Wermelskirchen "Die Schiene könnte in fünf Jahren kommen"

Wermelskirchen · Stefan Kunig ist Geschäftsführer der Regio-Bahn in Wuppertal. Er sagt: Die Reaktivierung der Schiene in Wermelskirchen wäre innerhalb von fünf Jahren möglich. Christian Klicki (CDU) hatte ein Projekt der Regio-Bahn als Referenz genannt.

Wermelskirchen: "Die Schiene könnte in fünf Jahren kommen"
Foto: Udo Teifel

"Mit der Bahn von Wermelskirchen bis nach Köln" - so lautet die Vision des CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Klicki. Erst vor Kurzem hat die Politik seinem Antrag zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob eine Anbindung an den Schienenverkehr möglich ist. In diesem Antrag forderte Klicki unter anderem "eine Betrachtung von Kommunen, die entsprechende Projekte realisiert haben (siehe das Beispiel Regio-Bahn in Wuppertal)". Unsere Redaktion hat Kontakt mit Stefan Kunig, Geschäftsführer der Regio-Bahn, aufgenommen. Er kennt sich mit der Reaktivierung von Bahnstrecken aus und berichtet von Herausforderungen, Voraussetzungen und Realisierungs-Chancen.

Knapp zwei Kilometer lang ist die Strecke, die die Regio-Bahn im Wuppertaler Norden seit Herbst 2017 baut. Dort sollen zwei S-Bahn-Linien miteinander verbunden werden. Die Entfernung vom Wermelskirchener Busbahnhof bis nach Opladen, wo in den 1980er-Jahren noch der Balkan-Express fuhr, ist deutlich größer. Über 19 Kilometer trennen die beiden Orte heute, wenn man dem Panoramaradweg Balkantrasse folgt. Trotzdem gibt es Parallelen. Bei einer Reaktivierung der Schiene in Richtung Leverkusen, von wo Anschluss nach Köln besteht, müsste man teilweise in die Natur hineinbauen. "Das größte K.o.-Kriterium für solche Bauvorhaben sind Flora und Fauna", sagt Kunig. "Frösche, Lurche, Echsen und Pflanzen können das Ganze um Jahre verzögern", erklärt Kunig. Deshalb müsse man bei der Planung Jahre vorausdenken und regulative Maßnahmen veranlassen. Die Alternative dürfte vielen Radfahrern nicht gefallen: "Wenn die jetzige Trasse noch als Bahnfläche gewidmet ist, könnte man diese wieder zurückbauen", erklärt Kunig.

Wichtig sei dabei, egal welche Streckenführung man wählt, dass die Kommunen zusammenarbeiten. "Das Wesentliche ist, dass sich die Anliegergemeinden einig sind", sagt Kunig. Er habe bei einem anderen Projekt schon erlebt, dass sich auf dem Mittelstück jemand quer stellt. "Es müssen aber alle mitspielen, sonst ist das Ganze von vorneherein zum Scheitern verurteilt", sagt Kunig. Von Vorteil sei es zudem, wenn das Land dahinter steht. In Oberhausen seien elf Kilometer Gleise neu verlegt worden, weil die Politik gesagt hat "Wir wollen die Strecke".

Die Unterstützung der Politik vereinfache auch die Finanzierung. Der Lückenschluss, den die Regio-Bahn momentan baut, werde mit Landes- und Bundesmitteln zu 90 Prozent finanziert. "Um überhaupt Fördermittel zu bekommen, besteht die erste Hürde aus einer Kosten-Nutzen-Analyse", erklärt Kunig. Bei dieser gehe es um eine Grunderfassung von Daten wie ÖPNV-Nutzung und entstehenden Kosten. Dabei komme am Ende ein Faktor heraus, der über 1,0 liegen muss, um eine Förderung zu ermöglichen. "Dann muss man eine Bahngesellschaft finden, die die Strecke haben möchte und aufgrund der Analyse bereit ist, in Vorkasse zu gehen, um das Baurecht zu beantragen", sagt Kunig. Gehe dieser Antrag durch, sei eine Förderung wahrscheinlich. "Wenn die Finanzierung steht und sich alle einig sind, könnte die Schiene in Wermelskirchen in fünf Jahren kommen."

Falls es Störfeuer in verschiedenen Bereichen gebe, könne sich der Prozess aber auch bis zu 20 Jahre hinziehen, wie Kunig aus Erfahrung weiß. Denn die Planungen für das laufende Projekt der Regio-Bahn haben bereits 1999 begonnen. "Es war teilweise frustrierend, wir mussten das Ganze immer wieder neu beatmen. 2019 soll die Strecke jetzt aber endlich fertig werden", sagt Kunig. Eine verlässliche Aussage für Christian Klickis Vision in Wermelskirchen kann er letztlich nicht treffen - dafür fehlen grundlegende Informationen. Diese sollen nach Klickis Antrag jetzt von der Stadtverwaltung erhoben werden.

(kron)
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