Wermelskirchen Die Pommern feiern unter der Erntekrone

Wermelskirchen · Die Landsmannschaft beging am Samstagabend eines der wichtigsten Feste im Jahr: An die 200 Gäste versammelten sich im Bürgerzentrum.

 Die Erntekrone entsteht in liebevoller Handarbeit. Einen Abend lang haben 16 Leute etwa fünf Stunden daran gewerkelt.

Die Erntekrone entsteht in liebevoller Handarbeit. Einen Abend lang haben 16 Leute etwa fünf Stunden daran gewerkelt.

Foto: jürgen moll

Es waren sein Bruder und dessen Gattin, die den Erntetanz zum Auftakt der gemütlichen Stunden bestritten. Als frisch gekürter Erntebauer beim Erntefest der Pommerschen Landsmannschaft im Bürgerzentrum gab Bernd Meier beim Tanzen den Staffelstab an seinen Bruder Olaf und dessen Ehefrau Juliane weiter: "Meine Frau Lisel hat Knieprobleme, deshalb lassen wir das mit dem Tanzen besser".

Die Erntekrone zog Meier auf der Bühne am Haken in die Luft, so dass sie für jeden sichtbar die aufwendige Dekoration krönte. "Die Erntekrone bekommt einen Ehrenplatz bei uns im Haus", sagte Meier, der unter anderem für sein enthusiastisches Engagement bei der Pflege städtischer Beete vor seinem Wohnhaus geehrt wurde. Mehr als 200 Gäste feierten den neuen Erntebauern und den Einzug der Erntekrone ins Bürgerzentrum. Applaudierend standen die Besucher auf, um den Einzug mit Begleitung des Kürtener Musikvereins gebührend zu feiern. "Die Erntekrone entsteht in liebevoller Handarbeit. Einen Abend lang haben 16 Leute etwa fünf Stunden daran gewerkelt. Allein der Zeitpunkt des Schnitts der Ähren ist schon entscheidend, damit das Getreide nicht zu schnell vergeht", sagte Jürgen Weiher. Der Vorsitzende der Pommerschen Landsmannschaft zitierte seinen Vater, der einst seinem Sohn sagte: "Die Wurzeln der Herkunft ernähren den Geist. Sie sind etwas, das dem Menschen Halt gibt."

Der NRW-Landesvorsitzende der Pommerschen Landmannschaft, Adalbert Raasch, kommentierte in seiner Ansprache das Geschehen um Vertreibung aus der Heimat politisch. "Wir stehen in Ehrfurcht vor der Vergangenheit. Wir fühlen uns wie die Läufer einer Stafette, die die Fackel der pommerländischen Kultur weiter tragen. Mit den Opfern heutiger Kriegsgeschehen empfinden wir Empathie. Heutige Zuwanderung darf allerdings nicht gleichgesetzt werden mit unserer Vertreibung - das ist verletzend, weil es relativierend ist." Und als Appell an die Besucher sagte Raasch: "Bewahren Sie Ihr pommersches Herz. Es geht nicht darum, die Asche zu bewahren, sondern die Glut aufrecht zu erhalten - Pommern lebt so lange, wie wir es wollen!"

Nach dem offiziellen Teil, bei dem auch Bürgermeister Rainer Bleek ein Grußwort sprach, durfte im Bürgerzentrum zünftig gefeiert werden: Nicht zuletzt die Original Ostdeutschen Schnäpse wie "Pillkaller mit Leberwurst", "Danziger Goldwasser" oder "Mechkinnes" hatten daran ihren Anteil, denn derartige Köstlichkeiten sucht man andernorts eher vergeblich.

(sng)
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