Wermelskirchen Des Volkes liebstes Begehren süffisant aufbereitet

Wermelskirchen · 60 Prozent der Männer denken an Sex - das wundert Jürgen Becker: Dann bleiben ja nur noch 40 Prozent für Fußball übrig! Ja, wenn das Volk derart den lustigen Marsch geblasen bekommt, gibt es nur eines: lachen. Jürgen Becker, die Mitternachts(zungen)spitze höchstpersönlich, zeigte am Mittwoch in der Katt livehaftig, dass er wahrlich nicht auf sein scharfes Maul gefallen ist. Durch seine ihm eigene Art des Humors - die Leute in die Falle locken und dann überraschend die Richtung wechseln - kamen die Besucher aus dem Lachen nicht mehr heraus. Und das noch bei diesem eigentlich heiklen Thema Sex.

Denn nichts anderes begehre das Volk, sagt Becker. So sei der Mensch nun mal, dieses Säugetier mit dem größten Gehirninhalt, der ihn befähige, auch bei der sexuellen Gestaltung weitreichende Grenzen auszuloten.

Die absolute Grenze hierbei nenne man Gürtellinie. Und so wartete dann jeder auch gespannt darauf, wann der Kabarettist sie unterschreiten würde. Denkste. Hier ein Beispiel anhand eines Freudschen Versprechers: Der Mann will seiner Frau sagen: "Ich gehe gehe jetzt kicken", spricht aber das "Wort mit 'f'" aus, erzählt Becker. Spannung in der Bogenbinderhalle. Nennt er das unflätige Wort nun beim Namen, mitten auf der Bühne? Becker wartet zwei, drei Sekunden, die Spannung steigt. Und dann: "Der Mann sagt natürlich ,kiffen'." Der Überraschung folgt befreiendes Lachen. Volltreffer.

Ein anderes Mittel, die Leute zum Lachen zu bringen, ist die Übertreibung. Becker schießt seine überspitzten Metaphern wie Pfeile in die Lachmuskeln. "Gehen wir mal weit in den nahen Osten", sagt er. Was meint er wohl? Iran, Irak, Ägypten? "Nach Gummersbach", sagt Becker. Seine Vergleiche führen direkt ins Absurdistan und wieder hinaus: Die Erde sei kurz nach ihrer Entstehung so öd und leer wie heute die Eifel gewesen. Und die Blattlaus sei zwar grün und hässlich, aber das sei kein Hindernis für die Fortpflanzung, wie man es bei Joschka Fischer auch beobachten könne.

So geht's in einem Parforceritt vom Hölzchen aufs Stöckchen quer durch die Sex-Geschichte der Menschheit, quer durch Kultur(en) und Religion(en). Sex mit einem möglichst andersartigen Partner erzeuge im Gegensatz zur Inzucht die richtige Mischung der Gene zur Abwehr von Parasiten, erläutert der Kabarettist. Ansonsten entstehen nur Deppen wie bei Pegida, die nur unter sich bleiben wollen. Gegen all das weiß Becker ein tolles rheinisches Rezept: "Wer poppe will, muss fröhlich sein!" Ein schönes Volksbegehren.

(bege)
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