Analyse Das war der Hammer!

Wermelskirchen · Für BM-Redakteur Udo Teifel war das Jahr 2016 nicht gerade das beste. 2017 muss einfach mehr kommen, um diese Stadt nach vorn zu bringen. Zum Beispiel die Entscheidung über den Loches-Platz. Das Positivste in 2016 war das ehrenamtliche Engagement unzähliger Bürger.

Wow. Das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu. Noch ein paar Stunden. Dann knallen die Sektkorken und die Raketen. Wieder ein Jahr vorüber. Ein gutes oder ein schlechtes? Das mag jeder für sich selbst entscheiden.

Als Günter Luchtenberg morgens komische Anrufe seiner Freunde bekam, dämmerte es ihm langsam. Er war gehackt worden. Fremde irgendwo auf dieser Welt nutzten seinen Account, um mit seiner E-MailAdresse Geld zu erbetteln. Ein Schock für ihn. Das aber sollte alle, die mit dem Computer arbeiten, nachdenklich machen. Das kann jeden treffen. Passworte sind für Spezialisten leicht zu knacken. Und Trojaner-Mails sind heute an der Tagesordnung. Also Vorsicht!

Und plötzlich war da ein Trio, das den Sport-Verein 09/35 übernehmen wollte. Nattermann & Co. wollten alles besser können, erzählten sie allen, die es hören wollten. Zum Glück fielen die Nullneuner nicht auf den Schmus rein. Denn Nattermann & Co., so scheint's, wollten vor allem in der Öffentlichkeit stehen. Das Trio ist weitergezogen und in Remscheid gelandet - soll es doch jenseits des Eschbachs bleiben.

52.000 Euro sollte ein mobiles Bürgerbüro kosten. Die Idee ist gut. Aber die erste Kostenrechnung machte da einen Strich durch die Rechnung. Nach einem halben Jahr geht's doch. 15.000 Euro kostet es jetzt. Wenn alle Vorbereitungen der Stadtverwaltung für die Politik so sind, sollte manch andere Rechnung noch mal geprüft werden.

Was kann sich Wermelskirchen eigentlich noch erlauben? Eigentlich nichts! Brandschutz, eine neue Schule, ein neues Hallenbad, nun auch noch die Kosten für einen beschlossenen Kunstrasen, ach ja, der Loches-Platz soll ja auch noch umgebaut werden. Sparen ist nicht mehr angesagt. Haushaltsausgleich strebt wohl nur noch der Kämmerer an. Jetzt, im Haushaltssicherungskonzept, wird geklotzt. Ist doch egal. Mit hohen Schulden lebt's sich ungeniert - manche Großstädte machen dies vor. Dass dort das Leben zeitweise degeneriert, scheint den Verantwortlichen nicht klar zu sein. Irgendwann ist auch der Punkt in Wermelskirchen erreicht, wo nichts mehr geht. Wir steuern drauf zu. Dann droht auch die Kleinstadt mit Herz ihren Charme zu verlieren. So geht's nicht!

Jüngster Höhepunkt ist die Posse rund um die Telegrafenstraße. Mit Mehrheit wurde ein Pilotversuch beschlossen. Das verärgerte die CDU so, dass sie gleich eine Unterschriftenaktion startete. Was ist das für eine Demokratie? Die größte Fraktion sieht jedenfalls einen Erfolg. Und mit den Umfallern der WNKUWG kippten sie den Pilotversuch, noch er in vernünftigen Bahnen verlief. Was CDU und WNKUWG wohl in der Sitzungsunterbrechung besprochen haben? Wenn das die neue Politik wird, lässt das nichts Gutes erahnen. Wermelskirchen steht jedenfalls in dieser Frage bei Null. Das ist schlimm!

Ebenso nicht nachvollziehbar ist der Umgang mit dem Loches-Platz. Stadtverwaltung und Politiker glauben wohl, die Investoren stehen Schlange. Wer so denkt, liegt falsch. Das Geld ist günstig. Sie wollen es investieren. Bieten sich andere Gelegenheiten, sind sie weg. Dabei ist gerade dieses Filetstück strategisch wichtig für die Zukunft dieser Stadt. Das scheinen aber nicht alle Politiker zu kapieren. Die Entscheidungen dauern einfach zu lange!

Und dann steht das Freibad Dabringhausen am Abgrund. Wird's das dritte Bad sein, dass sich nicht mehr halten kann? Aber auf der anderen Seite wird ein neues Hallenbad für wenigstens zehn bis 15 Millionen Euro gebaut. Wow.

Aber es gibt doch gute Signale. Es wird einen Radbus geben, der entlang der Balkan- und Wassertrasse zwischen Leverkusen und Marienheide Radler aufsammeln kann. Das wird für einen zusätzlichen Tourismusschub sorgen. Und davon wird auch Wermelskirchen profitieren. Aber hier muss mehr kommen, um die Radfahrer in der Innenstadt zu halten. Intelligenterweise wurden die Radfahrer in Fahrtrichtung Osten aus der Stadt verdrängt. Vorfahrt für die Autos. Ein schlechtes Signal. Vielleicht sollte Wermelskirchen überlegen, die Telegrafenstraße zur Fußgängerzone auszuweisen. Dann macht auch das Flanieren Spaß.

Der (Leistungs-)Sport kränkelt. Zu viele Vereine buhlen in Meisterschaften um Punkte und um Sponsoren. Letztlich sind alle Verlierer und krebsen in unteren Klassen rum. Die Zukunft scheint in einem Großverein zu liegen. Der SSV-Vorsitzende Klaus Junge gab den Anstoß. Vielleicht ist das der Weg, damit man auch in Wermelskirchen wieder hochklassigen Sport sieht. Verdient hätte es die Stadt. Denn sie ist liebenswert. Es lohnt sich, hier zu leben. Dank ihrer Menschen. Die sich ehrenamtlich engagieren für ihre Heimatstadt. Das ist das positivste Signal für 2017.

(RP)
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