Wermelskirchen Fahrer abgelenkt - Polizei startet Kampagne

Wermelskirchen · Immer mehr Fahrer nutzen während der Fahrt ihr Handy. Die Kreispolizei setzt auf Präventionsarbeit.

Die Kreispolizei verstärkt in diesem Jahr ihre präventive Arbeit, um auf die drastisch erhöhte Unfallgefahr durch abgelenkte Autofahrer aufmerksam zu machen. "Wir möchten aufzeigen, wie schnell etwas passieren kann, wenn man nur eine Sekunde unaufmerksam ist", sagt Ulrich Schramm, Leiter der Direktion Verkehrsunfallprävention/Opferschutz der Polizei Rhein-Berg. Er verdeutlicht die Gefahr mit einem Beispiel: Ein Autofahrer, der mit 50 km/h unterwegs ist, legt in einer Sekunde etwa 14 Meter zurück. "Ist er eine Sekunde abgelenkt, heißt das 14 Meter völliger Blindflug."

Eine aktuelle Studie der TU Braunschweig hat ergeben, dass alarmierend viele Autofahrer wegen Lesens und Tippens auf dem Smartphone ein ernsthaftes Verkehrsrisiko darstellen. Verkehrspsychologen beobachteten etwa 12.000 vorbeifahrende Autos - Ergebnis: 4,5 Prozent der Fahrer hantierten mit dem Mobiltelefon. Dieser Anteil war höher als der der telefonierenden Fahrer. Studien zufolge erhöht das Schreiben einer SMS oder das Eintippen einer Telefonnummer das Unfallrisiko um das Sechs- bis Zwölffache.

Die Kreispolizei hat von Januar bis März dieses Jahres kreisweit 643 Handyverstöße von Autofahrern und neun Verstöße von Radfahrern festgestellt. Dazu zählen Telefonieren, SMS schreiben oder auch Fotografieren. "Fahrer dürfen ein Handy während der Fahrt nicht in die Hand nehmen", betont Polizeisprecherein Claudia Kammann. Im Vergleichszeitraum 2015 waren die Zahlen etwas höher. Daraus könne man aber keine Tendenz der Handynutzung am Steuer ableiten. "Es ist ein Kontrolldelikt", erklärt Kammann. Genau diese Kontrollen von Handyverstößen seien nicht planbar, denn sie erfolgen in der einsatzfreien Zeit. Bedeutet: Hätten Polizisten mehr Zeit für solche Kontrollen, würden sie auch mehr Verstöße ahnden. Ulrich Schramm vermutet, dass es eine sehr hohe Dunkelziffer beim Thema Handyverstöße gibt. "Fast jeder hat heutzutage ein Handy. Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, fällt auf, dass an allen Ecken und Enden Verkehrsteilnehmer durch Handys abgelenkt sind - Autofahrer, Radfahrer und auch Fußgänger", meint der Polizeihauptkommissar.

Die Kreispolizei wird mit ihrer Präventionsaktion im Nord- und Südkreis präsent sein. Wann die Aktion genau startet, ist noch unklar. Die Polizei wird an verschiedenen Orten ein 14 Meter langes Stück "Fahrbahn" auslegen und darauf Pappfiguren stellen, etwa Senioren mit Rollatoren oder spielende Kinder. So werde deutlich gemacht, welche Gefahren allein auf einer Entfernung von 14 Metern lauern können. Schramm: "Es wird sichtbar, was es heißt, wenn man fährt, ohne reagieren zu können."

Dass die Strafe - ein Handyverstoß hat ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei zur Folge - den Verkehrsteilnehmern zu gering erscheint, denkt Schramm nicht. Es gebe zwar keine wissenschaftlichen Daten dazu, "aber mein Gefühl ist: Es wäre abschreckender, wenn das Risiko größer wäre, mit Handy am Steuer erwischt zu werden", sagt Schramm. Die Zahl der Kontrollen einfach zu erhöhen, sei personell aber nicht möglich.

(ser)
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