Wermelskirchen Ehrenamt hält Gesellschaft zusammen

Wermelskirchen · Mehr als 3000 Wermelskirchener engagieren sich ehrenamtlich. "Da geht noch mehr", sagt Hans-Erwin Hermann von der Freiwilligen-Börse, die seit 2004 rund ums Ehrenamt berät und vermittelt. Wir beleuchten das Thema in einer Serie.

 Das Reparaturcafé in der Stadtbücherei ist ein gutes Beispiel für ehrenamtliches Engagement in Wermelskirchen. Hier kümmert sich Bernd Irlenbusch um den defekten Dampfbügler von Ingrid und Horst Behnke.

Das Reparaturcafé in der Stadtbücherei ist ein gutes Beispiel für ehrenamtliches Engagement in Wermelskirchen. Hier kümmert sich Bernd Irlenbusch um den defekten Dampfbügler von Ingrid und Horst Behnke.

Foto: jürgen Moll (Archiv)

Was tun, wenn man zu Hause sitzt und einem die Decke auf den Kopf fällt? Egal, ob für Rentner, Arbeitssuchende, Schüler: Die Lösung lautet ehrenamtliche Arbeit. "Man wird gebraucht, bekommt Anerkennung für seinen Einsatz und tut etwas Gutes. Das ist doch toll", sagt Hans-Erwin Hermann, Vorsitzendes der Wermelskirchener Freiwilligen-Börse. Er ist seit der Gründung 2004 dabei und wünscht sich noch mehr Ehrenamt für Wermelskirchen. "Mein Baby ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in unserer Gesellschaft. Ich denke ja auch nicht: Jetzt bin ich in Rente und nach mir die Sintflut. Man sollte sich aktiv einbringen", meint der 74-Jährige.

Hermann interessierte sich schon immer dafür, das Zusammenleben von Jung und Alt zu verbessern. Deshalb war der zertifizierte "Senior-Trainer" auch schon vor seiner Zeit bei der Freiwilligen-Börse in diesem Feld aktiv. "Dann habe ich von der Idee von Günter Luchtenberg gehört, eine Freiwilligen-Börse zu gründen. Ich war sofort begeistert", erzählt Hermann. Gemeinsam eröffneten die beiden ein Büro an der Telegrafenstraße, um freiwillige Helfer und hilfesuchende Organisationen zueinander zu bringen. Das Büro gibt es zwar schon länger nicht mehr, aber trotzdem sagt Hermann: "Wir treten weiterhin als Vermittler auf. Bei uns kann sich jeder völlig unverbindlich beraten lassen."

Das haben seit der Gründung auch viele Menschen getan, die der Verein erfolgreich vermitteln konnte. In Wermelskirchen gibt es mehr als 200 Vereine, in denen insgesamt mehr als 3000 Menschen ehrenamtlich tätig sind. "Das sind fast zehn Prozent der Bevölkerung", sagt Hermann. Diese Zahl sei gut, aber noch ausbaufähig. "Ich glaube, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die sich engagieren möchten, aber nicht wissen wo", sagt er. Der Grund für dieses Bedürfnis liegt auf der Hand: "Man kann seine Erfahrung mit einbringen, hat Spaß und findet Entfaltung in der Gesellschaft." Es sei eine "Win-Win-Situation". Hermann: "Neben der Freude, die der Einzelne an ehrenamtlicher Arbeit hat, ist auch klar: Ohne Ehrenamt geht es nicht. Die Vereinsarbeit und viele andere wichtige Projekte würden zum Erliegen kommen. Das Ehrenamt ist der Kitt der Gesellschaft."

Seit der Gründung konnte der Verein auch einige eigene Projekte auf den Weg bringen. Dazu zählt etwa der Sommer-Lese-Club der Stadtbücherei. Vor acht Jahren hatte Bücherei-Leiterin Kathrin Ludwig die Idee, ihr fehlte aber Personal für die Umsetzung. "Also haben wir einen Aufruf gestartet und genug Ehrenamtler gefunden, die mit den Kindern über die Bücher sprechen. Heute ist der Club ein Selbstläufer. Das finde ich toll", sagt Hermann.

Ein weiteres Positivbeispiel für ehrenamtliche Arbeit ist das Reparaturcafé, das einmal wöchentlich in der Stadtbücherei stattfindet. Die Idee: Man kommt mit einem defekten Gerät vorbei und bekommt dieses kostenlos repariert. "Das Tolle am Reparaturcafé ist, dass man sich nett unterhalten kann, neue Kontakte knüpft und auch etwas voneinander lernt", sagt Hermann. Die Reparateure sind ehemalige Mechaniker, Elektriker oder anderweitig handwerklich begabte Personen. "Je nach Gerät arbeiten sie dann zusammen und helfen nicht nur dem Kunden, sondern auch sich gegenseitig weiter", freut er sich.

Der 74-Jährige ist froh über jeden, der sich ehrenamtlich betätigen möchte. Sein Wunsch ist es, dass das in Zukunft nicht nur noch stärker über seinen Verein, sondern auch einfach so untereinander gelebt wird. "Ideal wäre eine klassische Nachbarschaftshilfe, in der man sich untereinander aushilft - sei es beim Rasenmähen, Kinder hüten oder einkaufen gehen", sagt Hermann. Deshalb lautet sein Aufruf: "Bringt eure Erfahrung in die Gesellschaft mit ein! Wir brauchen uns alle gegenseitig."

(kron)
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