Wermelskirchen BM-Ferienkinder erleben Helme und Schwerter zum Anfassen

Wermelskirchen · Das hatte Susanne Salden schon geschickt gemacht: Bei der BM-Ferienaktion auf Schloss Burg mit einer einstündigen, kindgerechten Führung für zehn Jungen und Mädchen sowie vier Erwachsenen in Begleitung hielt die Museumsführerin die Spannung bis zur letzten Minute aufrecht. Nachdem bereits eine Truhe im Rittersaal in Augenschein genommen wurde, durften die Kinder nach dem Aufstieg über eine Wendeltreppe eine Etage höher in der Jagdabteilung mit Waffenausstellung eine altertümliche Truhe öffnen: Was da wohl drin sein mag?

 Museumsführerin Susanne Salden zog die Besucher der BM in den Bann von Schloss Burg. Dazu gehörten auch spannende Geschichten.

Museumsführerin Susanne Salden zog die Besucher der BM in den Bann von Schloss Burg. Dazu gehörten auch spannende Geschichten.

Foto: singer

Aus der Holzkiste "zauberte" Susanne Salden echte Ritterutensilien, wie Schwerter, Helme und Kettenhauben, hervor. Die Museumsführerin vom Schlossbauverein blickte in staunende Gesichter und große Augen, als die Mädchen und Jungen die Helme anprobieren und die Schwerter in die Hand nehmen durften. Beim Herumreichen der Hieb- und Stichwaffe stellten die Kids schnell fest, dass nicht alles so leicht ist, wie es im Fernsehen aussieht: "Ein echtes Schwert ist ganz schön schwer", sagte ein Junge.

Wissenswertes vermittelte Susanne Salden obendrein: "Der sichelförmige Steg auf dem Helm sorgte dafür, dass Schwerthiebe im Idealfall vom Helm abglitten." Das sei für die kämpfenden Ritter wichtig geworden, nachdem die langen, schweren Zweihandschwerter eingeführt worden waren. Selbst wenn die schweren Eisenhelme der Ritter ausgedient haben, ist aus ihrer Zeit eine Geste bis in die heutigen Tage geblieben: Denn wenn Soldaten zum Salutieren die Hand an die Stirn legen, geht das auf die Bewegung zum Öffnen des Visiers am Ritterhelm zurück. Schwerter, Dolche und Streithammer faszinierten die Kinder besonders, genauso interessierte sie Werkzeug mit friedlicherem Zweck: Schließlich nutzten die Ritter im Mittelalter nicht nur ihre Dolche zum Essen, sondern ebenso Löffel aus Holz oder Kuhhorn. Letztere hatten einen deutlichen Vorteil, sagte Susanne Salden: "Die waren geschmacksneutral." Historische Rüstungen aus dem 15. Jahrhundert in Ganzkörpergröße darf auf der von Graf Adolf II. von Berg erbauten Burg zwar niemand berühren - sie befinden sich hinter Glas - die Kinder nahmen sie deshalb umso intensiver in Augenschein. Und sie erfuhren, dass in alter Zeit die Kemenate (Kaminzimmer) der einzige, beheizte Raum in der inzwischen fast 900 Jahren alten Burg war.

Im Rittersaal erzählte Susanne Salden einige wahre Geschichten zu den farbenfrohen Wandgemälden: "Vor mehr als 500 Jahren wurde genau hier eine Party gefeiert, zu der sogar extra der Kölner Erzbischof hoch zu Pferde anreiste." Gemeint war die Verlobungsfeier der fünfjährigen Maria von Berg und des sechsjährigen Johann von Kleve, die sich damals von ihren Eltern versprochen wurden. 15 Jahre später folgte die Hochzeit. Aus der glücklichen Ehe entstanden sieben Kinder. Johann ging übrigens später als "der Friedfertige" in die Geschichtsbücher ein.

"Die Waffen waren besonders interessant", sagte der neunjährige Nils, der mit Bruder Arne (elf) und Mutter Claudia Hackländer teilnahm. Auch die Mama traute sich, einmal das Schwert vorsichtig zu schwingen. "Ich stamme nicht gebürtig aus der Gegend und muss gestehen, dass ich noch nie auf Schloss Burg gewesen bin. Da bot die Aktion die passende Gelegenheit."

Schon eher mit Schloss Burg vertraut zeigte sich der neunjährige Mika Kramer: "Ich bin jeden Sommer mindestens ein Mal hier und erfahre jedes Jahr etwas Neues."

(sng)
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