Wermelskirchen Diesel-Diskussion verunsichert Autokäufer

Wermelskirchen · Die vorgeschriebenen EU-Grenzwerte über die zulässigen Schadstoffe in der Luft werden in vielen Städten deutlich übertroffen. Die Messstationen zeigen gesundheitsgefährdende Mengen und Ärzte sowie Umweltverbände haben bereits Klagen eingereicht.

 In Berlin protestierten zuletzt Greenpeace-Aktivisten gegen den Diesel.

In Berlin protestierten zuletzt Greenpeace-Aktivisten gegen den Diesel.

Foto: epd

Es besteht also Handlungsbedarf. Als Hauptverursacher stehen nun die Dieselfahrzeuge in der Kritik. Der ADAC spricht von 14 Millionen betroffenen Fahrzeugen.

Stuttgart kündigt als erste Stadt ein Fahrverbot für Diesel an (Ausnahme Euro-6) und auch für Köln und Düsseldorf gibt es ähnliche Diskussionen. Die "Blaue Plakette" für moderne Diesel nach der Euro-6-Norm ist auch nicht verabschiedet. Die Umweltministerin ist dafür, der Verkehrsminister dagegen und die Bundesländer uneinig. In diesem ganzen Durcheinander steht der Kunde, der nicht mehr weiß, wie er es richtig machen soll. "Die Kunden sind total verunsichert", sagt Nicole Johann-Brüne vom Peugeot-Autohaus Johann. "Sie haben irgendetwas gehört und manchmal auch nicht richtig verstanden. Einige sind tatsächlich der Meinung, der Diesel würde verboten."

Für gebrauchte Diesel rechnet sie mit einem zehn- bis 20-prozentigen Wertverlust. "Diesel ist derzeit ein Schimpfwort", sagt Johann-Brüne, "völlig zu Unrecht, denn die neue Motorengeneration ist das Beste, dass es je gab." Etwas entspannter sieht es Marco Wagner von BMW-Kaltenbach. "Vielleicht liegt es daran, dass wir sehr viele Leasing-Fahrzeuge verkaufen. Die Kunden geben sie ja nach zwei oder drei Jahren zurück."

Mercedes-Händler Ingo Engels stellt zur Zeit keinen Verkaufsrückgang fest. "Ältere Kunden, die nicht mehr so viel fahren, wechseln auf einen Benziner. Die Vielfahrer kommen aber auch heute nicht um einen Diesel herum. Warum auch? Die neuen Euro-6-Diesel sind absolut zeitgemäß." Die Schadstoffwerte werden aber neben Leistung oder Ausstattung zunehmend ein Auswahlkriterium bei Firmenfahrzeugen. "Die Firmen wollen ja ein ordentliches Image haben", sagt Engels. "Deshalb wird die Obergrenze für die Schadstoffe festgelegt und in diesem Rahmen neue Autos angeschafft."

"Ruhig bleiben und nichts übertreiben", sagt Bernd Hildebrandt für seine Marken Opel und Nissan. "Erst einmal ist noch nichts entschieden und ich bin sicher, dass es auch zukünftig Dieselfahrzeuge geben wird. Die Blaue Plakette für Euro-6 müsste eingeführt werden, denn sonst ist eine Kontrolle nicht möglich."

Er hält ein generelles Verbot für ausgeschlossen. "Ohne Diesel gibt es keine Brötchen und die Handwerker sollen ja auch in der Stadt ihre Arbeit machen. Wenn es ganz viele Ausnahmegenehmigungen gibt ist auch nichts gewonnen. Transporter sind zur Zeit ohne Diesel kaum denkbar." Klare und verbindliche Regelungen wünschen sich alle. Und die Autoprofis sind sich einig, dass die Industrie neue Vorgaben mit neuer Technik auch erfüllen könnte.

(wsb)
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