Wermelskirchen Bergisches Handwerk bietet 80 Stellen für Flüchtlinge an

Wermelskirchen · Die Kreishandwerkskammer hat eine Abfrage unter ihren Mitgliedsbetrieben gestartet: Wer bietet Arbeitsplätze, Ausbildungsstellen oder Praktika an?

Schüler der internationalen Integrationsklasse des Berufskollegs Opladen - wie hier bei einem Kindergartenprojekt - werden jetzt als Erste in dem Projekt der Kreishandwerkerschaft an heimische Betriebe vermittelt.

Schüler der internationalen Integrationsklasse des Berufskollegs Opladen - wie hier bei einem Kindergartenprojekt - werden jetzt als Erste in dem Projekt der Kreishandwerkerschaft an heimische Betriebe vermittelt.

Foto: Ralph Matzerath

Innerhalb von nur zwei Tagen haben sich bereits 40 Handwerksbetriebe gemeldet, die für Flüchtlinge insgesamt etwa 80 Arbeits- und Ausbildungsplätze oder Berufspraktika anbieten wollen: Sie folgen damit einem Aufruf der für den Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis sowie Leverkusen zuständigen Kreishandwerkerschaft Bergisch Land. Sie sammelt nicht nur die Angebote, sie bringt auch die Flüchtlinge mit den entsprechenden Betrieben zusammen.

Nach dem verheißungsvollen Auftakt hofft Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, auf weitere Resonanz: "Wir stehen alle vor einer Mammutaufgabe", sagt er zu der notwendigen Flüchtlingsversorgung gerade auch mit Ausbildung und Arbeit. Besonders freut sich Otto über die Reaktion des Berufskollegs Opladen: "Wir arbeiten sehr eng mit diesem Berufskolleg zusammen, da es internationale Integrationsklassen hat. Die Schulleiterin haben wir über unsere Aktion informiert und sie hat sofort drei Schüler für Praktika benannt. Und die werden jetzt schon von uns an die Firmen weitervermittelt, die sich gemeldet haben", kündigt Otto an.

Er hoffe allerdings, dass diese erste große Welle der Hilfsbereitschaft anhalte. "Wir haben schließlich erst vor zwei Tagen mit unserer Umfrage begonnen und haben schon Meldungen aus unserem gesamten Kammergebiet und aus allen möglichen Branchen vom Bäcker bis zum Dachdecker", freut sich Otto. Nach oben sei aber noch viel Luft: "Wir haben aktuell 2500 Handwerksbetriebe als unsere Mitglieder. Und den Einzelhandelsverband haben wir jetzt auch noch dazu bekommen, so dass wir insgesamt auf 2900 Mitgliedsbetriebe angewachsen sind", listet Otto auf.

Übrigens habe ein Video in der jüngsten Mitgliederversammlung den Anstoß dazu gegeben, diese Flüchtlingshilfe zu starten: "Auf dem Video wird ein vierjähriger Junge gefragt, ob es denn auch Ausländer in seinem Kindergarten gibt? Der Junge sagt: "Nein, bei uns gibt es nur Kinder", gibt Otto den Inhalt des Videos wieder und seiner Hoffnung Ausdruck: "Am Arbeits-, Ausbildungsplatz und im Praktikum soll es nur Menschen und keine Ausländer geben", wünscht sich der Chef der Kreishandwerkerschaft.

In einem zweiten Schritt will die Kreishandwerkerschaft übrigens ihre Umfrage auf große Institutionen und Verbände ausweiten. In der Zentrale in Bergisch Gladbach ist eine Fachkraft für die Koordination von Angeboten und Nachfrage zuständig. Die beantwortet die Fragen der potenziellen Arbeitgeber und Ausbilder für Flüchtlinge. Die meist gestellte Frage ist die nach einer rechtlichen Grundlage für die Ausbildung oder Beschäftigung von Flüchtlingen, hat Otto festgestellt.

Denn bislang durften asylsuchende und geduldete Flüchtlinge nach ihrer Antragstellung auf Asyl in Deutschland mindestens drei Monate lang keine Arbeit oder Ausbildung aufnehmen. Geduldete Ausländer dürfen inzwischen aber ohne Wartezeit eine Berufsausbildung beginnen: Dies muss jedoch aus einer sogenannten Nebenbestimmung durch die zuständige Ausländerbehörde geregelt werden.

Informationen www.handwerk-direkt.de oder Tel. 02202 935932

(RP)
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