Wermelskirchen Eine Schule mit langer Tradition

Wermelskirchen · Die Schwanenschule feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Die Planungen für die Feierlichkeiten sind in der heißen Phase. Die Schule hat indes eine bewegte Vergangenheit vorzuweisen.

 Dieses Foto ist vermutlich zur Zeit des Ersten Weltkrieges entstanden.

Dieses Foto ist vermutlich zur Zeit des Ersten Weltkrieges entstanden.

Foto: BGV-Archiv

Wenn heutzutage mehr als 30 Schüler in eine Klasse gehen, sind Eltern nur allzu schnell besorgt, ob ihr Nachwuchs auch die richtige Förderung erhält. Doch verglichen mit dem frühen 20. Jahrhundert, sind die heutigen Zustände gewissermaßen paradiesisch: 1901 besuchten nämlich auch schon einmal mehr als 90 Kinder eine Klasse - das offenbart ein Blick in die Chronik der Schwanenschule. Diese feiert in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag - und zwar nicht nur mit einem Festtag, sondern mit Festwochen, deren Vorbereitungen bereits vor einem Jahr begannen und die sich ganz bewusst auch im Unterrichtsalltag niederschlagen.

Als federführende Köpfe des Geschehens befinden sich Schulleiterin Katrin Wagner und der Vorsitzende des Schulfördervereins, Stefan Leßenich, gerade in der heißen Phase zum Abschluss der Planungen.

 Seit jeher gehört die Kirmes zur Schwanenschule. Sie findet vor der Haustür statt.

Seit jeher gehört die Kirmes zur Schwanenschule. Sie findet vor der Haustür statt.

Foto: Stadtarchiv

Die größte Grundschule in Wermelskirchen ist eng mit der Geschichte der Stadt verknüpft. Bekannte Namen wie Christian Lindner (FDP-Bundesvorsitzender) oder auch Bernhard Kattwinkel, ein Vertreter der Kattwinkel-Dynastie, die maßgeblich dazu beitrug, die Schuh- und Schäfteindustrie nach Wermelskirchen zu bringen, drückten einst an der Jahnstraße die Schulbank.

Für den 5. Mai, ab 12 Uhr, lädt die Schwanenschule zu einem offiziellen Festnachmittag ein. Damit der Reigen aus Grußworten nicht allzu trocken wird, sollen die Kinder der Grundschule am Programm mitwirken. "Im Zuge der Vorbereitungen haben wir uns stets vor Augen geführt, dass wir uns darauf besinnen, für wen wir das eigentlich machen - für die Kinder", betonen die Organisatoren. Deshalb findet am Samstag, 20. Mai, 11 bis 15 Uhr, das Schulfest statt. Dann zeigen die Schwanenschüler die Ergebnisse der Projektwoche. Unter anderem wird eine Wandzeitung gestaltet, die während der Feierlichkeiten ausgestellt wird und sich mit der Geschichte der Schule beschäftigt.

 Dies ist die älteste bekannte Aufnahme der Schwanenschule aus dem Jahr 1900. Sie diente vermutlich einmal als Postkarte, da sie in Zeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie von den Produzenten liebevoll koloriert wurde.

Dies ist die älteste bekannte Aufnahme der Schwanenschule aus dem Jahr 1900. Sie diente vermutlich einmal als Postkarte, da sie in Zeiten der Schwarz-Weiß-Fotografie von den Produzenten liebevoll koloriert wurde.

Foto: BVG-Archiv

Ihre Eröffnung feiert die Schule am 30. April 1892, der erste Unterrichtstag ist am 2. Mai 1892. Im Mai 1901 bildet sie bereits 558 Schüler in sechs Klassen mit im Schnitt wie bereits erwähnt je 93 Schülern aus. Im Ersten Weltkrieg macht der Schulbetrieb dann das erste Mal Pause: Von 1918 bis 1921 wird die Schule zur Kaserne. Zur Zeit des NS-Regimes wird der Unterricht dagegen später lange aufrechterhalten, 1944 werden dann jedoch wieder Truppen im Schulgebäude einquartiert, der Unterricht findet fortan in Privathäusern statt. Im selben Jahr beschädigt ein Bombenangriff das Schulgebäude - allerdings sind die Schäden nicht allzu gravierend: Bei der Besetzung der Amerikaner wird die Schule kurz darauf zum Lazarett umfunktioniert. Ab dem 19. November 1945 lernen dort schließlich wieder Kinder im Unterricht.

Die Schulform hat sich jedoch seit ihrer Gründung immer wieder verändert: Zuerst fungierte die Schwanenschule als Volksschule, später als Hauptschule, bevor sie dann 1995 durch den Einzug der ehemaligen Dörpfeldschule zur Grundschule wurde. Auch baulich hat die Schule, die heute von 330 Schülern besucht wird, immer wieder Veränderungen durchgemacht.

 Das ist das erste, noch aufzufindende Foto einer Klasse der Schwanenschule. Wer die Kinder auf dem Bild sind, ist nicht bekannt.

Das ist das erste, noch aufzufindende Foto einer Klasse der Schwanenschule. Wer die Kinder auf dem Bild sind, ist nicht bekannt.

Foto: BVG-ARchiv, Schulchronik, STadtarchiv

Details dazu und zur gesamten Historie der Schule haben die Organisatoren des Festprogramms auch in einer Festschrift niedergeschrieben. "Wir haben Zeitzeugen befragt und Unterstützung im Stadtarchiv sowie vom Geschichtsverein erhalten", sagt Stefan Leßenich. Zur Recherche dienten zudem drei dicke, handgeschriebene Schulchroniken, die Wagner und Leßenich auf dem Dachboden der Schule fanden. "Die Kinder sollen etwas davon haben, die Schüler erleben gerade Geschichte ganz direkt", betont Katrin Wagner. Sie ist sicher, dass die Aktivitäten einen positiven Effekt über das Jubiläum hinaus haben werden: Als Geschenk an die Bürger der Stadt schreiben die Kinder ein Gedicht.

(RP)
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