Wermelskirchen Familie kämpft um das Leben der Mutter

Wermelskirchen · Viel Zeit bleibt der Familie von Parvin Dehnavi Simiroumi nicht. Die 54-jährige krebskranke Frau aus Wermelskirchen gilt nach einer ambulanten und vier stationären Chemotherapien, die keine Wirkung zeigten, als Palliativfall. Helfen könnte eine Protonenbestrahlung. Die Familie bittet um Spenden.

 Im Kreise ihrer Liebsten (hier die Familie ihrer ältesten Tochter) geht es Parvin Dehnavi Simiroumi den Umständen entsprechend am besten (v.l.): Enkelin Melody, Schwiegersohn Yavuz Demir mit dem sechs Monate alten Liyam, Tochter Somayeh Demir, Parvin Dehnavi, Enkelin Neyla und Tochter Bianca Sapideh Alipour.

Im Kreise ihrer Liebsten (hier die Familie ihrer ältesten Tochter) geht es Parvin Dehnavi Simiroumi den Umständen entsprechend am besten (v.l.): Enkelin Melody, Schwiegersohn Yavuz Demir mit dem sechs Monate alten Liyam, Tochter Somayeh Demir, Parvin Dehnavi, Enkelin Neyla und Tochter Bianca Sapideh Alipour.

Foto: Singer

Mit einem außergewöhnlichen Spendenaufruf wendet sich die Familie von Parvin Dehnavi Simiroumi an die Öffentlichkeit. Die Wermelskirchener wollen schnellstmöglich 28.700 Euro zusammen bekommen. Diese Summe ist nötig, um die Krebstherapie von Parvon Dehnavi fortzusetzen. Die 54-jährige gilt nach einer ambulanten und vier stationären Chemotherapien, die alle keine Wirkung zeigten, als Palliativfall. Letzte Hoffnung für die Patientin, ihre Kinder und deren Familien bietet nur noch eine teure Protonenbestrahlung.

Mittels Spendenkonto und Crowdfunding im Internet organisiert Tochter Bianca Sapideh Alipour, die ihre Mutter tagtäglich betreut, den Spendenaufruf. Für die 29-Jährige, die ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften im Moment ruhen lässt, steht fest: "Wir kämpfen weiter und wollen jede sinnvoll erscheinende Möglichkeit nutzen." Bianca Alipour appelliert an die Menschlichkeit; "Jeder hat doch eine Mami. Wir wollen unserer Mutter so viel Lebenszeit wie möglich verschaffen." Liebe, Glaube und Zusammenhalt stärke die Familie - wie lange die Lebenszeit der Mutter sei, könne nur Gott entscheiden. Und weiter: "Wir wählen auf die Menschlichkeit - Religion, Aussehen oder Herkunft hat nichts damit zu tun."

Im sozialen Netzwerk Facebook zeigte sich inzwischen sogar der bekannte Rap-Musiker Kool Savas als Unterstützer und teilte den Link mit dem Kommentar: "Selbst eine kleine Spende macht einen Unterschied."

Eigentlich war Parvin Dehnavi im Frühjahr 2016 wegen Gallensteinen im Krankenhaus Wermelskirchen. Die Nachuntersuchung brachte dann die Horrordiagnose Lymphknotenkrebs zutage. "Unsere Mutter ist von einer sehr aggressiven Krebsform betroffen, die Teilungsrate der Zellen beträgt 70 Prozent", berichtet Bianca Alipour. Ein Jahr später und nach mehrfachen Behandlungen in der Uniklinik Köln stand fest: Die Standardtherapien schlugen alle nicht an. "Wir haben uns informiert. Ich habe zweite Meinungen unter anderem in Heidelberg, Soest und Mainz eingeholt und auch mit Alternativmedizinern gesprochen", erzählt Bianca Alipour von der mühevollen Recherche. Ihre Mutter gelte wegen der aggressiven Form der Krankheit bei vielen Medizinern als Sonderfall, der Körper habe inzwischen sogar eine Chemoresistenz entwickelt.

Parvin Dehnavi leidet am Krebs und den Nebenwirkungen der vielen Chemos. Kraftlosigkeit, ständiges Kribbeln in den Gliedmaßen, Seh- und Immunschwäche sowie Atemnot und Schluckbeschwerden, letztere ausgelöst vom rasant wachsenden Tumor im unteren Halsbereich sorgen dafür, dass die Mutter und Oma fast nichts mehr alleine kann. Letzte Hoffnung auf ein Zurückdrängen des Tumors bietet eine Protonenbestrahlung. Diese Therapie ermöglicht im Gegensatz zur Behandlung mit Photonen eine sehr zielgerichtete Bestrahlung, was umliegende Organe und benachbartes Gewebe schont. Das Problem: Die Krankenkasse von Parvin Dehnavi übernimmt die Kosten von insgesamt 28.700 Euro für alle diagnostischen Leistungen und erforderlichen Bestrahlungssitzungen im Rinecker Proton Therapy Center nicht. Der Grund: Die Kasse hat mit dem Haus in München, das sich zur Behandlung bereiterklärt hat und eine Chance auf einen Erfolg der Therapie sieht, keinen Versorgungsvertrag. Bianca Alipour hegt keinen Groll gegen die Krankenkasse, sagt aber: "Ich hinterfrage das Gesundheitssystem sehr, weil es die Möglichkeit zur Einzelfallentscheidung gibt. Dabei dauert die Bürokratie aber sechs bis acht Wochen. Ein Mensch in Not hat diese Zeit nicht."

Für die engagierte Tochter, ihre kranke Mutter und die übrige Familie stellt die Behandlung in München die letzte Hoffnung vor dem Tod Parvin Dehnavis dar. Alle fühlen sich vom Zuspruch der Internetnutzer bestärkt. Die schwache Patientin sagt: "Ich bin glücklich, wenn ich das sehe."

Innerhalb von nur zwei Tagen kamen unter dem von der Familie selbst gewählten Motto "Mama schafft das" schon knapp 2500 Euro zusammen.

(sng)
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