Wermelskirchen G9-Volksbegehren stößt auf nur wenig Interesse

Wermelskirchen · "Abitur nach 13 Jahren am Gymnasium - Mehr Zeit für gute Bildung": Unter diesem Motto wurde ein Volksbegehren durchgesetzt mit dem Ziel, das Abitur nach neun Jahren (G9) zu erlangen. Doch nur Wenige beteiligen sich.

Mit dem Volksbegehren soll die aktuelle Regelung (acht Jahre/G8) aus dem Jahr 2005 rückgängig gemacht werden. Es gibt durchaus gute Gründe dafür, denn nicht nur die Schüler haben mehr Druck, sondern auch außerhalb der Schule ist die Verkürzung spürbar. Kirchen, Musikschulen und Sportvereine finden immer schwerer Mitglieder oder Nachwuchs, da die Schüler durch Nachmittagsunterricht stark eingebunden sind. Die Tage sind gut gefüllt, da der Nachmittagsunterricht teilweise erst um 16 Uhr endet.

2012 sprachen sich in einer EMNID-Umfrage 79 Prozent der Eltern für G9 aus. Die Unterschriftenlisten liegen seit dem 2. Februar 2017 im Bürgerbüro aus. Das Volksbegehren endet am 7. Juni 2017. Das Bürgerbüro hat gute Öffnungszeiten, montags sogar bis 20 Uhr und auch samstags ist geöffnet. Da hat jeder, der möchte und dem es wichtig ist, die Möglichkeit zu unterschreiben. "Als zusätzlichen Service bieten wir auch noch vier Sonntage an", sagte Amtsleiter Jürgen Scholz, der zusammen mit Dustin Hammes am Sonntag Dienst hatte.

Am ersten geöffneten Sonntag (19. Februar) war niemand gekommen. "Heute war es besser", sagte Scholz. Was das genau bedeutet, war nicht zu erfahren. "Wir dürfen nichts sagen. Wir haben vom Innenministerium die Anweisung erhalten, während der Laufzeit des Volksbegehrens nichts über die Anzahl der Unterschriften und auch nichts über eine erkennbare Tendenz zu berichten", sagte der Amtsleiter.

Der bekannte Fernsehmoderator und Physik-Professor Harald Lesch geht bei der Frage zum Bildungssystem noch einen Schritt weiter. "G8 ist genau wie die Bachelor- und Master-Abschlüsse nur komprimierte Zeit. Die Kinder werden nur durch die G8-Zuchthäuser getrieben ohne jeglichen Praxisbezug".

Lesch plädiert für G10 oder sogar für G11, verbunden mit der Pflicht, für alle Mädchen und Jungen, ein soziales Jahr abzuleisten. "Nach diesem Jahr haben sie erlebt, wie es im Leben zugeht und dann machen sie mit der Schule weiter", schlägt Lesch vor. Die Diskussion über Schulreformen wird sicher weiter geführt.

Neben den normalen Öffnungszeiten des Bürgerbüros sind zwei weitere Sonntage für das Volksbegehren geöffnet: 30. April und 28.Mai

(RP)
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