Wermelskirchen Eine bärenstarke Requisiteurin

Wermelskirchen · Die Wermelskirchener Requisiteurin Birgit Kuntze hat für den Kinofilm „Die Buddenbrooks“ das Unmögliche möglich gemacht: Für Regisseur Heinrich Breloer musste sie sogar stehende Bären und blutende Rehe beschaffen.

Einen stehenden, ausgestopften Bären, der die Visitenkarten der Gäste auf einem Silbertablett „in Empfang nimmt“, ein blutendes Reh, das in der Küche zum Brutzeln für die Festtafel bereit hängt, wollte Regisseur Heinrich Breloer für den Kinofilm „Die Buddenbrooks“ mal so eben von Requisiteurin Birgit Kuntze beschafft wissen. Natürlich durften auch die 16 Meter lange Damasttischdecke nicht fehlen sowie das Meißener Porzellan im Wert von 28 000 Euro, Silberbesteck für 20 000 Euro – und natürlich alles original Biedermeier, aber doch zugleich neu erscheinend, wie es eben bei den Buddenbrooks auf die prunkvolle Tafel gehörte.

Dreimal mit Breloer gearbeitet

Da musste die Dabringhausenerin Birgit Kuntze nicht nur für die Beschaffung des stehenden Bärens selbst wahre Bärenkräfte an Findigkeit, Organisationstalent und immer wieder Nerven wie Stahlseilen aufbringen. Mit der Requisite für den Kinofilm „Die Buddenbrooks“ hat sie jetzt erfolgreich ihren bislang größten Auftrag in ihrer 20-jährigen Berufszeit abgewickelt. Die beim WDR Köln fest angestellte Requisiteurin hat damit nach „Den Manns“ und „Speer & Er“ das dritte Mal mit dem bekannten Regisseur Heinrich Breloer zusammengearbeitet.

Während die Außenaufnahmen in Lübeck vor der Fassade des Original-Buddenbrook-Hauses gedreht wurden, entstanden die Innenaufnahmen in einem nachgebauten Haus in einem Kölner Studio. Für die gesamte Innenausstattung des opulent prunkvollen Haushaltes der reichen Kaufmannsfamilie mussten unzählige Requisiten herbeigezaubert werden: „180 Umzugskisten voller Requisiten, ein Möbellager von 830 Quadratmetern und ein Requisitenlager von 340 Quadratmetern“, berichtet Birgit Kuntze und liefert weitere Zahlen: „Insgesamt 4000 Kerzen fürs Buddenbrooks-Haus, 37 laufende Meter alter Wirtschaftsbücher fürs Kontor“, die sie aus einem Kölner Museum entleihen konnte.

Denn alles sollte tatsächlich so aussehen, wie es Thomas Mann oft detailverliebt in seinem Roman „Die Buddenbrooks“ beschrieben hatte. Da war dann auch der aufrecht stehende, ausgestopfte Bär, der tatsächlich in Thomas Manns Elternhaus gestanden hatte und den Birgit Kuntze nun für die Dreharbeiten „wieder auferstehen lassen“ sollte. Doch der Tierpräparator ihres Vertrauens hatte diesmal arg daneben gegriffen: „Der hatte keinen Bären, der hatte ein Frettchen geliefert“, sagt Birgit Kuntze. Heinrich Breloer wollte dann schon ohne das Bären-Frettchen drehen. Aber die findige Requisiteurin beschaffte ihm doch noch einen echten Thomas Mann-Bären und noch vieles „Unmögliche“ mehr.

(RP)
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