Wermelskirchen Die Alternative zum Auto entdecken

Wermelskirchen · Bestes Wetter und herrliche Stimmung auf dem Trassenfest. Bei einer kleinen Talkrunde kommen die Teilnehmer zu dem Schluss, dass die bergische Fahrradregion mittlerweile brummt. Über 200.000 Radler wurden inzwischen gezählt.

 Klaus Funcke aus Wipperfürth spricht mit Vinzent Joest vom Zweirad-Center über die Neuentwicklungen auf dem Markt.

Klaus Funcke aus Wipperfürth spricht mit Vinzent Joest vom Zweirad-Center über die Neuentwicklungen auf dem Markt.

Foto: Jürgen Moll

"Ich habe das Bergische Land mit dem Fahrrad neu kennengelernt", sagt Dankmar Stolz, Vorsitzender des Marketingvereins WiW. "Das Radfahren und die Trassen verbinden Menschen und an den Treffpunkten lernen sie sich kennen. Es ist ein Gegentrend zur Digitalisierung." Die Bürgermeister Rainer Bleek (Wermelskirchen), Stefan Caplan (Burscheid), Landrat Hermann Josef Tebroke und Frank Schopphoff (ADFC) sind sicher, dass die Trassen auch ein Wirtschaftsfaktor sind, wie Gastronomie und Handel berichten. "Das Fahrrad ist zu einer Alternative zum Auto geworden", sagt Dr. Tebroke bei einer kleinen Talkrunde auf der Bühne der Bergischen Morgenpost am Zweirad-Center Lambeck anlässlich des zweiten Trassenfestes.

Über die positiven Entwicklungen berichten auch die Bürgermeister. "Die Fahrradboxen am Busbahnhof sind alle vermietet", zitiert der Bürgermeister die Bergische Morgenpost vom Samstag. Bei Bedarf würde die Stadt weitere aufstellen. Die Ortsdurchfahrt werde im Bereich Lidl/Zenhäuschen demnächst auch verbessert, sagt Bleek. Die Ortsdurchfahrt Hilgen soll im Juli fertiggestellt werden, berichtet Caplan. Inzwischen wurden schon 200.000 Fahrräder auf der Trasse gezählt. "Die Gemeinden Odenthal und Leichlingen haben sich gemeldet und wollen mitmachen, obwohl sie noch gar nicht an die Trassen angeschlossen sind", sagt Caplan. Die bergische Fahrradregion brummt.

"Stellen Sie sich vor, in holländischen Zeitungen wird über das Bergische Land berichtet", sagt Schopphoff. Er traf sich im April zu einer "Mühlentour". "Ich hatte mit zehn Teilnehmern gerechnet. Gekommen sind 35 Tour-Leiter aus verschiedenen Städten. Das sind Multiplikatoren, die Werbung für unsere Region machen", freut sich Schopphoff. Diese positive Stimmung war beim Trassenfest überall zu spüren. Wie bei einem großen Familientreffen oder fast schon wie auf der Kirmes. Gottesdienst, Musikprogramm, viele Informationsstände, Mountainbike-Touren, Probefahrten, Waffeln, die Currywurst und eine 1200 Euro Spende an die Kindergärten.

Das Waffelhäuschen in Hilgen Neuenhaus ist beliebter Anlaufpunkt. "Viele Radler fahren bis zu uns und dann wieder zurück", erzählt Dagmar Kunst. "Ich arbeite bei der Sparkasse in Leichlingen und fahre nur noch mit dem Rad", sagt ihre Kollegin Angela Nägel. Sie fährt ein ganz besonderes Fahrrad mit kleinen Rädern, Elektro- und Riemenantrieb. "Das Einkaufen mache ich nur noch mit dem Rad. Meinen Mann konnte ich auch schon überzeugen. Und die Räder passen in unser Auto", schwärmt sie.

Wie auf jedem Treffpunkt ist die Ortsdurchfahrt Wermelskirchen ein Kritikpunkt. "Da muss man dranbleiben und ich weiß, da sind ganz dicke Bretter zu bohren", sagt Claus Funcke, ehemaliger Stadtplaner aus Wipperfürth. Er hat zwischen Wipperfürth und Hückeswagen eine weitere Gefahrenstelle ausgemacht. "18 Prozent geht es da die Trasse hinunter. Das ist viel zu viel und der Krankenwagen war da auch schon im Einsatz", berichtet er.

Carina und Oliver Schwarz nutzten mit ihren Kindern Lina (10) und Philipp (13) die Balkantrasse ganz intensiv. "Wir haben in einem Café in Wermelskirchen gefrühstückt, dann sind wir nach Burscheid und jetzt geht es nach Lennep", berichtet Vater Oliver Schwarz am Waffelhäuschen. Alle freuen sich schon auf nächstes Jahr, dann gibt es wieder das große "Trassen-Treffen" an dem sich elf Städte und Gemeinden beteiligen.

(wsb)
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