Bürgermeister - Der Tag nach dem ersten Wahlgang Ein Duell auf Augenhöhe

Wermelskirchen · Die Bürgermeisterkandidaten Stefan Leßenich (CDU) und Rainer Bleek (SPD) treten in einer Stichwahl gegeneinander an. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Chefposten im Rathaus. Beide werden jetzt noch etliche Gespräche führen.

 Die beiden Kontrahenten für die Stichwahl mit ihren Partnerinnen (v.l.) bei der Ergebnispräsentation am Sonntagabend: Alexandra Kups und Rainer Bleek (SPD) sowie Stefan und Sandra Leßenich.

Die beiden Kontrahenten für die Stichwahl mit ihren Partnerinnen (v.l.) bei der Ergebnispräsentation am Sonntagabend: Alexandra Kups und Rainer Bleek (SPD) sowie Stefan und Sandra Leßenich.

Foto: Jürgen Moll

Wermelskirchen Nach der Wahl ist vor der Stichwahl: Für Stefan Leßenich (CDU) und Rainer Bleek (SPD) wird der Wahlkampf um zwei Wochen verlängert. Beide treten am Sonntag, 27. September, in einer Stichwahl gegeneinander an. Und beide hoffen, an diesem Tag die Mehrheit der Wermelskirchener auf ihre Seite zu ziehen und somit neuer Bürgermeister zu werden.

Rainer Bleek ist optimistischer denn je, dass er das Rennen machen wird. "Ich denke, dass ich eine gute Chance habe, das Ergebnis vom Sonntag in der Stichwahl zu drehen", sagt der Sozialdemokrat. Er werde in den nächsten Tagen nun Gespräche mit den Parteien führen, die seit Sonntag nicht mehr im Bürgermeisterrennen sind - zum Beispiel mit FDP und Bürgerforum, die Marc Dieluweit unterstützt hatten. "Eventuell bekomme ich ja noch Unterstützung für die Stichwahl", sagt Bleek.

In den nächsten zwei Wochen setzt er auf die Nähe zu den Bürgern. "Ich werde das persönliche Gespräch zu den Menschen suchen und versuchen, sie mit meinen Argumenten zu überzeugen", sagt der 60-Jährige, der gestern eine erste Analyse der Ergebnisse vom Sonntag vorgenommen hat. "Teilweise war der Abstand zu Stefan Leßenich denkbar knapp - in mehreren Stimmbezirken lag ich weniger als fünf Prozentpunkte zurück", betont der Sozialdemokrat. Auch in Stimmbezirken, in denen sich die SPD in der Vergangenheit immer schwer getan habe, sei ein Aufschwung erkennbar gewesen - zum Beispiel in Dhünn (Vereinshaus Hülsen), wo er 27 Prozent der Stimmen erhalten habe. "So ein Ergebnis ist ermutigend. Es ist ein offenes Rennen", findet Bleek.

Er kündigt an, in einigen Stimmbezirken noch mehr Präsenz zu zeigen, um dort womöglich noch an Leßenich vorbeiziehen zu können. In welchen Stadtteilen das sein werde, ist zurzeit noch nicht klar. "So weit ist unsere Wahlanalyse noch nicht", sagt Bleek. Er werde bis zum 27. September verstärkt Hausbesuche machen, er werde an Info-Ständen in der Stadt den Bürgern Rede und Antwort stehen und womöglich noch an der einen oder anderen Podiumsdiskussion teilnehmen.

Was jetzt schon feststeht: Es werden lange Tage für den 60-Jährigen, denn er muss den Wahlkampf mit seiner beruflichen Tätigkeit vereinbaren. "Für Wahlkampf gibt es keinen Sonderurlaub", stellt Bleek klar. Er gibt zu, dass der monatelange Kampf um Wählerstimmen, speziell die Hausbesuche, auch an die körperliche und psychische Substanz geht. "Jedes Gespräch ist anders, ich stelle mich auf jeden Wähler ein", sagt Bleek. Das sei anstrengend, aber auch sehr interessant. Aktuell strotzt er nur so vor Selbstbewusstsein. "Meine Motivation ist ungebrochen. So eine große Chance gab es schon lange nicht mehr - ich will diese jetzt nutzen", sagt der SPD-Mann.

Stefan Leßenich wird in den nächsten 14 Tagen seine gesamte Zeit und Kraft in den Wahlkampf stecken. "Ich werde mir eineinhalb Wochen Urlaub nehmen, damit ich mich voll und ganz auf die Zeit vor der Stichwahl konzentrieren kann", kündigt der CDU-Kandidat an. Viel Freizeit werde er bis zum 27. September also nicht haben. Seine Frau und Kinder können aber ganz gut damit umgehen. "Meine Familie steht hinter mir, meine Frau hält mir den Rücken frei. Das ist ein schönes Gefühl", sagt der 35-Jährige.

Der CDU-Vorstand hat sich gestern Abend zusammengesetzt, um das weitere Vorgehen im Wahlkampf zu besprechen. Auch Leßenich setzt auf den persönlichen Kontakt zu den Wermelskirchenern, um sie für sich zu gewinnen. "Ich werde vermehrt Hausbesuche machen, Info-Stände organisieren und versuchen, in der gesamten Stadt präsenter zu sein", sagt der Christdemokrat.

Auch er hat das Ergebnis der Wahl am Sonntag analysiert, speziell die Stimmverteilungen in den einzelnen Bezirken. Marc Dieluweit habe zum Beispiel in Dabringhausen und in Buchholzen gepunktet - "ich werde versuchen, dort so viele Menschen wie möglich von mir zu überzeugen", kündigt Leßenich an. Auf der anderen Seite habe er seine Stärken im Bereich der Innenstadt, Rainer Bleek habe viele Wähler in Tente/Neuenhaus überzeugt. "Letztlich ist das Ergebnis der Stimmbezirke auch nicht so aussagekräftig, da wir nicht wissen, wie viele Leute Briefwahl gemacht haben. Denn diese Wähler tauchen dort in den Ergebnislisten nicht auf. Es ist also alles möglich", erklärt Leßenich.

Gibt es auch die Option, dass andere Parteien den CDU-Mann unterstützen werden und eine öffentliche Wahlempfehlung für Leßenich abgeben? "Ich könnte mir das gut vorstellen. Wir werden auch diese Thematik im Vorstand besprechen und entscheiden, ob wir Gespräche führen", sagt Leßenich. Er widerspricht der Aussage Marc Dieluweits, dass am Sonntag die Parteien und nicht die Personen im Vordergrund standen. "Ich finde, es war deutlich zu spüren, dass es mehr um die Personen als um die Parteien ging", meint Leßenich.

Interessant werde sein, wie sich die Dieluweit-Wähler entscheiden: Geben Sie bei der Stichwahl überhaupt ihre Stimme ab? Wenn ja, für wen? Dort sieht der CDU-Mann Potenzial. "Das kann wahlentscheidend sein", findet Leßenich. "Es gibt viele Leute, die spontan wählen gehen. Ich muss versuchen, diese Wähler zu mobilisieren."

(ser)
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