Wermelskirchen Deutliche Misstöne bei der Friedhofs-Übergabe

Wermelskirchen · Der Friedhof in Unterburg an der Solinger Straße gehört jetzt nicht mehr zur Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen. Solingens Bürgermeister Voigt kritisierte die Wermelskirchener, der hiesige Pfarrer Seng konterte.

 Der Wermelskirchener Pfarrer Ulrich Seng (v. l.) , Baukirchmeister Gerhard Fischer, Norbert Motzfeld von den Technischen Betrieben Solingen und Solingens Bürgermeister Carsten Voigt gestern bei der Übergabe der Schlüssel für den Friedhof Burg.

Der Wermelskirchener Pfarrer Ulrich Seng (v. l.) , Baukirchmeister Gerhard Fischer, Norbert Motzfeld von den Technischen Betrieben Solingen und Solingens Bürgermeister Carsten Voigt gestern bei der Übergabe der Schlüssel für den Friedhof Burg.

Foto: Mak

Der Anlass war durchaus erfreulich, die Stimmung hingegen eisig: Gestern Vormittag übergab die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen den Friedhof an der Solinger Straße in Burg offiziell an den Teilbetrieb Grün der Technischen Betriebe Solingen (TBS). Die zuletzt geplante Schließung der Anlage wurde damit abgewendet. Solingens Bürgermeister Carsten Voigt, selbst Burger, konnte sich dennoch einen Seitenhieb auf die bisherigen Betreiber nicht verkneifen: "Der Weg zu Gott ist wie ein 110-Meter-Hürdenlauf, und die Gemeinde Wermelskirchen hat die Hürden aufgestellt", sagte er.

Das wollte deren Pfarrer und Presbyteriums-Chef Ulrich Seng nicht auf sich sitzen lassen: Er kritisierte die "Bitterkeit" seines Gegenübers und stellte klar, dass die Stilllegung des Friedhofs nur als "Ultima Ratio" in Betracht gekommen sei. Schon vor Jahren habe seine Gemeinde angesichts der hohen Unterhaltungskosten der Anlage Kontakt zur Stadt Solingen aufgenommen und ihr die Übergabe des Friedhofs in Unterburg angeboten. Diese habe jedoch damals abgelehnt.

Lob gab es nun von allen Seiten für die TBS-Mitarbeiter Norbert Motzfeld, Andreas Brühne, Andreas Wippermann und Betriebsleiter Martin Wegner, die das Projekt vorangetrieben hatten. Den Protest des Solinger Bürgermeisters löste Seng wiederum mit der Aussage aus, seine Gemeinde habe für die Stadt Solingen eine "Anschubfinanzierung" geleistet. Das Geld, das aus Wermelskirchen in die Klingenstadt fließt, stammt aus den Gebühren für die für mehrere Jahrzehnte erworbenen Gräber und dient der Pflege und Instandhaltung der Anlage.

Die Misstöne unterstrichen letztlich auch die Bedeutung des Friedhofs: "Für die Burger war seine Erhaltung eine Herzensangelegenheit", sagte Carsten Voigt. Sogar eine Unterschriftenaktion hatte den Willen der Bevölkerung zum Ausdruck gebracht, eine Stilllegung des Friedhofs zu verhindern. Er soll nun als kommunale und überkonfessionelle Anlage vielen Bürgern bis hinauf zu den Gebieten Krahenhöhe und Dorp die Möglichkeit bieten, sich in Nähe ihres Wohnortes bestatten zu lassen. Zusätzlich zu den großen Friedhöfen in Ohligs und Gräfrath betreibt die Stadt derzeit neben dem bislang evangelischen Friedhof an der Solinger Straße eine kleine, aber schlecht erreichbare Fläche mit vielen Kriegsgräbern. Deren Pflege will die Stadt im Hinblick auf das neue Angebot auslaufen lassen. Eine Kapelle gibt es dort genauso wenig wie nahegelegene Parkmöglichkeiten.

Der neue städtische Friedhof in Burg, auf dem sich aktuell 300 Gräber befinden, soll künftig auch modernere Bestattungsformen wie Baumbegräbnisse und Urnengräber anbieten.

(RP)
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