Wermelskirchen Der "Judo-Bär" aus Wermelskirchen

Wermelskirchen · Bei den Special Olympics in der Schweiz setzt sich Ben Musaeus gegen starke Konkurrenz durch. Der 17-Jährige mit Down Syndrom will nun an der Internationalen Deutschen Meisterschaft teilnehmen.

Seine unbändige Kraft brachten ihm den liebevoll gemeinten Spitznamen "Bär" ein. So wird Ben Musaeus sowohl von seinen Vereinsfreunden als auch von seinem Vater und Trainer Jörg gerufen. Nachdem sich Ben Musaeus bereits in 2012 und 2013 die NRW-Landesmeisterschaft sichern konnte, erklomm der Judoka nun eine weitere Sprosse auf der Leiter des sportlichen Erfolgs: Beim Internationalen Special Olympics-Turnier in der Schweiz mit gut 130 Teilnehmern aus fünf Nationen setzte sich der 17-Jährige mit Down Syndrom als Sieger durch. Obendrein sicherte sich der Wermelskirchener, der für den Hückeswagener Judoclub "Mifune" antritt und ebenso beim Kaderstützpunkt Bayer Leverkusen trainiert, den Titel als Kämpfer mit der zweitbesten Technik beim Wettstreit in der Schweiz.

Bei den Eidgenossen musste Ben Musaeus für seinen Sieg gleich drei anstrengende, hart umkämpfte Duelle austragen. "Seit den Anfängen vor zehn Jahren waren wir in NRW überall unterwegs, hier kennen wir nahezu alle Kämpfer. In der Schweiz konnten wir neue Gegner kennenlernen", erzählt Vater Jörg Musaeus, der seinen Sohn als Betreuer und Trainer zu jedem Wettkampf begleitet. Eigens für die Vorbereitung auf das Turnier hatte Ben Musaeus, der die Martin-Buber-Schule in Leichlingen besucht, seine Trainingszeiten am Freitag und Samstag ausgeweitet: "Ich bin mit zu Papas Training am Donnerstag gefahren." Jörg Musaeus ist selbst seit Kindesbeinen aktiver Judo-Sportler und trainiert donnerstags bei den "Mifune"-Herren.

Stolz und Freude über den erreichten Sieg stehen Ben Musaeus ins Gesicht geschrieben: "Mein Ziel war von Anfang an der erste Platz." Diesen Ehrgeiz und diese Motivation beeindrucken Jörg Musaeus ungemein: "Die gehandicapten Kämpfer im G-Judosport sind voller Energie und Engagement bei der Sache." Frustration werde nach einem verlorenen Kampf sofort weggesteckt und neuer Elan aufgebaut: "Da kann ich von Ben lernen."

Ben Musaeus, Träger des grünen Gürtels, hat sportliche Ziele. Dazu zählt beispielsweise die Teilnahme an den Internationalen Deutschen Meisterschaften. Hierzu bedarf es aber eine Berufung in den Kader durch die Trainer. "Durch den Sieg in der Schweiz konnten wir auf uns aufmerksam machen", sind sich der Judoka und sein Vater einig. Jörg Musaeus, der die Arbeit der Funktionäre grundsätzlich lobt, liegt jedoch am Herzen, dass auch Sportler kleinerer Vereine in den Blick der Trainer rücken sollten: "Ich weiß aber auch, dass Ben noch vergleichsweise jung ist." Viele der sportlichen Konkurrenten seines Sohnes sind bereits 20 Jahre alt: "Ben hat noch Zeit." Und die will der 17-Jährige nutzen: "Ich möchte unbedingt meinen Lieblingswurf verbessern." Bei diesem Wurf, dem "Harai Goshi", wird der Gegner mit einem Arm am Oberkörper umfasst und über die eigene Hüfte beziehungsweise das eigene Bein auf die Matte geworfen.

Der Sport nimmt in Ben Musaeus' Leben einen großen Platz ein. Der jugendliche Kampfsportler spielt obendrein Fußball und ist Fan der Bayer-Kicker. In Leverkusen möchte der "Judo-Bär" gerne einmal wohnen - der Sport zieht in dort hin. "Das ist im Rahmen einer Wohngruppe mit Betreuung durchaus denkbar", sagt Jörg Musaeus. Es sei toll, zu spüren, dass Ben aufgrund ganzheitlicher, breiter Förderung derart nach vorne denke. "Ich sage ihm aber auch, dass ich ihn zuhause brauche", lächelt der Vater. Und Schwester Mira (18 Jahre) ergänzt: "Ich will lieber, dass wir alle zusammen bleiben. Wir freuen uns gemeinsam über Bens Erfolge." Mama Sylvia fiebert bei den Kämpfen ihres Sohnes genauso mit: "Ich soll zwar immer Fotos oder Videos machen, meistens jedoch zittern mir vor Aufregung zu sehr die Hände."

(sng)
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