Wermelskirchen Ein Bayer erläutert das bayerische Wesen

Wermelskirchen · Es muss furchtbar sein, im ländlichen Bayern aufzuwachsen - rundherum nur Weiden und Kühe und Landwirtschaft und neugierige Touristen. Inmitten dieser Idylle, mit beiden Beinen im Gras, wuchs Maxi Schafroth auf. Jetzt zieht dieser Bayer- und Bauernbub, mit Bauernschläue ausstaffiert, durch Städte außerhalb seines heimischen Biotops und versucht, mit seinem "bayerischen Intellekt" auch die "nordrhein-westfälische Quirligkeit" über seine Heimat aufzuklären.

Die Wermelskirchener in der Katt waren ganz Ohr und Auge. Schafroth hatte mehr zu bieten als lediglich wortreiche Stand-up-Comedy. Er kann mit seiner Stimme spielen. Er singt, kreischt, grölt, pfeift, grunzt, quiekt - alles das, was so ein Naturbursche draußen im Walde und auf dem Felde lernen kann. In Gestik und Trachtenjanker einem Edmund Stoiber nicht unähnlich, erläutert er das Bayerische: Von seinem Ursprung, einem gewissen "Eusebius der Wirbellose" aus dem 9. Jahrhundert mit seiner 40-köpfigen Bauernarmee ("Frusthaufen") bis zur dreibeinigen bayerischen Katze, die als "Mähopfer" ein trauriges Dasein fristet.

Dazwischen erzählt er vom harten bayerischen Landleben, unter dem auch seine Mutter litt: Sie arbeitete quasi Tag und Nacht, brachte ihren Maxi auf dem Feld als "Ackergeburt" zur Welt und hielt ihn ursprünglich für eine Kartoffel. Der arme Maxi!

Darunter muss er stark gelitten haben - die Grübchen hat er heute noch. Aber dann röhrt er wie ein Hirsch "I told my Mama" im besten urigen Gospelsound direkt von der Baumwollplantage, tanzt dazu wie ein Geißbock auf zwei Hinterbeinen, zieht die Knie hoch bis zu den Brustwarzen und macht einen Buckel wie der Leibhaftige. Dazu zupft sein Gitarrist Markus Schalk himmlisch weiche Akkorde und samtige Flageoletttöne - lautmalerisch und stimmungsvoll wie die gleichnamige "scheene süaße Nachtigall" im urbayerischen Volkslied.

So aufbereitet, frisst das Publikum noch so absurden Blödsinn mit heillosem Gelächter - in der kleinen Halle Katt geht's jetzt nur noch lustig zu. Wenn der Vater seinem Maxi ermahnt, beim "Babybel-Käse" die Wachsschicht mitzuessen, weil er dann länger satt bleibe. Wenn die Leute den "Nasal-Lacher" zusammen mit Maxi üben, um ihr Nichtwissen zu übertünchen. Wenn er die Kinder gestresster "Helicopter Parents" mit dem Seminar "Loslassen" unterhält oder wenn er die Grundfrage des bayerischen Daseins den Besuchern auf die Stimmbänder fixiert: "Mähen oder Nicht-Mähen?"

Maxi war der echte bayerische Bauer bis auf eines: Das "Gschmäckle" fehlte. Was in Münchens Schickeria noch als "authentisch" gilt, hatte Schafroth in Wermelskirchen bereits abgelegt: den Stallgeruch des "Eau de Gülle".

(bege)
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