Wermelskirchen Ein langer Weg bis zur Fair-Trade-Stadt

Wermelskirchen · Wermelskirchen setzt auf fairen Handel - das ist das Ziel von Politik und auch Bürgermeister Eric Weik. Eine neue Steuerungsgruppe wird den Prozess begleiten und koordinieren. Das Team des Weltladens freut diese Entwicklung.

 Vorstandsmitglied Christiane von Dreusche (l.) und Mitarbeiterin Anna Jagenberg zeigen fair gehandelte Produkte, die im Weltladen verkauft werden.

Vorstandsmitglied Christiane von Dreusche (l.) und Mitarbeiterin Anna Jagenberg zeigen fair gehandelte Produkte, die im Weltladen verkauft werden.

Foto: Moll

Das Thema fairer Handel rückt immer mehr in den Fokus. Bei den Menschen wächst zunehmend das Bewusstsein, sich für gerechte Produktionsbedingungen einzusetzen. Auf kommunaler Ebene spielt der faire Handel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle. Die Politiker in Wermelskirchen und auch Bürgermeister Eric Weik setzen sich dafür ein, dass Wermelskirchen eine sogenannte Fair-Trade-Stadt wird. Die Stadtverwaltung möchte ein Zeichen setzen und künftig nur noch fair gehandelte Produkte kaufen - von der Arbeitskleidung über Büromaterialien bis hin zum Kaffee. Durch dieses Kaufverhalten möchte sie sich aktiv beispielsweise an der Abschaffung der ausbeuterischen Kinderarbeit beteiligen.

"Es gehört heute zum guten Ton und sollte zum eigenen Anspruch gehören, dass man versucht, Fair-Trade-Stadt zu werden", findet der Bürgermeister und fügt an: "Städte, die das nicht machen, werden irgendwann im Abseits stehen." Man könne sich nicht herausreden mit Sätzen wie "Was haben wir damit zu tun, dass es den armen Ländern schlecht geht?" Weik: "Wir sind mitverantwortlich für das, was in der einen Welt passiert." Ziel müsse es sein, in Wermelskirchen ein Netzwerk von Menschen zu schaffen, die sich daran beteiligen und die Fair-Trade-Produkte anbieten. Man bekomme diese Produkte schon heute in vielen Supermärkten, zudem gebe es in der Stadt einen tollen Weltladen, in dem Fair-Trade-Produkte verkauft werden. "Jetzt geht es darum, alle an einen Tisch zu bekommen", betont Weik.

Nachdem der Stadtrat grünes Licht für den Weg zu einer Fair-Trade-Stadt gegeben hatte, soll nun eine neu gegründete Steuerungsgruppe den Prozess koordinieren und begleiten. Klar ist: Das angestrebte Ziel wird nicht von heute auf morgen erreicht werden können. Um offiziell eine Fair-Trade-Stadt zu werden, muss Wermelskirchen verschiedene Kriterien erfüllen, die durch den Verein TransFair überprüft werden. Sind alle Voraussetzungen gegeben, erhält die Stadt den Titel zunächst für zwei Jahre - dann erfolgt eine weitere Überprüfung. Neben der Gründung einer Steuerungsgruppe und der öffentlichen Berichterstattung über den gesamten Prozess müssen noch weitere Kriterien erfüllt sein:

Produkte Bei allen politischen Sitzungen sowie im Bürgermeisterbüro werden Fair-Trade-Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet.

Handel In den Einzelhandelsgeschäften werden fair gehandelte Produkte angeboten, in Cafés und Restaurants werden - mindestens jeweils zwei Fair-Trade-Produkte - ausgeschenkt. In Wermelskirchen müssten sich mindestens acht Geschäfte und vier Gastronomiebetriebe beteiligen.

Bildungsaktivitäten In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fair-Trade-Produkte verwendet, es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema "Fairer Handel" organisiert.

Das Team des Weltladens am Markt ist erfreut über die Entwicklung und wird die Arbeit in der Steuerungsgruppe unterstützen. "Wir sind bereits seit vielen Jahren an diesem Thema dran. Schön, dass es nun endlich in Angriff genommen wird", sagt Vorstandsmitglied Christiane von Dreusche. Es gebe immer mehr Städte, die diesen Prozess angehen. "Das ist gut für das Image einer Stadt", findet von Dreusche. Man müsse ein Zeichen setzen und auch etwas unternehmen. "Es geht nicht nur um das Siegel, sondern darum, feste Ziele zu verfolgen. Man muss darauf achten, dass die Arbeitsbedingungen in Ordnung sind." Dass in der Bevölkerung ein Umdenken einsetzt und die Menschen vermehrt fair gehandelte Produkte kaufen, spüren die Mitarbeiter im Weltladen deutlich. Egal ob Schals, Tücher, Armbänder, Kaffee, Schokolade oder Gewürze: "Die Nachfrage steigt auf jeden Fall", betont von Dreusche und fügt an: "Wir versuchen, diesen Trend zu nutzen, den Kunden immer wieder neue Produkte anzubieten und sie zu informieren."

Es sei auffällig, dass immer mehr Menschen wissen möchten, wo die Produkte genau herkommen und unter welchen Bedingungen diese produziert wurden. Christiane von Dreusche freut sich über jeden Wermelskirchener, der im Weltladen einkauft. Gleichwohl betont sie: "Die Menschen müssen faire Produkte auch in anderen Geschäften kaufen, zum Beispiel im Toom-Markt - sonst werden diese Produkte dort bald wieder aus dem Sortiment genommen."

(RP)
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