Wermelskirchen CDU zur Groko-Frage: eher Pragmatismus statt Jubel

Wermelskirchen · Während sich alle Augen auf das Votum der SPD-Mitglieder zur Groko richten, löst die geplante Regierungsbildung bei den Christdemokraten nicht Jubel aus. Bestensfalls unter dem Stichwort Pragmatismus werfen Wermelskirchener CDU-Funktionäre den Blick nach Berlin. "Ich bin ein Gegner der Groko, weil das die Parteien an den Rändern stärkt", ist Christian Klicki, CDU-Stadtverbandsvorsitzender und Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion in Wermelskirchen, nicht glücklich über die Entwicklung: "Wir dürfen Christian Lindner und die FDP nicht so einfach aus der Verantwortung lassen." Große Koalitionen hätten nie gesamtgesellschaftliche Innovationen vorangetrieben. Klicki sieht die Groko nicht als Zwangsläufigkeit: "Auch bei Neuwahlen werden wir stärkste Partei." Mehr klare Kante gegenüber der SPD wünscht er sich von den Christdemokraten in Berlin: "Man hat sich aus Angst vor dem SPD-Mitgliedervotum kleiner gemacht als man ist." Er vermisse im Groko-Vertrag die "gesamtgesellschaftliche Idee": "Es brodelt in der Gesellschaft, die Menschen wollen eine Richtung für die Zukunft." Einzelfragen seien zwar geklärt, Antworten auf Existenzängste oder auf Chancen und Risiken der Digitalisierung gebe es jedoch nicht. In Klickis Augen ist Angela Merkel "im Moment" die richtige Führungspersönlichkeit: "Im Laufe der Legislaturperiode muss ein neuer CDU-Vorsitzender her, der als Kanzlerkandidat aufgebaut werden kann." Er fordert ein neues Grundsatzprogramm für seine Partei: "Das müssen wir ausdiskutieren und gesellschaftliche Schwingungen aufnehmen."

Ungeduldig und mit wenig Verständnis für die langwierigen Koalitionsverhandlungen wartet CDU-Ratsmitglied und Vorsitzende des Seniorenbeirats, Werner Allendorf, auf die Regierungsbildung: "Es ist viel zu tun. Allein die technische Entwicklung geht schneller, als in Berlin entschieden wird." Vor diesem Hintergrund könne niemand "Krawall" gebrauchen, die Bundesregierung müsse schnell in Ruhe arbeiten können. Durch die Groko-Verhandlungen habe der Einfluss der SPD zugenommen: "Das ist bedauerlich." Wermelskirchens ehemaliger Bürgermeister, Ehrenbürger und Ex-Landtagsmitglied Heinz Voetmann sieht der neuen Bundesregierung erwartungsvoll entgegen: "Koalitionsverhandlungen bedingen Kompromisse, das gehört dazu und ist ein schwieriges Geschäft." Er sieht aktuell in der Groko die "einzige Möglichkeit" und glaubt an eine "vernünftige Regierung". Voetmann kann damit leben, dass die CDU das wichtige Finanzministerium an die Sozialdemokraten abgetreten hat. Bundeskanzlerin Angela Merkel sei die richtige Person am richtigen Platz. Für Voetmann steht fest: "Wer zur Wahl antritt, muss auch regieren wollen." Damit nimmt er FDP und SPD aufs Korn, die mal nicht, dann doch regieren wollen.

(sng)
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