Wermelskirchen Direkte Tsunami-Hilfe aus Wermelskirchen

Wermelskirchen · Als vor zehn Jahren der Tsunami im Indischen Ozean wütete, wurde auf einer Silvesterfeier eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. 17 tamilische Familien erhielten aus Spenden neue Häuser. Der Kontakt zu diesen Menschen ist abgebrochen.

Asien gedenkt der Tsunami-Opfer von 2004
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Asien gedenkt der Tsunami-Opfer von 2004

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Vor genau zehn Jahren - am 26. Dezember 2004 - verwüstete ein gewaltiger Tsunami große Teile Sri Lankas. Über 30.000 Tote, dazu rund 5000 Vermisste und ungefähr 17.000 Verletzte waren zu beklagen. Die Fluten zerstörten fast 100.000 Häuser.

Damals formierte sich in Wermelskirchen spontan der gemeinnützige Verein "Wermelskirchen-hilft". Gründungsmitglied Lothar Dähn erinnert sich: Der Zweck des Vereins sei es gewesen, Hilfe zu leisten, um die zerstörte Lebensgrundlage der Tsunami-Opfer wieder herzustellen und den Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten.

Die Idee war während der Silvesterfeier einer Gruppe - Doris und Werner Siefen, Barbara und Wolfgang Horn, Vera und Gustav Vater sowie Ulrike und Lothar Dähn - gekommen: "Die Nachricht von der Tsunami-Katastrophe hatte wie eine Bombe bei uns eingeschlagen - wir wollten direkt helfen, und zwar ohne Reibungsverluste."

Der Verein nahm rasend schnell "offizielle" Gestalt an - Spenden konnten gesammelt werden. Bürgermeister Eric Weik übernahm die Patenschaft. Innerhalb dreier Monate kam genug Geld zusammen für ein konkretes Projekt. Der Verein nutzte die persönlichen Kontakte Siegmund Jaegers, Inhaber der Firma "Jaegertool" in die vom Tsunami betroffene Region. Direkt vor Ort befand sich damals das Ehepaar Angelika und Ralf-Werner Jahr mit Wermelskirchener Wurzeln.

Sie hatten auf Sri Lanka eine zweite Heimat gefunden. Sie setzten bereitwillig mit viel Engagement die Hilfe des Vereins direkt vor Ort um. Das "Wermelskirchen-hilft"-Projekt wurde von der UNO als "Non Gouvernemental Operation" eingestuft. Seine Hilfe galt einer versprengten Gruppe von Tamilen - insgesamt 17 Familien mit rund 70 Personen. Jede Familie hatte Todesfälle zu beklagen, alle ihre Häuser hatten die Fluten hinweggefegt. Das Ehepaar Jahr stellte den persönlichen Kontakt zu den Hilfebedürftigen her.

Ohne Angelika Jahr wäre die direkte Hilfe so nicht möglich gewesen, sagte Lothar Dähn. Sie habe sich um die vielen kleinen und großen Probleme vor Ort - darunter die Grundstückssuche für neue Häuser im Dschungel bei hohen Temperaturen, die Gespräche mit den Behörden und mit dem Mönch des Dorfes, ohne den nichts ging - gekümmert.

"Eine wichtige Verbindung lief in Sri Lanka über Cyril Karunaratna", erzählte Angelika Jahr, die heute wieder in Deutschland lebt. Sie hatte auf Bitte der Bergischen Morgenpost nachrecherchiert, wie es heute im aufgebauten Dorf aussieht. Doch der Versuch, nach zehn Jahren Kontakt aufzunehmen, war erfolglos. Das wundere nicht, sagte Jahr. Man wisse nicht, wie sich die örtlichen Verhältnisse entwickelten. Außerdem dauere die Fahrt ins Dorf lange und sei beschwerlich.

Ulrike Dähn war im Sommer 2005 nach Sri Lanka geflogen. "Die Gastfreundschaft der Familien war unbeschreiblich", sagte sie. Dabei hätten die Leute gar nichts mehr besessen. Die unermüdlichen Bemühungen aller waren letztendlich von Erfolg gekrönt: Am 11. Mai 2006 feierten die Bewohner ihr neues Dorf mit 13 Häusern in Hikkaduwa, einer kleinen Küstenstadt im Südwesten Sri Lankas.

Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu sichern, wurden den Kindern die Häuser überschrieben. Ortsansässige Handwerker bauten die Gebäude, die weit über dem Standard ihrer vorherigen Behausungen lagen. Damit war der Vereinszweck erfüllt. Insgesamt waren 56.000 Euro gespendet worden. Die Spenden flossen komplett in das Projekt. Den Verwaltungsaufwand von etwa 4000 Euro hatten die Ehrenamtler aus eigener Tasche bezahlt.

Am 11. Oktober 2008 beschloss die Mitgliederversammlung des Vereins "Wermelskirchen-hilft" nach Zielerreichung die Auflösung des Vereins. Lothar Dähn zieht ein Fazit: "Individuelle und private Hilfsaktionen können trotz aller Schwierigkeiten lohnen. Direkte Sofortmaßnahmen sind auch ohne großen Verwaltungsapparat möglich."

(bege)
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