Wermelskirchen Dhünn testet Sonntagabend-Gottesdienst

Wermelskirchen · Die evangelischen Kirchengemeinden in Wermelskirchen können sich vorstellen, Gottesdienste auch am Samstag- oder Sonntagabend zu feiern. Am Sonntagmorgen wollen sie festhalten. In Dhünn gibt es in diesem Jahr zwei Testläufe.

Wermelskirchen: Dhünn testet Sonntagabend-Gottesdienst
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Für Pfarrer Reinald Rüsing ist das ein Versuch: Am 16. August und am 18. Oktober feiert seine evangelische Kirche in Dhünn ihre sonntäglichen Gottesdienste erst um 18 Uhr. Der übliche Termin um zehn Uhr fällt zu diesen Gelegenheiten aus. "Wir sind einfach neugierig und wollen das ausprobieren", sagt Rüsing. Auch wenn die Kirche in der Regel am Sonntagmorgen-Gottesdienst festhalten wolle.

Die Präses der westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus, hatte zuletzt laut darüber nachgedacht, die Gottesdienste der evangelischen Kirchen vom Sonntagmorgen auf den Sonntagnachmittag oder -abend zu verlegen. "Die Lebenswirklichkeit von Familien ist eine andere geworden", begründete Kurschus ihren Vorstoß. Seit geraumer Zeit schon versuchen auch die hiesigen Kirchengemeinden in Wermelskirchen, Dabringhausen, Hilgen-Neuenhaus und eben Dhünn, ihre Angebote an die Gemeinde neu auszuloten.

Für Dhünn sind die Gottesdienste am Sonntagabend, die im Gemeindehaus in Hülsen gefeiert werden, Testläufe mit unbestimmtem Ausgang. "Wir wollen herausfinden, ob wir andere Menschen gewinnen oder wiedergewinnen können, die am Sonntagmorgen nicht erscheinen", sagt Pfarrer Rüsing. Bislang hatte die Kirche nur zu besonderen Anlässen Gottesdienste zu ungewohnten Terminen angeboten, etwa samstagabends vor der Konfirmation.

Die neuerliche Diskussion um die Gottesdienst-Zeiten sei für die Stadtkirche "ein alter Hut", sagt Pfarrer Ulrich Seng. In Wermelskirchen biete die Kirche mindestens zwei Mal im Monat Gottesdienste am Samstag- oder Sonntagabend an. An den klassischen Gottesdiensten am Sonntagmorgen wolle die Gemeinde aber festhalten. "Ob Menschen kommen oder nicht, liegt nicht primär an der Uhrzeit." Das sei eine "verkürzte Betrachtungsweise", sagt Seng. "Wenn wir den Gottesdienst verlegen, bleiben dafür andere weg." Alternative Strukturen und Themen in den Gottesdiensten anzubieten, habe sich hingegen bewehrt. Formate wie die Gottesdienst-Reihe "GoEx", mit Band- statt Orgelmusik und "kreativen und witzigen" Themenaufbereitung, seien zuletzt ein "besonderer Anziehungspunkt" gewesen, sagt Seng.

Mit Gottesdiensten am Sonntagabend hat auch die evangelische Kirche in Dabringhausen bereits Erfahrung. Sechs Mal im Jahr werde der sonntägliche Gottesdienst auf 18 Uhr verlegt. Schon vor vier Jahren habe die Gemeinde das eingeführt, sagt Pfarrerin Elke Mielke. Ergebnis: "Es kommen nicht mehr Menschen." Dafür aber sehe sie dann einige Gesichter mittleren Alters, die am Sonntagmorgen nicht in die Kirche kämen.

In Hilgen-Neuenhaus hat man den Gottesdienst kürzlich um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, er beginnt nun um 10.30 Uhr. Ob das etwas bewirke, bleibe abzuwarten, sagt Traugott Schuller. Der Pfarrer hat dafür zu einer ganz anderen Zeit eine Beobachtung gemacht: Die Andacht am Donnerstagabend erfreue sich großer Beliebtheit. Keine Predigt, 25 Minuten lang - das ist das Konzept. "Manche Menschen sagen, da kommen sie besser zur Ruhe", sagt Schuller.

(RP)
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