Wermelskirchen Der Busbahnhof ist ein Blickfang

Wermelskirchen · Seit Samstag ist der neue Busbahnhof in Betrieb. Kunden fehlt noch Orientierung - und die WC-Anlage ist noch verschlossen.

 Der Bahnhofsvorplatz Anfang des 20. Jahrhunderts: Als dieses Foto entstand, fuhr noch der Balkanexpress (l.). So sah der Vorplatz um das Jahr 1950 aus.

Der Bahnhofsvorplatz Anfang des 20. Jahrhunderts: Als dieses Foto entstand, fuhr noch der Balkanexpress (l.). So sah der Vorplatz um das Jahr 1950 aus.

Foto: Füllhase

Der umgebaute Busbahnhof ist ein echter Blickfang an der Thomas-Mann-Straße. Aus dem Platz, der vielen Wermelskirchenern als "dunkle Ecke" bekannt war, an der man sich besonders abends nur ungern aufhielt, ist ein heller, sauberer Ort geworden. Die Wartehäuschen für Busfahrende wurden im gleichen Stil wie das am Rathaus gebaut, am Samstag verkündeten elektronische Anzeigetafeln bereits, dass der Testbetrieb für den Linienverkehr angelaufen ist. Auch für den Autoverkehr hat die Stadt den Busbahnhof freigegeben.

Bei Rollstuhlfahrer Dieter Lehnardt war die Freude über den Umbau allerdings schnell wieder verflogen. Als er versuchte, die Tür der WC-Anlage mit dem Euroschlüssel zu öffnen, der Behinderten die Benutzung von öffentlichen Toiletten kostenfrei ermöglicht, stellte er fest, dass sich die Tür nicht öffnen ließ. Der Fehler lag aber nicht am elektronischen Schließsystem. Ein Blick zwischen Tür und Angel zeigte, dass die Tür schlichtweg noch verschlossen war. "Dafür habe ich keinen Schlüssel. Wenn ab heute die Busse fahren, muss man auch die Toilette benutzen können", ärgerte sich Dieter Lehnardt und machte auf einen weiteren Missstand aufmerksam.

Die vier Ecken der Bahnhofs-Insel, auf der die Wartehäuschen platziert sind, wurden abgesenkt, damit auch Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen gut zu den Haltestellen gelangen. Wer die Bahnhofs-Insel am Wartehäuschen parallel zur Thomas-Mann-Straße verlassen und auf die Gehwege vor der Videothek oder der Tanzschule Mavius wechseln möchte, hat ein Problem. Hier müssen Rollstuhlfahrer einige Meter am Verkehr an der Thomas-Mann-Straße teilnehmen oder sogar gegenläufig fahren, bis sie über abgesenkte Bordsteine auf die Gehwege wechseln können. Die Anlieger sind derweil froh, dass der Baustellenlärm nicht mehr zu ihrem Alltag gehört. Der Kiosk von Asli und Hüseyin Duran, die "World Of Video"-Videothek und der Grillimbiss "Zum Onkel Nestor" hatten während der vergangenen Monate Umsatzeinbußen verzeichnet. "Es ist gut, dass Autofahrer jetzt wieder um den Busbahnhof herum können. Das entspannt die Parkplatzsuche", sagte Videothek-Mitarbeiterin Gisela Ehmann und fügte an: "Jetzt ist es hier tausendmal schöner." Nach Feierabend sei der Weg bis zum Auto endlich beleuchtet und nicht mehr "gruselig". Der Kleiderladen des Kinderschutzbundes hatte den dunklen Ecken vor ein paar Monaten mit Lampen entgegengewirkt, die auf Bewegungen reagieren.

Kioskbetreiberin Asli Duran half am Samstagmorgen mehreren Kunden, die richtige Bushaltestelle zu finden. "Sie kommen noch nicht so gut zurecht. Wir haben ihnen dann erklärt, wie der neue Verkehr läuft", sagte Duran. Die Kreuzstraße und die Bahnhofstraße sind jetzt wieder in beide Richtungen befahrbar. Ingrid Frensch, ehemalige Wermelskirchenerin, hat von ihrer Schwester vom Umbau erfahren. "Sie hat Angst, dass Rowdys hier alles beschädigen", sagte Frensch.

(rbrt)
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