Wermelskirchen Eiche noch immer das Sorgenkind im Wald

Wermelskirchen · Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW untersucht momentan die Wälder. Vor allem die Eiche, das Symbol des Wermelskirchener Stadtwappens, kränkelt. Ihr Pflegezustand ist schlecht.

 Die Eiche ist eine Lichtbaumart und sollte freistehen. In Wermelskirchen reihen sich die Laub-Bäume aber dicht an dicht.

Die Eiche ist eine Lichtbaumart und sollte freistehen. In Wermelskirchen reihen sich die Laub-Bäume aber dicht an dicht.

Foto: Jürgen Moll (archiv)

Geschwungene Hügel, Wälder, Wiesen, abgelegene Täler, Bäche, Talsperren - das waldreiche Bergische Land ist ein Erholungsgebiet, um das uns viele andere Regionen beneiden. Buchen und Eichen stehen in inniger Mischung. Doch die Eiche, Symbol des Wermelskirchener Stadtwappens, kränkelt und vertrocknet in den Kronen. Der Altbestand - in der Regel Bäume zwischen 90 und 130 Jahren - leidet.

Kristina Kalmbach, die für den Landesbetrieb Wald und Holz NRW arbeitet und das Wermelskirchener Revier betreut, weiß, warum das so ist: "Der Pflegezustand der Bäume ist teils schlecht", sagt die Försterin. "Eichen müssen quasi ständig betreut werden. Früher, als Heizöl günstiger war, wurde sehr wenig Holz genutzt - die Wälder vernachlässigt." Rund 60 Prozent des Waldes in Wermelskirchen ist in privatem Besitz. Der Anteil an Eichen im 630 Hektar großen Stadtwald liegt bei 28 Prozent, etwa zehn Prozent, also rund 2000 Bäume, sind Altbestand und gefährdet.

Gemeinsam mit einer Forstbetriebsgemeinschaft, der 310 Personen angehören, kümmert sich Kalmbach um rund 1000 Hektar Wald. Zu ihren Aufgaben zählt es auch, Waldbesitzer kompetent und neutral zu beraten. Die Eiche ist eine Lichtbaumart. Heißt: Sie sollte freistehen. "In Wermelskirchen stehen die Laub-Bäume aber dicht an dicht. Das Wachstum ist dadurch eingeschränkt", erklärt die Försterin. "Die Eichen sind gestresst." Der Klimawandel, insbesondere lange Trockenphasen, machen der Baumart ebenfalls zu schaffen. "Er begünstigt Fraßinsekten", sagt Kalmbach - etwa den Eichenwickler oder Schwammspinner, Raupen, die sich in den Baumkronen austoben und die Blätter fressen. Pilzbefall sei hingegen kein größeres Problem. Auch die Qualität der Luft hat sich - verglichen mit den 1980er Jahren - verbessert.

Dass es den Eichen in den nordrhein-westfälischen Wäldern nicht gut geht, stellt auch der Landesbetrieb Wald und Holz zum Start der Waldzustandserhebung fest. Insgesamt 530 Messpunkte und beinahe 10 000 Bäume werden jedes Jahr von Mitte Juli bis Ende August unter die Lupe genommen. Die Förster konzentrieren sich dabei auf die Baumkronen; messen den Umfang, sehen nach vergilbten Blättern und Schädlingen wie Insekten oder Pilzen. Daraus ergibt sich ein Bild des Gesundheitszustandes der vier Hauptbaumarten in Nordrhein-Westfalen: Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Damit sich Wald natürlich entwickelt, wurden im NRW-Staatswald mehr als 100 Wildnisgebiete ausgewiesen, also naturnahe Laubwälder, in denen sich die Natur dynamisch entfalten kann.

"Um unser Waldnaturerbe zu bewahren, arbeiten wir Forstleute daran, den Wald zu einem klimaplastischen Ökosystem umzubauen, das den Folgen des Klimawandels widerstehen kann", sagt Lutz Falkenried, Leiter der NRW-Waldzustandserhebung vom Landesbetrieb. Die Werte des Berichts im vorigen Jahr waren besorgniserregend - weniger als ein Viertel aller Bäume ist als gesund zu bezeichnen.

Bei den hiesigen Buchen und Fichten hat Kalmbach - im Gegensatz zum Sorgenkind Eiche - keine negative Tendenz ausgemacht. "Bei 1000 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im Jahr kommen die Bäume zurecht. Die Fichte hat dieses Jahr noch keine Probleme mit Borkenkäfern." Richtung Rhein gehen die Niederschläge deutlich zurück: "Da haben es die Bäume viel schwerer." Die Buche habe ohnehin ein dominantes Wachstum. "Die Eiche wird verschwinden, wenn sie nicht gepflegt wird."

(RP)
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