Wermelskirchen Das Vogelhaus bleibt leer

Wermelskirchen · Immer weniger Vögel kommen in unsere Gärten. Das beobachtet die Dabringhausenerin Monika Stöber. Eine Antwort haben die Experten nicht, nur Vermutungen.

 Ein Haussperling

Ein Haussperling

Foto: dpa

Monika und Theo Stöber haben hinter ihrem Haus in Dabringhausen ein richtiges Gartenparadies geschaffen. Gepflegt aber auch natürlich, denn schließlich soll so ein Garten auch die Heimat für Tiere sein. "So etwas wie in diesem Jahr habe ich noch nicht erlebt", sagt Monika Stöber und zeigt auf ihr großes Vogelhaus. Das Haus ist gut gefüllt mit Futter. "Aber es gibt weit und breit keinen Vogel, und auch die aufgehängten Meisenknödel sind unberührt", bedauert die Dabringhausenerin.

Ulrich Schott vom Ortsverband Wermelskirchen des Bergischen Naturschutzvereins (RBN) hat darauf noch keine Antwort. "Einige Bürger haben schon nachgefragt, aber eine umfassende Erklärung haben wir noch nicht. Wir müssen das weiter beobachten", sagt er. Durch den Eingriff des Menschen ist die Natur immer mehr aus dem Gleichgewicht geraten. "Natürlich" ist, wenn aus Altem etwas Neues entsteht und wenn das Gleichgewicht stimmt.

 Monika Stöber in ihren Gartenparadies. Nur: Es gibt kaum noch Vögel, die den Weg dorthin finden.

Monika Stöber in ihren Gartenparadies. Nur: Es gibt kaum noch Vögel, die den Weg dorthin finden.

Foto: Jürgen Moll

"Bei den Vögeln gibt es seit Jahren einen Schwund", erklärt Bernhard Sonntag vom Naturgut Ophoven. "Die Monokultur in der Landwirtschaft trägt dazu bei, der Bestand der Amseln wird durch eine Viruserkrankung dezimiert."

Plötzlich wurden ganz viele Elstern beobachtet. "Die haben sich nicht vermehrt, sondern sind nur umgezogen - vom Feld in die Städte", erläutert der Experte. "Auf den Feldern gibt es nicht mehr genug Nahrung, daher suchen sie sich neue Plätze." Und es sieht so aus, als wenn die Elstern die Meisen vertreiben.

Auch Thomas Wirtz, Geschäftsführer beim Naturschutzbund Nabu, bestätigt die Virenerkrankung bei den Amseln. "Es hat immer wieder solche Wellenbewegungen gegeben, aber durch den große Eingriff der Menschen in die Natur wird es wohl dauerhaft eine Veränderung geben", sagt er. Es seien viele Faktoren, die sich bemerkbar machen. "Nach Schätzungen werden jedes Jahr etwa eine Milliarde Vögel durch Katzen getötet", sagt Sonntag. Dies sei zwar ein natürlicher Vorgang, nur die Verhältnismäßigkeit stimme nicht mehr. "Die Menschen halten einfach zu viele Katzen", sagt Sonntag.

Auch der Trend zum "klinisch reinen", pflegeleichten Garten trage dazu bei, dass sich Vögel darin nicht mehr zu Hause fühlen. "Das haben wir auch schon oft beobachtet", erzählt Gartenbesitzerin SMonika töber. "Alles wird gepflastert, jedes Blatt wird entfernt, Pflanzen stehen nur noch in Kübeln und der Rest wird mit Steinbergen zugeschüttet. Für Vögel oder einen Igel ist da kein Platz mehr".

Vögel haben offenbar keine Lobby. Bernhard Sonntag vom Naturgut fasst diese Entwicklung mit einem Kopfschütteln zusammen: "Wir kennen alle Gründe für die Veränderung, aber wir machen nichts dagegen."

(wsb)
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