Wermelskirchen Engpässe bei der Kurzzeitpflege

Wermelskirchen · Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Die Pflegeversicherung finanziert sogar die Unterbringung von Pflegbedürftigen. Wer so einem Platz braucht, muss sich frühzeitig umschauen. Vorgehalten werden solche Plätze nicht.

Dem alltäglichen Stress entfliehen, um neue Kraft zu tanken - sei es nur für eine Woche - das wünschen sich viele Angehörige, die ihre pflegebedürftigen Verwandten rund um die Uhr zu Hause betreuen.

Die Pflegeversicherung finanziert für diesen Fall sogenannte Kurzzeitpflegeplätze in stationären Einrichtungen. Bis 1612 Euro jährlich für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen stehen den pflegenden Angehörigen für die Kurzzeitpflege zu. Doch bevor die Pflegenden in den Genuss dieser Leistung kommen können, müssen sie erst einen freien Kurzzeitpflegeplatz finden. "Das ist in Wermelskirchen gar nicht so einfach", klagt Katharina Sachser, Leiterin des Kreises Pflegender Angehöriger. "In den örtlichen Pflegeeinrichtungen sind kaum Kurzzeitpflegeplätze vorhanden. Viele Betroffene beschweren sich darüber, dass sie in die Nachbarstädte ausweichen oder gar auf ihren Urlaub verzichten müssen."

Gerade während der Schulferien sind die stationären Einrichtungen in der Stadt dermaßen ausgelastet, dass es fast unmöglich ist, kurzfristig einen Platz zu finden. "Wir haben in der Sommerzeit Engpässe. Alle möchten in den Schulferien in den Urlaub fahren, so dass die Nachfrage deutlich höher ist als unsere Kapazitäten", erklärt Edith Runkel-Wünschmann, Leiterin von Haus Regenbogen. Dazu kommt es, dass in Wermelskirchen keine Plätze für die Kurzzeitpflege bereitgehalten werden. Eine Unterbringung ist nur dann möglich, wenn gerade ein vollstationärer Platz nicht belegt ist.

Wer diese Leistung in Anspruch nehmen möchte, muss deshalb so früh wie möglich einen Platz reservieren. Doch das ist nicht immer möglich. Muss der pflegende Angehörige beispielsweise selbst ins Krankenhaus, ist er auf eine schnelle Lösung angewiesen. "In solchen Fällen bleiben die Betroffenen auf dem Problem sitzen", weiß Peter Siebel, von der Diakoniestation. Viele seiner Klienten klagen über die enorme Belastung, die diese Umstände mit sich bringen.

"Es ist wirklich schade, dass viele Angehörige dieses finanzielle Angebot nicht in Anspruch nehmen können, obwohl es ihnen zusteht", findet Katharina Sachser. Dabei sei es besonders wichtig, den pflegenden Angehörigen eine Auszeit zu ermöglichen, um sich zu erholen, denn die Betreuung eines pflegebedürftigen Verwandten verlangt physisch sowohl psychisch einiges ab, beteuert Sachser. "Sie übernehmen bei der Pflege die meiste Arbeit und müssen sich rund um die Uhr um die Pflegebedürftigen kümmern, während ihre eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.

Sachser findet, dass Betroffene einen Anspruch auf die Gewährleistung dieses Angebotes in Einrichtungen in ihrer Nähe haben sollten und das nicht nur, um Urlaub zu machen, sondern auch um mal ins Theater oder Kino zu gehen. "Auch die Pflegenden haben ein Recht auf ein gesellschaftliches Leben. Um das zu ermöglichen, bietet die Pflegeversicherung die Nachtpflege an. Die Pflegebedürftigen bleiben über Nacht in einer stationären Einrichtung und werden um 6 Uhr morgens vom Personal wieder nach Hause gebracht. Diese Leistung wird hier in Wermelskirchen aber gar nicht angeboten ," klagt Sachser.

Eine Besserung der Lage ist aber nicht in Sicht. "Es gibt leider keine Patentlösung. Die Pflegeheime haben mit Personalmangel zu kämpfen und sind ohnehin ausgelastet. Man sollte die Rahmenbedingungen ändern, damit es den Einrichtungen möglich sein kann, ein besseres Angebot anzubieten", sagt Siebel. Den Angehörigen rät er, so früh wie möglich den Urlaub zu planen und einen Zeitraum außerhalb der Schulferien zu wählen. Das erhöht die Chance, einen Platz zu finden.

(doho)
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