Wermelskirchen Belastung auch für andere Kita-Träger

Wermelskirchen · Neben Awo spüren auch die Lebenshilfe und die Kirchengemeinden Druck bei der Finanzierung der Kita-Trägerschaft. Es gibt aber keine Pläne, Trägerschaften abzugeben. Der DRK-Ortsverein muss bis zum Jahr 2026 keine Abgaben zahlen.

Wermelskirchen: Belastung auch für andere Kita-Träger
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Heute trifft sich Bürgermeister Rainer Bleek mit Vertretern der Arbeiterwohlfahrt, um nochmals über die Zukunft der Trägerschaft für die Kita an der Jörgensgasse zu sprechen. Die Awo will in den nächsten Tagen bekannt geben, welche sieben Einrichtungen sie abgeben wird. Die Kita in Wermelskirchen gehört zu potenziellen Streichkandidaten. Können Stadt und Awo eine Einigung erzielen? Falls nicht: Wie geht es weiter mit dem Kindergarten? Viele Fragen sind ungeklärt.

Doch nicht nur die Awo, die nach Tariferhöhungen eine finanzielle Lücke von 870.000 Euro schließen muss, spürt eine zunehmende finanzielle Belastung. Auch die übrigen freien Träger (Ausnahme ist das DRK) müssen zunehmend mehr Geld für die Kita-Trägerschaft aufbringen. Der Unterschied zur Awo: Keiner dieser Träger erwägt ein Ende der Trägerschaft, wie eine Umfrage unserer Redaktion verdeutlicht. Ein Überblick.

Evangelische Kitas "Im Prinzip geht bei uns die Schere auch auf. Wir zahlen dieselben Tarife wie die Awo - und die Refinanzierung durch das Land reicht nicht aus", sagt Ulrich Seng, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen. Tariferhöhungen im Öffentlichen Dienst würden in der Regel in den kirchlichen Tarif (BAT-KF) übernommen.

In Wermelskirchen gibt es fünf evangelische Kindergärten: Wielstraße, Heisterbusch, Tente (alle Ev. Kirchengemeinde Wermelskirchen) sowie Am Scheffenteich (Dhünn) und an der Altenberger Straße (Dabringhausen). Laut Seng soll die finanzielle Belastung "im Laufe des Jahres etwas abgefedert" werden. Dies löse aber nicht das grundsätzliche Problem. Seng: "Wir müssen immer mehr eigene Mittel aufbringen." Er stellt in diesem Zusammenhang aber klar, dass eine Abgabe der Trägerschaft nicht zur Debatte steht. "Die Situation ist nicht so prekär, dass wir einen Kindergarten schließen müssen. Es macht Mühe, aber wir kriegen das bewältigt."

Katholischer Kindergarten Michael Knab, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Michael und Apollinaris, bestätigt Sengs Aussagen. Die katholische Gemeinde ist Träger für den Kindergarten an der Schillerstraße. "Der finanzielle Druck wird größer. Wir merken, dass die Einrichtung tendenziell unterfinanziert ist. Es gibt aber auch bei uns aktuell überhaupt keine Überlegung, die Trägerschaft abzugeben", betont Knab. Auch die katholische Gemeinde übernehme in der Regel die Tarife aus dem Öffentlichen Dienst.

Lebenshilfe-Kitas Die Lebenshilfe ist Träger der Kitas in Grunewald und Wellerbusch, wobei letztere eine heilpädagogische Kita mit einer integrativen Gruppe ist und daher anders (über "Eingliederungshilfen" statt Kibiz-Pauschalen) finanziert wird. Die Lebenshilfe bietet insgesamt 56 Plätze an, 23 Kinder mit Handicap werden betreut. Bernhard Römer teilt mit, dass auch die Lebenshilfe den finanziellen Druck spürt, weil die Kindpauschalen in den vergangenen Jahren nur gering angehoben worden seien, auf der anderen Seite die Personalkosten aber um ein Vielfaches gestiegen seien. Die Lebenshilfe orientiere sich zwar nach den Tarifen im Öffentlichen Dienst, sie zahle jedoch nicht den "Sozial- und-Erziehung-Tarif", der die Awo vor so große Probleme stelle. "Wir stehen nicht vor dem Problem, dass wir uns die Kita-Trägerschaft nicht mehr leisten können", betont Römer.

DRK-Kindergarten Der DRK-Ortsverein nimmt mit dem Kindergarten "Wunderwelt" an der Berliner Straße zurzeit eine Sonderstellung ein. Denn das DRK muss für die nächsten zehn Jahre keine Kosten für die Trägerschaft übernehmen, sagt Vorsitzender Rainer Hussels. Der Grund: Der Ortsverein hat vor 20 Jahren, zur Zeit von Bürgermeister Heinz Voetmann, einen Vertrag mit der Stadt geschlossen, der besagt, dass das DRK auf seinem Grundstück den Kindergarten baut und für diese Kosten aufkommt. "Im Gegenzug wurde uns zugesichert, dass wir 30 Jahre, also noch bis 2026, keine Kosten für die Trägerschaft übernehmen müssen", erläutert Hussels. Für diese Kosten komme die Stadt auf. "Das ist für uns natürlich eine komfortable Situation", gibt er zu.

Weil die Finanzierung noch lange Zeit gesichert ist, habe sich der Ortsverein auch noch keine Gedanken über eine mögliche finanzielle Belastung durch erhöhte Trägerschaftskosten gemacht. Hussels: "Das kommt auf uns kurz vor Ende der Vertragslaufzeit zu. Dann müssen wir natürlich mit der Stadt Gespräche führen."

(ser)
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