Wermelskirchen Flüchtlings-Initiative braucht dringend weitere freiwillige Helfer

Wermelskirchen · Die im Oktober 2014 gegründete Flüchtlings-Initiative "Willkommen in Wermelskirchen" ist gut angelaufen. Doch "gut" ist genau zu betrachten. "Wenn alles gut wäre, müssten wir uns heute Abend nicht treffen", sagte Dorothea Hoffrogge, Mitglied des Organisationsteams, beim Treffen am Montagabend. Wie in vielen anderen Bereichen müssen auch bei den Flüchtlingen und Asylsuchenden ehrenamtliche Vereine oder Initiativen die Arbeit übernehmen, für die Bund, Land und Stadt zuständig wären.

Wermelskirchen: Flüchtlings-Initiative braucht dringend weitere freiwillige Helfer
Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Die Initiative bietet Sprachkurse an, unterrichtet in Schreiben und Lesen. Zudem gibt es im Frauen Café und im Café International Treffpunkte zum Kennenlernen. Hausaufgabenbetreuung und Hilfe beim Umgang mit Behörden gehören ebenfalls zu den Aufgaben.

"Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt" - Gründungsmitglied Cornelia Seng sagte dazu: "Jetzt, durch die Arbeit, verstehe ich diesen Spruch. Fange nicht mit der ganzen Welt an, sondern mit einem einzelnen Menschen." Die Arbeit ist mittlerweile so erfolgreich und umfangreich geworden, dass dringend weitere Helfer benötigt werden. Positiv: Der Rotarier-Club aus Lennep hat seine Unterstützung zugesagt und wird ein Online-Sprachprogramm und PCs zur Verfügung stellen. Pensionierte Lehrer oder Handwerker können sich einbringen, und auch jede Hilfe bei den Treffpunkten ist willkommen. Die ersten Kinder von Flüchtlingen besuchen einen Kindergarten, die ersten Schüler gehen in eine "normale" Schule. Der beste Beginn für eine gelungene Integration. "Es wächst und wächst", beschrieb Claudia Stracke die Situation im Café International. Jeden Donnerstag ist Treffpunkt in der Jugendetage im Gemeindehaus am Markt. "Wenn junge Leute mitmachen würden, wäre das toll", sagte sie, "schließlich haben wir bei den Flüchtlingen auch viele junge Menschen."

Fest geplant ist ein Fahrradtraining mit Frank Schopphoff. Die ersten Fahrräder stehen bereit, weitere werden gesucht. "Die deutschen Verkehrsregeln sollen erlernt werden - die Fahrräder sind auch ein erster Schritt zur Mobilität", betonte Hoffrogge. Auch ein Schwimmkursus für Kinder von sechs bis 16 Jahren steht auf dem Programm. Die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen kommt bislang schwer in Gang. "Dabei wäre das gemeinsame Fußballspielen doch eine wunderbare Sache, um sich kennenzulernen", meinte Seng. Für Flüchtlinge eine Arbeit zu finden, ist schwierig. Selbst wenn Firmen bereit sind, Flüchtlinge einzustellen, muss noch eine Vereinbarung zwischen Sozialamt, Ausländerbehörde und Job-Center gefunden werden. Und gegen ein Praktikum zur Probe steht plötzlich der neu eingeführte Mindestlohn. "Ich habe immer noch die Hoffnung, dass die Politik wach wird und die Gesetze dem realen Leben anpasst. Erste Ansätze gibt es - aber es ist noch ein weiter und komplizierter Weg", betonte Seng.

(wsb)
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