Wermelskirchen Für die Sekundarschule müssen die Lehrer lernen

Wermelskirchen · Mit der geplanten Sekundarschule in Wermelskirchen wird eine gravierende Veränderung für die dort beschäftigten Lehrer einhergehen. Achim Körbitz von der Universität Bielefeld erklärt auf BM-Anfrage, was auf die Lehrer zukommt. "Früher hat der Lehrer gesagt, wie es geht, und alle machten es nach. Heute muss jeder Schüler seinen eigenen Lernzugang finden", fasst Körbitz das sogenannte selbstgesteuerte Lernen zusammen. Diese bereits in den meisten Grundschulen praktizierte Lernform sei zwar in den Hauptschulen schon verbreitet, in den Realschulen und Gymnasien stecke sie aber ebenso wie die Inklusion für behinderte Schüler noch in den Kinderschuhen.

Körbitz rechnet damit, dass etwa 60 Prozent der "alten" Lehrer und 40 Prozent junger Lehrer aus den Universitäten, die ihre Studenten wie in Bielefeld bereits seit zehn Jahren auf das selbstgesteuerte Lernen zurüsten, auch an der künftigen Wermelskirchener Sekundarschule beschäftigt sein werden. In anderen Städten bietet Körbitz bereits Lehrerfortbildungen an und würde dies auch in Wermelskirchen tun, wenn es denn gewünscht werde. Denn jeder Lehrer der künftigen Sekundarschule müsse sich berufsbegleitend fortbilden... und zwar sein Berufsleben lang. Dies sei ein neuer, aber auch notwendiger pädagogischer Ansatz, betont der Erziehungswissenschaftler. Denn Schule bzw. Lehrer müssten heutzutage immer mehr auch eine Lebensbildung und -tüchtigkeit vermitteln. Wissenschaftler hätten nachgewiesen, dass Kinder und Jugendliche weitaus mehr Orientierungshilfe für ihr Leben benötigten, als dies noch vor zehn Jahren der Fall war.

Deshalb müssten die Lehrer lernen, den Jugendlichen dabei zu helfen, besser im Leben zurecht zu kommen und sie auf der anderen Seite in die Lage versetzen, auf einem immer härteren Arbeitsmarkt ihren Platz zu finden.

Die neue Lernform setzte neben der fachlichen Fortbildung einen großen Bewusstseinswandel bei den bereits berufserfahrenen Lehrern voraus, weiß der Universitäts-Dozent und verdeutlicht: "Es gibt auch Bereiche, in denen die Schüler mehr Kompetenzen als die Lehrer haben, etwa in den Medien." Dies müssten die Erwachsenen einsehen und Lerngruppen bilden, in denen Lehrer auch von Schülern bzw. Lehrer gemeinsam mit Schülern zum Lernen bereit seien. "Ich bin mit meinen 66 Jahren zwar auch ein alter Hase. Aber ich finde es gut, wenn ich von und mit meinen Studenten noch lernen kann", verdeutlicht Körbitz die erforderliche Einstellung für die neue Schule und das neue Lernen.

(RP)
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