Wermelskirchen Das Handy am Ohr lenkt vom Straßenverkehr ab

Wermelskirchen · Gerade Radfahrer und Fußgänger können die Gefahr durch Handys und Kopfhörer leicht unterschätzen. Unfallzahlen gibt es nicht. Der ADFC Rhein-Berg fordert mehr Polizeikontrollen.

 Man sieht sie immer häufiger: Radfahrer mit Handy oder Knopf im Ohr. Sie gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer.

Man sieht sie immer häufiger: Radfahrer mit Handy oder Knopf im Ohr. Sie gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer.

Foto: christian Klose

Ein kurzer Blick aufs Handy - und schon ist es passiert: Wer sich im unübersichtlichen Straßenverkehr ablenken lässt, riskiert Unfälle und sowohl die eigene Gesundheit als auch jene seiner Mitmenschen. Die Gefahren, die etwa das Telefonieren beim Autofahren mit sich bringt, sind allgemein bekannt - doch auf für Radfahrer und Fußgänger ist es keinesfalls ratsam, sich durch laute Musik oder das Smartphone vereinnahmen zu lassen.

Wer die Kopfhörer auf laut stellt, kann etwa leicht Sirenen oder andere Warnsignale überhören, und wer den Blick auf das Smartphone richtet, bekommt von der Umgebung kaum noch etwas mit. Experten gehen davon aus, dass sich das Problem in den letzten Jahren verschärft hat. "Vor 20 Jahren noch war Alkohol am Steuer die größte Gefahrenquelle - heute wird das Thema Ablenkung immer bedeutsamer", sagt etwa Roman Suthold, Leiter der Verkehrabteilung des ADAC Nordrhein-Westfahlen. Das Risiko ist dabei nicht auf Autofahrer beschränkt: "Es ist kein Thema nur für einzelne Verkehrsteilnehmer. Ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger - alle sind betroffen", so Suthold weiter.

Bernhard Werheid, Vorsitzender des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Rein-Berg/Oberberg, bestätigt: "Der Verkehr ist mittlerweile sehr dicht - wenn ein Radfahrer da aufs Handy sieht, gefährdet er andere Personen." Während grundsätzlich Einigkeit darüber herrscht, dass das Gefahrenpotential erheblich ist, sind konkrete Unfallzahlen jedoch schwer zu ermitteln: "Bei Radfahrern und Fußgängern gibt es bislang keine klassische Datenerhebung wie bei Autofahrern", erklärt Richard Barz, Pressesprecher der Kreispolizei Bergisch Gladbach. "Oft ist es auch schwer nachzuweisen, ob ein Unfall durch Ablenkung verursacht wurde."

Wie aber kann verhindert werden, dass Verkehrsteilnehmer sich ablenken lassen? Die Bußgelder für die Nutzung des Handys sind sowohl für Kraftfahrer als auch für Radfahrer gerade erhöht worden - wer etwa mit dem Handy auf dem Fahrrad erwischt wird, zahlt nun 55 statt zuvor 25 Euro. Bernhard Werheid bezweifelt jedoch, dass Bußgelder allein Abhilfe schaffen. "Mehr Polizeikontrollen könnten aber schon ein probates Mittel sein - wer einmal erwischt wurde, lässt es in der Regel lieber sein", meint Werheid. Beim ADAC setzt man auf eher sanfte Methoden: "Wir plädieren für Prävention und Aufklärung und unterstützen die Arbeit der Polizei in diesem Bereich", so Roman Suthold.

Richard Barz weist auch auf den sozialen Zusammenhang des Problems hin. "Die Nutzung des Smartphones ist heute in fast jeder Situation gesellschaftlich adäquat. Es ist daher schwierig, in die Köpfe zu bekommen, dass es Zeiten gibt, in denen man ,offline' bleiben sollte". Es ist also noch eine Menge Arbeit notwendig, um das Problem in den Griff zu bekommen."

Zumindest bei einigen Wermelskirchenern scheint jedoch ein Bewusstsein für die Risiken vorhanden zu sein: "Ich denke, laute Musik oder gar das Handy lenken beim Radfahren stark ab", sagt etwa Gerhard Zarneko - "ich selbst verzichte lieber darauf, und meinen Kindern würde ich es definitiv auch nicht empfehlen."

Vanessa Buthmann pflichtet bei: "Ein Martinshorn kann man mit Kopfhörern leicht überhören." Andreas Stecher findet es "gefährlich, wenn Fußgänger ständig aufs Handy schauen".

(fre)
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