Wermelskirchen "Das Rauchverbot schadet den Wirten"

Wermelskirchen · Die NRW-FDP will den strikten Nichtraucherschutz in der Gastronomie lockern. Damit ist auch in den Wermelskirchener Kneipen wieder die Diskussion über das Rauchverbot entbrannt, das einige als Bevormundung sehen.

Vier Jahre nach Einführung des totalen Rauchverbots in der nordrhein-westfälischen Gastronomie und zehn Jahre nach den ersten gesetzlichen Schritten zum Nichtraucherschutz auf Bundesebene wirft die FDP zur kommenden NRW-Landtagswahl erneut bei diesem Thema den Hut in den Ring: Die Liberalen wollen es laut ihrem Wahlprogramm dem Gastwirt überlassen, ob in einer Gaststätte geraucht werden darf. Bedingung: Wer Speisen anbietet, muss auch einen rauchfreien Speiseraum vorhalten. Wermelskirchener Gastronomen sehen die Frage des Rauchverbots zweigeteilt: Wer eine typische Kneipe, sprich reinen Schankbetrieb, führt, will eine Lockerung des Rauchverbots. Diejenigen, die schwerpunktmäßig Speisen anbieten, würden selbst bei einer Gesetzesänderung den jetzigen Stand der Dinge beibehalten. Einig sind sich die Wirte jedoch in einem Punkt: Die Bevormundung durch den Gesetzgeber geht ihnen zu weit - sie wünschen sich, dass jeder Gastronom eigenständig unter unternehmerischen Aspekten entscheiden kann.

"Die Einführung des totalen Rauchverbots war bösartig, in anderen Bundesländern lacht man über uns", spielt Wermelskirchens Wirte-Urgestein Horst Eisenmenger auf Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachen-Anhalt oder Schleswig-Holstein an, wo in kleineren Kneipen geraucht werden darf und in größeren Gaststätten sowie Diskotheken abgetrennte Raucherbereiche innerhalb der Räumlichkeiten möglich sind. Der 74-Jährige, selbst passionierter Raucher, würde in seiner Gaststätte "Höller" bei entsprechender Gesetzeslage sofort wieder das Rauchen gestatten: "Das sehen meine Kunden auch so. Jeder Wirt soll es für sich beurteilen. Einfach ein Schild vor die Tür und dann kann jeder Gast entscheiden, ob er hinein möchte oder nicht." In den Augen von Eisenmenger sei die "Gesellschaft kaputt" gegangen: "Wenn beim Kegeln, Knobeln oder Skat ständig jemand zum Rauchen die Runde verlässt, zerstört das die Stimmung."

In seinem "Bistro an der Eich" bietet Wirt Konstantinos "Kosta" Kantas (vormals "Zur Postkutsche") keine Speisen an: "Das Rauchverbot hat den Wirten auf jeden Fall geschadet. Ich kenne Leute, die wegen der fehlenden Geselligkeit nicht mehr in die Kneipe gehen. Im Sommer geht es ja noch, aber bei schlechtem Wetter ist es schon eine Zumutung, seine Gäste vor die Tür zu setzen. Dass im Restaurant nicht geraucht werden darf, ist vollkommen in Ordnung und will auch keiner mehr. In Kneipen sollte es jedoch möglich sein."

"Die Zigarette gehört zum Bier", ist sich Olaf Schmidt, der im Januar die Kneipe "Sam Hawkins" eröffnete, sicher: "Das hätte man von Anfang an jedem Wirt freistellen sollen. Wenn ich darf, würde ich in meinem Laden das Rauchen erlauben." Schmidt, selbst Nicht-Raucher, glaubt fest daran, dass die Mehrheit seiner Kunden eine Rauchfreigabe begrüßen würden.

Mit dem Schwerpunkt auf Restaurant- und dazugehörigem Kneipenbetrieb sehen es Stimmen aus dem "Alten Brauhaus" und der "Centrale" etwas anders. Für "reinen Populismus" hält der Brauhaus-Koch Arndt Mähler den FDP-Vorstoß. Seiner Ansicht nach seien generell alle Restaurants durch das Rauchverbot deutlich familienfreundlicher geworden. "95 Prozent aller Gäste haben sich mit dem Rauchverbot arrangiert. Reine Bierschänken sollten das Rauchen allerdings erlauben dürfen!"

Genauso wie Mähler registrierte Centrale-Wirt Dirk Goetz einen Anstieg der Gästezahlen, die zum Essen kommen, nach der Einführung des Rauchverbots: "Wo gegessen wird, muss es rauchfrei sein. Ich würde so oder so in der Centrale nichts mehr ändern. Das entspricht auch dem Tenor unserer Kunden. Eine reine Einraum-Kneipe ohne Essensangebot sollte das Rauchen ermöglichen können - ist allerdings die Möglichkeit zur räumlichen Trennung vorhanden, sollte diese zwingend genutzt werden müssen", sagt Goetz. Und weiter: "Nichtraucherschutz ist schon ernst zu nehmen. Längst ist ein Lernprozess im Gange. Mit Jugendlichen gibt es über das Thema gar keine Diskussion mehr, weil die es gar nicht anders kennen. Wir sind alle dreimal Sieben und jeder Gastronom ist Unternehmer, dementsprechend sollte jeder frei entscheiden können."

(sng)
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