Wermelskirchen Fachkraft (54), männlich, sucht. . .

Wermelskirchen · Roland Gebels gehört zu den 35 Prozent aller Arbeitslosen im Rheinisch-Bergischen Kreis, die über 50 Jahre alt sind. Viele Jahre arbeitete er für die Bayer AG. Doch nach einigen Übernahmen durch andere Firmen wurde er entlassen.

 Roland Gebels hatz in 18 Monaten der ersten Arbeitslosigkeit 180 Bewerbungen geschrieben und 14 Bewerbungsgespräche geführt.

Roland Gebels hatz in 18 Monaten der ersten Arbeitslosigkeit 180 Bewerbungen geschrieben und 14 Bewerbungsgespräche geführt.

Foto: Elena Erbrich

Seine Karriere zeigt, dass er immer ein loyaler und zielstrebiger Mitarbeiter war: Nach dem Abitur und dem Wehrdienst begann Roland Gebels (54) im Jahre 1984 mit seiner Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Bayer AG in Leverkusen. Danach folgte eine Fortbildung zum Wirtschaftsassistenten. Über 31 Jahre blieb er dem Konzern treu und arbeitete sich hoch bis zum Vertriebsleiter für den Bereich Weißpigmente. Doch dann stand er plötzlich nach einer Übernahme durch ein anderes Unternehmen vor der Arbeitslosigkeit. Nach vielen Bewerbungen fand er einen neuen Job. Doch nun ist er wieder arbeitslos. Damit gehört Gebels zu den 3137 Menschen (Stand September) aus dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, die über 50 Jahre alt sind und einen Job suchen.

Diese Gruppe macht 35 Prozent aller Arbeitslosen im Kreisgebiet aus - also ein nicht geringer Anteil. Fakt ist: Ältere Arbeitslose finden nicht so leicht wieder einen neuen Job wie jüngere Kräfte. Laut Bundesarbeitsministerium benötigen Arbeitslose zwischen 55 und 65 Jahren dafür durchschnittlich 420 Tage. Alle Altersklassen zusammen brauchen im Durchschnitt nur 266 Tage. Doch woran kann das liegen? "Die Bewerber sind meistens gut ausgebildet, verfügen über viel Erfahrung und Fachwissen, wollen aber auch dementsprechend bezahlt werden", erklärt Regina Wallau, die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach.

Roland Gebels hatte Abstriche gemacht, als er den neuen Job vor einem Jahr angetreten war. 25 Prozent weniger Gehalt und ein Arbeitsplatz weit weg von der Familie. In Heidelberg lebte er unter der Woche, am Wochenende in Burscheid im Eigenheim. Doch es passte nicht: Arbeitnehmer und Arbeitgeber hatten unterschiedliche Vorstellungen und so ist Gebels seit Anfang September wieder arbeitslos. Er ist zuversichtlich: "Ich bin überzeugt davon, einen Job zu finden, aber es ist nicht einfach", stellt er fest.

Während der ersten Arbeitslosigkeit schrieb er in 18 Monaten 180 Bewerbungen und hatte 14 Bewerbungsgespräche. Für ihn war es hart damals, nach 31 Jahren plötzlich arbeitslos zu sein. "Es lief so viele Jahre perfekt", sagt er rückblickend. Viele Übernahmen anderer Firmen erlebte er mit.

Im Jahr 1998 übernahm ein amerikanisches Unternehmen den Weißpigmente-Bereich der Bayer AG - Gebels Arbeitsvertrag blieb aber bestehen. Bis zu seiner Kündigung 2015 gehörte der Standort in Krefeld fünf verschiedenen Firmen. Gebels erlebte Insolvenzen und Übernahmen hautnah mit. Das Unternehmen, das dann 2014 Rechtsnachfolger wurde, entließ ihn dann. "Ich kann auch nachvollziehen, warum. Sie hatten eigene Sales Director und brauchten mich nicht", sagt Gebels. Nach seinen Angaben musste ein Drittel der Belegschaft gehen.

Die Jobsuche gestaltete sich schwierig. 20 Jahre war Gebels ausschließlich für den Bereich Weißpigmente zuständig. Weltweit gebe es aber nur rund acht Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. "Ich habe mich auch in anderen Bereichen beworben, in der Reise-, Event- und Nahrungsmittelbranche, aber es ist schwer da hineinzukommen, wenn man jahrelang nur in einem Bereich gearbeitet hat", sagt Gebels. So konzentrierte er sich schnell wieder auf die Chemiebranche. Er stellt fest: "Früher wollten die Unternehmen eher Mitarbeiter, die sich auf einen Bereich spezialisiert haben. Heute zählt es, viel Erfahrungen in verschiedenen Branchen gesammelt zu haben."

In Bewerbungsgesprächen habe man sein Alter noch nie negativ bewertet, jedoch merke er, dass viele Chefs lieber auf jüngere zurückgriffen, die mit Computern und sozialen Medien großgeworden sind. Gebels Trumpf: Er hat viele internationale Erfahrungen gesammelt, hat unter anderem sechs Jahre bei Bayer in Brasilien gearbeitet. "Damit kann ich punkten, aber auch die 30-jährigen Mitbewerber haben heutzutage schon viel Auslanderfahrung gesammelt. Der Vorsprung wird immer kleiner", sagt er.

Gebels ist motiviert. Er will wieder etwas leisten. 50 bis 80 Wochenstunden mache er gerne und auch 120 Reisetage im Jahr würden ihm gefallen. "Das macht mir Spaß", sagt er. Er sei zwar schon 54, aber zuhause sitzen wolle er nicht. "Diese Vorstellung ist grauenvoll", sagt Gebels. Seine momentane Aufgabe: "Mein Job ist, einen Job zu finden", sagt er.

Gebels Motivation muss nun nur noch auf die richtigen Firmenchefs treffen. "Viele Chefs haben Vorurteile", stellt Wallau fest. "Sie meinen, ältere Mitarbeiter würden öfter krank sein. Das kommt dann genau von den Chefs, die im gleichen Alter sind und sich selbst noch als voll leistungsfähig einschätzen."

Interessierte Arbeitgeber können sich direkt bei Roland Gebels melden unter Tel. 02174 780643, Handynummer 015234326713 oder per Mail unter roland.gebels@gmx.de

(eler)
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