Analyse Die Politik gibt wieder einmal ein schlechtes Bild ab

Einen gegenläufigen Radverkehr mit Schutzstreifen wird es in der Stadt nicht geben - das Halten vor den Geschäften ist wichtiger.

Die Hoffnung auf ein Ende der Diskussion um die Verkehrsführung in der Telegrafenstraße, speziell den gegenläufigen Radverkehr, war vergebens. Die Mehrheit der Politiker lehnt die Öffnung der Einbahnstraße für Radfahrer zum jetzigen Zeitpunkt ab. Für Radfahrer, Tourismusförderer und Freunde einer Innenstadt mit mehr Aufenthaltsqualität ist dies ein herber Dämpfer.

Die Politik gibt mit dieser Entscheidung gegen den gegenläufigen Radverkehr wieder einmal ein schlechtes Bild ab: Erneut wurde dieses Thema aufgeschoben, statt eine endgültige Entscheidung zu treffen. Erneut wurde eine wichtige politische Entscheidung kurz vor Toreschluss vertagt. Erneut soll ein Gutachten erstellt werden, das weitere Zahlen liefern soll. Wie viele Gutachten braucht Wermelskirchen eigentlich noch, bis dieses Thema endlich vom Tisch ist? Dabei waren die Zahlen, Fakten und Prognosen des Verkehrsplaners plausibel und nachvollziehbar, sämtliche Bedenken konnten widerlegt werden. Aber was nützt es, wenn sich Politiker am Ende doch nicht an dem Gutachten orientieren und dem Experten keinen Glauben schenken? Peter Sienko (Isaplan) ist fest der Überzeugung, dass der Durchgangsverkehr durch die beschlossenen Maßnahmen reduziert wird und der gegenläufige Radverkehr problem- und gefahrlos funktionieren würde. Die Mehrheit der Politiker sieht dies aber anders. Unverständlich!

Von einigen Ausschussmitgliedern war zu hören, wie toll doch der Vortrag des Experten gewesen sei - dann kamen die Einschränkungen: "Ich glaube aber nicht, dass...", "Ich habe die Befürchtung, dass..." oder "Ich denke, dass es in Wermelskirchen anders laufen wird..." Da fragt man sich als Außenstehender doch ernsthaft: Wieso wurde diese aufwendige und teure Untersuchung dann überhaupt in Auftrag gegeben? Jochen Bilstein (SPD) kritisierte dieses Verhalten passend: "Wir sind hier ein politischer Fachausschuss, kein Religionsausschuss."

Deutlich wurde: Einen gegenläufigen Radverkehr mit einem Schutzstreifen wird es in Wermelskirchen nicht geben. Das Halten direkt vor den Geschäften, um "mal eben" etwas zu kaufen, scheint den Politikern wichtiger zu sein. Ob es einen Radverkehr ohne Schutzstreifen geben wird, soll nach den Ergebnissen des weiteren Gutachtens entschieden werden. Bis dahin bleibt der unerträgliche Schwebezustand.

(ser)
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