Wermelskirchen Erkennungsdienstlich behandelt

Wermelskirchen · Seit Januar ist die Polizeiwache in Burscheid fertig. Beim Vorstellungstag war das Interesse der Bürger groß, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, inklusive Abnahme von Fingerabdrücken und den Besuch der Gefangenenzellen.

 Polizist Markus Dörner zeigt dem neunjährigen Florian Busse, wie es in einem Einsatzfahrzeug aussieht.

Polizist Markus Dörner zeigt dem neunjährigen Florian Busse, wie es in einem Einsatzfahrzeug aussieht.

Foto: Kronner

Das Spannendste zum Schluss: Als Höhepunkt der Führung durch die Polizeiwache an der Großbucher Straße ging's am Samstag in die Arrestzellen. Drei Stück gibt es in der neuen Wache. Zwei davon sind sogenannte Komfort-Zellen - wirklich komfortabel sehen die aber nicht aus. Neben einem Edelstahl-WC erwartet einen in dem weißgefliesten Raum mit hohen Wänden, nur noch ein kniehohes Bett - obwohl der Begriff Bett auf dieses Podest mit hölzerner Ablage eigentlich eher weniger zutrifft.

Warum es sich dabei aber trotzdem um die Komfortzelle handelt, wurde schnell klar, als man die Variante "Absolut sturzsicher" zu Gesicht bekam: In dem komplett kahlen Raum gibt es nichts, das höher als einige Zentimeter ist. Die Arrestierten müssen auf dem Boden liegen, die Stehtoilette erinnert an einen südfranzösischen Rastplatz. Hier will man seine Nacht lieber nicht verbringen - beeindruckend war der Anblick trotzdem, wie auch der neunjährige Florian Busse fand: "Die Knastzellen sind total cool."

Die Führung für Florian und die anderen Teilnehmer begann rund eine Stunde früher am Eingang der Polizeiwache. Dort demonstrierten die Polizisten Iris Hemmeter und Markus Dörner den 15 Teilnehmern zunächst die "Schleuse", bei der nur eine Tür auf einmal aufgeht. "So wird verhindert, dass beispielsweise ein Bewaffneter einfach bis in die Wache hineinkommt", erklärte Hemmeter. Dazu tragen auch die vielen Kameras bei, die rund um und in der Wache hängen.

Weiter ging es in Richtung "Gefahrenabwehr-Raum". Dort gab es alles zu sehen, was die Polizei bei ihren Einsätzen braucht. Von Warnwesten über Helme und schusssichere Westen bis hin zu Waffen. "Ich hätte nicht gedacht, dass diese Westen so schwer sind", sagte Jan Busse. Rund acht Kilogramm bringt die Weste auf die Waage, wie Polizist Markus Dörner aufklärte. Unter seinen Augen durften die Besucher die Polizeiwaffen mal in die Hand nehmen. Busses Sohn Florian schnappte sich sofort eine Pistole und übte das Zielen. Gefahr bestand aber nicht - bei den Waffen handelte es sich um schussunfähige Modelle.

Im Anschluss ging es nach draußen, wo der Fuhrpark der Wache eingehend untersucht werden durfte. Während die Kinder sofort in den Cockpits der blau-silbernen Wagen verschwanden, stellten die Erwachsenen beim Anblick der Fahrzeuge einige Fragen. Dabei ging es vor allem um die Sorge, dass die Beamten von der neuen Wache aus die Einsatzorte nicht mehr so schnell erreichen könnten. Dörner musste zwar zugeben: "Vom einen bis zum anderen Ende des Einsatzgebietes braucht man 49 Minuten." Er konnte aber beruhigen, dass es sich dabei nicht um den Normalfall handele: "Es sind pro Schicht drei bis fünf Streifenwagen in den Städten unterwegs, die bei einem Notfall sofort zur Verfügung stehen."

Natürlich wurden noch viele weitere Fragen gestellt und beantwortet. Von der Motorisierung der Polizeifahrzeuge (150 PS) bis hin zu Fahrten mit Blaulicht. "Diese versuchen wir übrigens außer in akuten Gefahrensituationen zu vermeiden. Denn bei eingeschaltetem Blaulicht, ist man statistisch gesehen alle 17 Sekunden in Unfallgefahr", erklärte Dörner. Das Land dürfte das begrüßen - immerhin sind die Polizeifahrzeuge nicht versichert.

Vor dem Abschluss in den Zellen ging's dann noch zur erkennungsdienstlichen Behandlung. Die Fingerabdrücke werden dort noch ganz klassisch mit Tinte und Farbe genommen und erst danach digitalisiert. Die Teilnehmer der Führung durften allerdings ohne Verhör die Führung beenden und verließen auch die Zellen unbeschadet wieder. Nicht nur deshalb kam dieses Ereignis sehr gut an. "Es war wirklich klasse, mal hinter die Kulissen zu gucken", sagte Jan Busse.

(RP)
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