Wermelskirchen Bürgerbüros bald ganz dicht?

Wermelskirchen · Entsetzen in den Ortsteilen Dhünn und Dabringhausen über die vorübergehende Schließung der Bürgerbüros. Bürger fordern Kompromiss-Lösung: Je einen halben Tag Öffnungszeit in den Dörfern.

Dabringhausen wächst. Viele Familien mit Kindern sind in den vergangenen Jahren in die Neubaugebiete gezogen. Aber auch immer mehr ältere Menschen haben ihren Alterswohnsitz im Dorf gesucht. Doch trotz wachsender Einwohnerzahl sinkt die Lebensqualität: Die Post ist bald weg, und nun schließt die Stadt bis Ende Mai das Bürgerbüro. "Das ist unverstellbar", so Harry Tiede. "Diese Entscheidung ist Dorfgespräch. Alle, die ich heute beim Bäcker oder im Zeitungsladen getroffen habe, sind entsetzt."

Die Stadtverwaltung schließt ab sofort bis Ende Mai die Bürgerbüros in Dhünn und Dabringhausen. Als Grund nennt der Bürgermeister "erhebliche Personalausfälle". Angesichts der schwierigen Haushaltssituation könnte neues Personal nicht eingestellt werden. Der Ältestenrat trägt die Entscheidung bis zur Verabschiedung des Haushaltes 2010 mit.

"Der Service war optimal. Und im Bürgerbüro war immer was los. Meistens gab's sogar Wartezeiten", berichtet Tiede. Und Christine Bannier meint, man solle doch wenigstens jeweils einen halben Tag die beiden Bürgerbüros öffnen und dann das Bürgerbüro im Rathaus an diesen Tagen etwas schwächer besetzen. "Das fände ich auch gut", so Tiede. "Dann kann man sich überall darauf einstellen." Er hat Angst: "Spielt sich die Schließung erst ein, dann bleibt's. Dann sind die Bürgerbüros weg."

Einmal zu, immer zu?

Das befürchtet auch Else Hahn. "Ich habe mich fürchterlich aufgeregt darüber", schimpft sie. "Ich habe gleich zu meinem Mann gesagt: Wenn es jetzt vorläufig geschlossen wird, dann wird es nicht wieder aufgemacht." Sie ist nicht gut auf den Bürgermeister zu sprechen. Ihr Vorwurf: "Eric Weik waren die Bürgerbüros immer schon ein Dorn im Auge." Den Vorschlag von Christine Bannier findet sie gut: "Ein halber Tag, das wäre in dieser schwierigen Zeit ein Kompromiss." Denn: Ältere Bürger seien froh, dass der Service im Dorf sei.

"Das kann ich überhaupt nicht begreifen": Die Dhünnerin Inge Dinstühler (70) ist entsetzt. Sie hatte die Meldung noch nicht gelesen und erfuhr von der Schließung am Telefon. "Man müsste auf die Straße gehen. Aber leider schimpfen alle nur in ihren vier Wänden." Kurze Wege seien für die Bürger wichtig. Ohne Auto sei man doch als alter Mensch dann aufgeschmissen.

Auch der Dhünner Heinz-Otto Kotter meint: "Wir sind doch sowieso Wermelskirchen 3 – also abgeschrieben." Die Schließung sei für den Bürgermeister die "einfache Lösung", aber das sei kein Weg, den die Dhünner akzeptieren würden. "Dhünn ohne Bürgerbüro, das geht nicht. Wir sind sowieso schlechter dargestellt als Dabringhausen."

Gibt mehr als nur die Innenstadt

Und Christine Bannier aus Dabringhausen setzt noch einen drauf: "Wermelskirchen besteht schließlich nicht nur aus Eich, Telegrafen- und Kölner Straße, auch wenn man manchmal das Gefühl hat."

(RP)
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