Wermelskirchen Ein ungewöhnliches Tauschgeschäft

Wermelskirchen · Hobbyzüchter Rüdiger Metzner verschenkt regelmäßig einige seiner Rassehühnereier an Veronika Hain, die sich mit ihrer selbstgemachten Marmelade revanchiert. Beide genießen die Belieferung, denn sie wissen: Das ist Natur pur.

 Rüdiger Metzner und Veronika Hain

Rüdiger Metzner und Veronika Hain

Foto: Moll

Wenn Rüdiger Metzner (58) mit einem vollen Eierkarton bei Veronika Hain (56) an der Tente vor der Tür steht, hat sie oft schon das Glas in der Hand. Seit über fünf Jahren führen die beiden immer das gleiche Tauschgeschäft durch: frische Zwergseidenhühnereier gegen selbstgemachte Marmelade.

"Das hat sich so ergeben. Unsere Töchter sind befreundet, und weil ich einen Überschuss an Eiern hatte, habe ich ihr ein paar zum Probieren mitgegeben", erinnert sich Metzner an die Anfänge zurück. Seitdem gibt es im Hause Hain nur noch die Eier der "Zwergis". "Die schmecken so lecker. Und die sind so klein, da kann man locker zwei von essen", schwärmt Hain. Sie verträgt die Rasse-Eier besser als das normale Hühnerei. Ob zum Backen oder gekocht auf dem Abendbrot mit frischem Bärlauch aus dem Garten, Veronika Hain und ihre Familie sind absolute Fans.

Um sich für die regelmäßige Eierbelieferung zu bedankten, schenkte sie Metzner ein Glas ihrer selbstgemachten Marmelade. Die schmeckte ihm so gut, dass sich daraus das Tauschgeschäft ergab. Für jeden Karton Zwergseidenhühnereier gibt es ein Glas der Marmelade, meistens ist es Gelee. "Das ist Überschuss gegen Überschuss", erklärt Hain lächelnd. Da ihr das Marmelade-Einmachen so viel Freude bereitet, hat sie immer Gläser im Haus. Verarbeitet werden nicht nur Beeren, sondern auch andere Dinge, die Hain auf ihren Sammeltouren bis nach Wöllersberg findet. Als Bindemittel verwendet sie Agar-Agar. "Ich mag am liebsten die ganz dunkle Marmelade. Aber Hauptsache Marmelade", merkt Metzner mit einem Lachen an. Durch den Tausch honorierten sie sich gegenseitig. Freunde und Bekannte fänden das Tauschgeschäft witzig, würden aber nicht selbst kreativ, erzählt Hain. Für sie hat es aber noch einen weiteren Vorteil: "Das ist Natur pur. Wir wissen beide, wo es jeweils herkommt."

Vom Geschmack der Rassehühnereier ist Metzner genauso wie seine Tauschpartnerin überzeugt. Seit über zehn Jahren züchtet er im Zentrum von Wermelskirchen selbst. Seit einigen Jahren gehört er zum Vorstand des Rassegeflügelzuchtvereins Bergisches Land/Wermelskirchen. "Meine Hühner dürfen den ganzen Tag durch den Garten pesen. Das merkt man auch", ist der Hobbyzüchter überzeugt.

Sein Wissen über die Hühner kann er seit einem Dreivierteljahr auch an Familie Hain weitergeben. Angeregt durch Pflegesohn Ali (15), gehören seit dem letzten Sommer drei Hühner im Garten zur Familie. Zwergseidenhuhn Fluse ist laut Nachbarin ein "Hippie-Huhn". Sie ist wie die Welsumer Zwerghühner Berta und Maja Teil von Alis Integrationsprogramms. Er kam vor eineinhalb Jahren als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland.

Weil er in seiner Heimat im Iran bereits Hühner hatte, kennt er sich ein bisschen aus. "Das ist für ihn auch ein Stück Heimat. Das ist toll, wenn das mit so wenig Aufwand zu machen ist", sagt Metzner. Deshalb übernimmt Ali das Pflegen der "Zwergis" sowie das Reinigen des Geheges. "Er hat den Blick dafür, wenn etwas mit den Tieren nicht stimmt", erzählt Hain.

Die Lieferung von Metzner erfolgt aber nach wie vor einmal im Monat. Manchmal sind auch Wachteleier dabei.

(RP)
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