteuerte Politik macht. Gleichwohl wird das Aussehen in unseren visuell dominierten Zeiten immer wichtiger. Bei den Aquarienfischen Guppies zum Beispiel leben die Fische mit der gleichen Schwanzfarbe eng zusammen. Stößt dazu ein einziges Tier, das eine andere als die vorherrschende Schwanzfarbe trägt, kriegt das mit einem Rutsch alle Guppiedamen rum. Und so ändern sich Schönheitsideale. In einer Gruppe von gestylten Bankmanagern, die nur über vermögenswirksame Leistungen reden, bekommt der braun gebrannte Surflehrer die Mädels.

Wissen Sie von Reaktionen aus dem Publikum über Ihr Programm?

Becker Ich habe von einigen Paaren Post bekommen: Ich hätte das Thema bei ihnen wieder in Gang gebracht. Vielleicht gibt's ja in neun Monaten einen Geburtenboom in Wermelskirchen (lacht). Aber auf jeden Fall gibt's in der Katt anschließend Freibier vom Fass.

(bege)
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